Montag, 28. Januar 2008

Um die Welt in drei Tagen...

könnte man fast denken, angesichts der Tatsache, dass ich dieses Wochenende in Atlanta, Vienna (Wien), Johannesburg und Jordanland war. Tatsächlich handelt es sich aber nur um ein paar Möchtegern-Dörfer im wilden Norden Michigans.

Freitag abends ging es, entgegen vorheriger Planungen in reduzierter Gruppenstärke (3 Studenten plus Mitarbeiter) und einem Auto los. (Schuld: ein Auto-Unfall in Kanada (nix passiert) sowie ein nagelneuer platter Reifen).
Wir fuhren 3 Stunden nach Norden, wo es sehr viel schnell einsamer und (noch) kälter wird. Verbunden mit der Nähe zum Lake Michigan und vorherschendem Westwind gibt es dort in Küstennähe mehr Schnee, was auch als Lake Effect Snow bezeichnet wird.

Nachdem die gemütliche Holzhütte warmgeheizt war, endete der Abend dann bei Skat und Bier.
Der nächste Morgen war reichlich zweistellig kalt und verschneit.



Schon ziemlich schnell haben wir begriffen, was genau die Amerikaner unter Wintersport verstehen: Snowmobile fahren. (Und es verhärtet sich der Verdacht: Solange kein Benzin verbrannt wird, haben Amerikaner keinen Spaß)

Sämtliche Flächen und zugefrorene Seen sind quer mit Spuren überzogen. Entlang jeder Straße gibt es, teilweise mit eigenen Verkehrsschildern, Snowmobile-Wege und tief in den Wäldern gibt es dann ganze Parcours die abwechslungsreich durch die Landschaft führen.
Auch die Moped-Geräusche, die bis nachts bis 2 und morgens ab 7 vom See zu unserer Hütte drangen hatten die gleiche Ursache.
Es wird sonnenklar, was die Amerikaner aus dem Süden Michigans jedes Wochenende auf großen Anhänger gen Norden ziehen: Snowmobiles.



Tagesziel war die Sno Drift Rally, die in der Gegend an diesem Wochenende stattfand. Der Etappen führten so ziemlich durchs Niemandsland, sodass die wenigen Zuschauerposten meistens erst nach 30 Minunten Fahrt über verschneite Waldwege erreichbar waren. Dort fanden sich dann immerhin ein paar hundert Leute ein, die geduldig, mitunter frierend, auf den Etappenstart warteten.
Während in den Städten und wärmeren Gegenden Kälte auf dem Weg vom Haus ins Auto einfach nur ignoriert wird (In Kansas kam damals von den Schülern bei MInusgraden nie jemand auf die Idee, mit Jacke aus dem Haus zu gehen), haben sich die Leute hier auf die oft strenge Kälte auch eingerichtet.
Für meinen Teil hatte ich sechs langärmlige Schichten übereinandergezogen, aber beim Rumstehen wird es doch immer kalt. Mangels Winterschuhen besonders an den Füßen.

Irgendwann gings dann los und im Minutentakt drifteten im Schneegestöber allradgetriebene Autos durch die Gegend.



Das amateurlastige Fahrerfeld sowie der pulvertrockene Schnee führten aber dazu, dass die Kurven recht defensiv gefahren worden, sodass der Action-Faktor etwas hinter meinen Erwartungen zurückblieb.

Nach dem ersten Durchlauf gings dann zum Standpunkt zwei, was uns drei Stunden Wartezeit bescherte, die mit heißem Apfelsaft und Rum, Hotdogs vom Gaskocher, Skatspielen und Mittagsschlaf im Auto (es lief selbstverständlich nicht) verbracht wurden.

Auf dem Weg zum Standpunkt drei:


Wer hat, kommt mit Snowmobile. Ansonsten zumindest mit SUV, Pickup oder allradgetriebenen Fahrzeugen (vornehmlich Subarus).


Das macht Spaß...
Vermutlich noch vielmehr mit den Snowmobilen, die mit 80 km/h gelegentlich links und rechts vorbeiflitzen.


Wenn dort jemand mit ner Flinte im Anschlag auf der Straße rumläuft, ist das ganz normal. Die Waffe gibts bei Walmart und die Abschusslizenz für 10 Dollar gleich dazu. Damit darf dann jeder durch die öffentlichen Wälder ziehen uns sich seinen eigenen Elch abknallen.
Offenbar haben die eine Treibjagd mit Hunden veranstaltet, deswegen auch die markante Mütze.

Etappe drei war die Nachtetappe. Es war sternenklar und knackig kalt. Auf dem Rückweg waren sämtliche hinteren Fenster von Innen gefroren und das hat sich auch mit einer Stunde Fahrt und voller Heizleistung nicht geändert.
Der Abend wurde bei leckerem Gulasch und DVD beendet.

Sonntag ging es dann Richtung Westen an den Lake Michigan zu einem Leuchturm. Der Frost, Wind und Wasser hatten ganz vorne dicke, bizzare Eiswülste an Geländern und Stegen wachsen lassen. Der See war auch an sich auf den ersten 20 Metern zugefroren und es türmten sich meterhohe Schollen.



Last but not least fuhren wir in ein kleines Skigebiet, wo man auf Reifen den Hang runterrutschen konnte. Ein kleiner Lift zog uns nach oben, nach unten gings in einer aus Schnee geformten "Bobbahn". Das ganze macht viel Gaudi, besonders wenn vier übermütige Jungs anfangen die Reifen zusammenzubinden, gegenseitig abzustoßen oder von der Piste zu drängen.

Als Skifahrer hab ich mir natürlich auch gleich nochmal die Skisituation vor Ort angeschaut. Etwas befremdlich war, dass die ganze Anlage, also Lifte, Piste, Hotels, Wasserpark, Souvenirläden und Restaurants alles ein großes Resort war, also alles aus einer Hand. Und weil Amerikaner ausländisches Flair mögen, hat man alle Häuser in authentischem Alpenstil errichtet.



Es war also alles wie immer: Öder amerikanischer Einheitsstil ohne Flair und Charme. Die Hügelchen die man im Hintergrund sieht, sind tatsächlich alles, was zum Gebiet gehört. 150 Höhenmeter werden geboten, die Tageskarte gibts dann für lächerliche 65 Dollar!
Zum Glück war ich ja zum Tubing und nicht zum Skiing dort. Ersteres gabs nämlich für 10 Dollar die Stunde, wovon es jede Sekunde Wert war :)

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