Von der Antike ins Mittelalter

Im Jahr 1999 hab ich mein erstes Bankkonto in den USA eröffnet. Ich war von dem vorsinnflutlichen Geldverkehr geschockt. Alles lief über Schecks, die, wenn von den Läden angenommen, gesammlt wurden, um am Ende des Monats bei der Bank eingelöst zu werden. Nach der EInlösung werden die Schecks, entsprechend markiert, von der Bank an den Kontoinhaber als Beleg zurückgeschickt. Da hat so ein Scheck schon ne kleine Reise gemacht, besonders wenn ich mit Schecks der Dorfbank aus Rhode Island in Californien bezahle.

So gesehen hat sich etwas geändert. Immerhin gibts jetzt Drive-Through-Geldautomaten, Kontoauszugsdrucker und man bezahlt seine EInkäufe jetzt auch elektronisch mit PIN anstelle der klassischen Kreditkarte, (die er Durchschnittsamerikaner wegen chronischer Überschuldung sowieso kaum noch einsetzen kann).

Seit heute nun hab ich mein Konto bei der Chase-Bank. Kontoführung, Debit-Kreditkarte (EIn Hybrid aus Visa- und EC-Karte), Onlinebanking ... alles kostenlos (Seite 1). Sogar ein rudimentäres Scheckheft gibts bei der Eröffnung dazu.
Erst beim Studieren der Bankgebühren (Seite 2) kommt einem die Erleuchtung: Nein, das Bankwesen ist zwar weiter, aber die Gebührenstruktur erinnert irgendwie doch an modernes Raubrittertum.

Eine Kostprobe:
- Gebühr für das erste Mal Konto überziehen/ungedeckter Scheck: 25$/Tag
- Gebühr, ab dem 5. Mal Konto überziehen/ungedeckter Scheck: 35$/Tag
- Eingehende Überweisung: 15$/Buchung
- Ausgehende Überweisung (international): 40$/Buchung

Im übrigen wirbt die Chase-Bank mit einem ganz neuen Service: Direct-Deposit. Das beudeutet, dass ein Arbeitgeber das Geld direkt aufs Konto überweist. (Stellt euch das mal vor, wie toll!)

Meine PIN muss ich übrigens bei der netten Chelsea, die mein Konto eröffnet hat, auf der Computertastatur eingegeben. Oh wie sicher!
Ich will gar nich wissen, wie das Onlinebanking hier abgesichert ist. Wahrscheinlich ein 3-stelliger Zahlencode oder so....

Und jetzt noch das letzte. Ich habe heute eine SSN (social security number) beantragt, da ich ja Arbeitnehmer bin. Waren 3 Blätter mit 6 Seiten. Die komplette letzte Seite erklärte, dass dieses Dokument auch dem Paper Work Reduction Act von 1995 genügt und wo man anrufen kann, wenn die veranschlagten 8,5 bis 9,5 Minuten zum Ausfüllen nicht gereicht haben.

Gute Nacht!

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