Heute abend war ich noch mit auf dem Blues Fest. Eintritt frei, Live-Musik auf 3 Bühnen und sogar richtig was los. Statt fand das Event im Old-Town District, also den beiden Straßen mit Flair in Lansing. Das ganze hat der Veranstaltung auch sehr gut getan.
Die Bands waren spitze, die Leute hier, sowohl Publikum als auch Musiker, sind an der Musik einfach "näher dran". Gerade wenn die Schwarzen hier zum Mikro greifen und ne Soulnummer singen, ist die Musik einfach maximal authentisch. Sogar meinen "Ersatzersten" (Trompeter aus der Jazz-Band) habe ich (überraschenderweise) auf der Bühne gesehen, er ist nämlich von Beruf Blues-Mundharomiker und hat es faustdick hinter den Ohren.
Positiv ist mir auch aufgefallen, dass die soziale Uniformität mal aufgebrochen war, die man hier, besonders auf dem Land findet. Es waren wirklich alle möglichen Leute da: Schwarze, Weiße, Punks, Goths, Hippies, Metros, Hopper, Rocker (ihr habt ja keine Vorstellung...) und natürlich viele ONV.
Witzig fand ich noch den "Bierkäfig". Das ist ein brusthoch eingezäunter Raum zwischen den Bühnen, den man nur gegen Ausweis (min. 21 Jahre) und 5 Dollar Eintritt betreten durfte. Damit hatte man den öffentlichen Raum verlassen, indem Alkohol ja verboten ist, und befand sich nun in der "lizensierten" Zone. Wieviel das Bier gekostet hat, weiß ich nicht. Aber für Miller und Budweiser-Bier aus Kunststoffbechern gehe ich da nichtmal rein, wenn es für 5 Dollar ne Flaterateparty wäre.
nullnullschneider - 23. Sep, 07:41
In 15 Minunten ist man am Lake Lansing der etwa so groß ist wie die Kiesgrube in Pirna-Pratzschwitz. Das sommerliche Wetter nötigte uns geradezu da heute hinzufahren.
Die Ufer sind fast komplett privat oder von Angel und Segelclubs, 500m jedoch auch in städtischer Hand, welche als "Park" verwaltet wird.
Konkret sieht das so aus:
Maschendrahtzaun ringsrum. Öffnungszeiten von 8 bis Sonnenuntergang. Eintritt frei. Rasen mit Golfplatzqualität, regelmäßig bewässert und mit Mustern gemäht. Picknickpavillions für bestimmt 500 Leute mit Parkplätzen gleich in Reichweite. Angemessene Anzahl von Grills (~30) stehen natürlich auch zur Verfügung. Strand, WCs und Umkleiden natürlich Rollstuhlfahrergerecht, auch wenn man dafür einen Betonweg am "Strand" durchbauen muss.
Der mit Leinen abgegrenzte Schwimmbereich war etwa so groß wie ein Fußballfeld, wobei die linke Hälfte geschlossen war (Rettungsstand leer). Der rechte Bereich wurde dauernd von 2 Rettungsschwimmern bewacht.
Um die Sinnlosigkeit dieser ABM zu begreifen muss man noch folgedes erwähnen:
Das Wasser ging mir an der tiefsten Stelle bis zur Hüfte.
Es waren nur sehr selten Leute im Wasser.
Überall stehen riesge Schilder Schwimmen auf eigene Verantwortung sowie Anweisungen ab wieviel Jahren sich das Kind badenderweise wieviele Yards von der Aufsichtsperson entfernen darf.
Dafür dass das Wetter heute wieder mal bombig war, Eintritt frei und das Wasser irre warm, ist es ironisch, dass die Amerikaner so gut wie nicht baden gehen. Wie gesagt, Labor Day ist vorbei, die Saison ist mental beendet.
Olli war so kühn und den See dann doch quer durchschwommen. Entweder haben die beiden Bay-Watcherinnen ihn gar nicht gesehen oder es war ihnen egal. Jedenfalls war die Sache doch schon nicht ungefährlich, da unzählige Jetski mit Tempo 80 um die Segler Slalom fuhren und uns am Ufer mit den Geräusch und Geruch von 2-Taktmotoren bei hohen Drehzahlen versorgten. Wie romantisch.
Wir lagen also da den halben Tag in der Sonne und haben gelesen (erlaubt), Frisbee gespielt (verboten) und nen Football hin und hergeworfen (auch verboten). Hat mich schon gewundert, dass uns niemand nach diesen ungehörigen Regelverstößen rausgeworfen hat.
Einer Frage will ich nochmal nachgehen, da es thematisch passt. "Sind die Amerikaner wirklich so prüde, wie wir Deutschen es immer glauben?"
Nein, das stimmt nun überhaupt nicht. Die Amerikaner sind noch viel prüder. Zum Schwimmen erscheint man bereits mit Badesachen drunter und verlässt auch so den Strand. Nicht dass es keine (Sammel-)Umkleidekabinen gäbe. Aber auch die werden nicht benutzt, wenn man sich doch mal vor Ort umkleinden muss. Stattdessen zieht man sich auf dem Klo um, die hier nun wirklich keine wohnlichen Orte sind. Berichten aus dem Damen-WC (Uni-Schwimmbecken) zufolge wird dazu das Handtuch auf den Boden gelegt, damit man mit den nackten Füßen nicht auf den Boden tritt.
Am Nationalparkstrand (Sleeping Bear Dunes) gab es auch solche Sammelumkleiden, die ich benutzte. Ein Amerikaner, der sich auch umziehen wollte, wartete draussen extra bis ich fertig war und die Umkleide verliess.
Verspürt man den Badedrang an anderer Stelle, wo WC und Parkplatz nicht am Strand sind (z.B. nach der Wanderung durch die Dünen zum See) wird auch schonmal mit kompletten Sachen gebadet. Schuhe aus, aber Jeans und T-Shirt bleibt an. Die Boxershorts dürfen zwar hinten 20 cm aus den Baggypants rausgucken, baden in Unterhose ist aber wohl tabu.
Ich bin meinem europäischen Wohlfühlempfinden gefolgt und habe es riskiert mich im 30 cm hohen Dünengras sitzenderweise umzuziehen. Zweimal!
Die sittengemäße Badekluft besteht hier für Männer aus knielangen Schlabbershort. Optional auch noch mit T-Shirt an, was man vorzugsweise bei dicken Menschen sieht. Es müsste denen aber mal jemand sagen, dass der Wet-T-Shirt-Kontest so nicht gemeint war.
Mutige Mädels tragen Bikini - ohne String. Ansonsten sieht man viele biedere Badeanzüge bei den älteren Generationen. Teilweise auch wieder mit Röckchen dran, oder auch mit Shorts drüber. Auch die Wet-T-Shirt Gruselei sieht man hier und da.
nullnullschneider - 23. Sep, 06:58