Groß, größer, Hummer (Detroiter Automesse in Bildern)

In Detroit war gestern erster öffenticher Besuchstag der North American Auto Show, das Gegenstück zur Frankfurter Automesse.

Prinzipiell hab ich ja mit Autos nicht so viel am Hut, aber da das ganze ein größeres Spektakel mit weltweiter Beachtung ist, haben wir gestern einen Ausflug dahin unternommen.

Ich war zuerst etwas enttäuscht. Das sind wirklich Hallen, wo nur Autos drin stehen. Umringt von tausenden von Leuten, sowie Putzern, die ständig die Fingerabdrücke und Staubkörnchen wieder wegwischen.
Erst beim näheren Hinsehen bemerkt man dann, wie die Marken konkurieren. Nämlich mit hölzernem Parkett oder extravaganten Teppichböden im Austellungsbereich. Mit immer langbeinigeren Models, die in einer Schnellschulung gelernt haben Auto-Fakten total vergnügt abzuspulen. Hinter der einen oder anderen Ecke findet man dann auch doch mal kleine Displays über die Technologie.

Die teuren Autos stehen sowieso auf einer Platform mit Geländer drumherum. Was du dir nicht leisten kannst, darfst du dir auch nicht von innen anschauen

Was gibts noch? Konzept-Autos, Designstudien, dir irgendwo alle die gleichen Ideen haben und meist mit zusätzlichen Motoren und Sensoren zu tun haben. Zum Beispiel der Verzicht auf Türklinken. Stattdessen IR-Sensoren und elektronisch geöffnete Tür. Wer zum Teufel will warten, bis so eine Tür in 4 Sekunden aufgeht?

Ganz groß war natürlich der Ausstellungsbereich von General Motors. Detroiter Automesse ist j a quasi Heimspiel. Dort gibts auch nichts neues. Große klobige Limousinen, Geländesportwagen (die oft verteufelten SUVs- sport utility vehicles), Pickups. Die Neuwagenpreise sind unglaublich niedrig. Der Verbrauch steht nur ganz selten mit dabei und muss oft erfragt werden. Ist auch besser so, den will man nicht wissen.

Die deutsche Abteilung war auch groß vertreten. BMW, Audi, Mercedes, VW hatten alle die komplette Palette da. Es ist kein Zufall, dass diese Marken auch ein komplettes Programm an SUVs im Sortiment haben: Für den amerikanischen Markt.
Die Preise sind auch hier recht freundlich und liegen währungskorrigiert bei etwa 60..70% der deutschen Inlandspreise. Wie wärs mit einem neuen Passat Kombi in Grundausstattung für 16.800 EUR?

Klimafreundlichkeit? Sparsamkeit?
Nach wie vor Fehlanzeige. Der Gedanke ist nach wie vor noch fremd. Zwar gibt es auch von GM eine ganze Reihe von Eco-Modellen, aber das sind dann 5-Liter-V8 Biodiesel-Motoren oder 2,5 Tonnen SUVs mit Hybridmotor (jetzt nur noch 11l/100km). Das ist bestenfalls was fürs Gewissen, aber nicht für die Umwelt.
Die wenigen kleinen und sparsamen Flitzer schlucken alle wie das böse.

Jetzt aber mal zu ein paar Bildern:



Der 2008 Chevy Aveo, der ganz Kleine. Kein Schnickschnack. 9 l/100km Stadt, 7,8l/100km Autobahn (120km/h!). Preiswerter als der Dacia Logan.
Im Vergleich mein 1994 Chevy Geo-Prizm (der ja eigentlich ein unter Lizenz gebauter Toyota Coralla ist), 200.000+km Laufleistung braucht 6,5 l/100km Autobahn.

Man kann sehen, wo Chevy in den letzten Jahren die Entwicklungsschwerpunkte nicht gesetzt hat.



Die USA bekommt den Smart! Bisher war er hier nicht zugelassen.
(Man munkelt die Verkehrzulassungebhörde und die Zulassungsbehörde für medizinische Hilfsmittel hatten einen Streit über die Zuständigskeit).


Der Passat als Coupe. Weltpremiere und ab Mitte 2008 in Europa zu haben.



Ein Maybach Landaulet. Ein Cabrio für reiche Leute. Fahrerkabine komplett in schwarz, mit Trennwand nach hinten.
Sitzbereich hinten komplett weißes Leder, Fußstützen, Musik und Videosystem, Kühlschrank,
Preis siebenstellig.



Der neuen Hummer H3 (der "Mini-Hummer") verkörpert um so mehr das, wofür er gekauft wird. Protzendes, aggresives Statussymbol für den Großstadtjungel. Ausgestattet mit DVD-Player, HiFi-Sound und Lederbezügen.
Ihr werdet gar nicht glauben, wie oft man dieses Auto in den USA findet. Natürlich nur in Städten, nicht auf dem Land. Wer mit diesem Auto Autobahnfährt ist selber Schuld.



Zum Beweis die Hauptanwendung: Familienauto für Karrieremenschen. (Hier vermutlich treffenderweise einer der vielen Akademiker-Inder, die sich hier dank guter Ausbildung und Fleißigkeit ein großes Stückchen vom American Dream abschneiden.)



Eine Studie des Ford Explorers, "Ausstattung Tailgate ". Hier mit Sitzbank und Tisch zum Ausfahren, sowie eingelassender Kühlbox .
Tailgate ist eigentlich die Verschlussklappe hinten an einem Pickup, bezeichnet aber im Sprachgebrauch auch eine Grillparty "hinten von der Ladefläche", die man spontan mit Freunden am See, Strand, oder sonstewo abhält. Amerikanische Lebenskultur pur!

Zuletzt noch ein Eindruck der italienischen Autobauer (Nein, Fiat war nicht vertreten), die sonst Autos überwiegend in rot bauen. Ferrari hatte drei Autos ausgestellt, davon zwei nicht rot.
Und ob das hier die richtige Marketingstrategie für diese Marke ist, möchte ich auch bezeifeln:



Was kommt als nächstes, der Ferrari mit Elektromotor?

(Auto)mobil
American Dream
Finanzen
Musik
Reisen, Ausflüge
Tägliches
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren