Anspruch und Wirklichkeit - Teil 2
Dovers Crossing ist eine Sozialwohnanlage am Südostrand von Lansing, unweit vom Autobahnkreuz US127/I-96. Für 700 Dollar erhält man eine 3-Raumwohnung (Wohnküche + 2 Zimmer) in dreigeschossigen Holzrahmenhäusern mit Gipskartonwänden und Flachdach. Ein Alteingesessener erzählte mir, dass die Häuser schon seit über 50 Jahren hier stehen und damit der Lebenserwartung eines amerikanischen Hauses doch schon sehr nahe kommt. Kürzlich wurden erst die Balkonabstützungen getauscht. Wer mit mehr als 6 Leuten auf den Balkon geht tut es auf eigene Gefahr.
Der allgemeine Zustand der Häuser ist ziemlich desolat. Steckdosen hängen aus der Wand, Wasserschläuche werden durch Löcher in der Wand geführt, in den FLuren fehlen Lampen, sämtliche Zimmerdecken in der obersten Etage (auch wir) haben Wasserflecken aus früheren Zeiten. Die Haustür wird nie abgeschlossen. Die Wohnungstüren bestehen aus Pressspan und schließen so mit +/-5mm Toleranz ab. Da mit der Faust durchzuschlagen würde sich allerdings nicht lohnen, da die Schlösser aus Blech beim Hingucken vor Schreck aufgehen. Zumal alle Türen Dreknäufe haben. Innen und Außen. Da mit 7 vollen Einkaufstüten schnell mal mit Ellenbogen Tür aufmachen geht nicht. Ich weiß nicht, warum die Drehknäufe hier überall so in sind.
Als ich mich schon mal eher im Blog über die einfachverglasten Fenster beschwert hatte, war ich voreilig. Sie sind doppel verglast. Man merkt es daran, dass die Scheiben beim aufschieben klappern, wenn die verbogenen Alurahmen sich in der Schiene festfressen, und auch daran, dass sich morgentlich Kondensat zwischen den Scheiben bildet, abgesehen von den vielen Fliegen, die dort ihr Grab gefunden haben. Vermutlich kann man die Fenster nur schieben, weil die Rahmen aus der Wand fallen würden, wenn man ein Fenster dranhängen würde.
Ein echter Bonus ergibt sich jedoch aus diesen schäbigen Klapperdingern: Auch wenn die Dinger noch so dreckig sind, man kommt nicht in Versuchung sie zu putzen. Es geht nicht. Außen kommt man nicht dran, da permanentes Fliegengitter und Verdeckung beim Aufschieben, und dazwischen rein auch nicht.
Die Balkontür hat ebenfalls Funktionseinschränkungen geometrischer Art. Die Tür ist rechteckig, der Rahmen trapezförmig. Entweder ich krieg sie unten oder an der Seite dicht. Man kann nicht alles haben.
Bisher störte das alles nicht, es war ja Sommer. Anfangs hatte ich auch das Bedürfnis bei Abwesenheit die Balkontüre zu verschließen. Ich dachte mir dann aber, dass es dieser popelige verbogene Alu-Stift, der sozusagen das Schloss an der vollverglasten Scheibe darstellte, es nicht Wert ist, dass man mit viel Kraft die Türe auf die Ecke stellt.
Sorgen macht mir der kommende, angeblich so bitterharsche Michigan-Winter. Wenn es bei -20 Grad durch die Balkontüre rein und durch die WOhnungstüre wieder herauszieht, wird es ungemütlich. Als Heizung stehen Elektroheizkörper zur Verfügung, die zentral über ein Thermostat gesteuert werden. Darin ist eine Quecksilberlibelle, die über eine Bimetall-Sprialfeder (Der eigentliche Regler ist eine Vorspannfeder zum Bimetall) gekippt wird. Bei entsprechender Temperatur kippt das Quecksilber an die eine Wand der Libelle und schließt einen Stromkreis. EIn schönes antiques Korisoum, von dem es auch mal Bilder geben wird.
Einige Wohnungen werden hier ganz preiswert an Sozialfälle vermietet, das ist so eine Abmachung mit der Stadt. Hab manchmal aber das Gefühl, da hier stattdessen einige Wohnungen an rechtschaffende Menschen vermietet werden. Mit unserem Nachbarn Jake haben wir allerdings keinen Ärger. Er ist so ein Typ, den man hier auf Court-TV sehen würde. Verschiedene Kinder von verschiedenen Frauen. Ständig jemand anderes da. Zum Glück ist er kein Alkoholiker, sondern Kiffer. Macht also keinen Lärm und er grüßt sogar, wenn er high ist. Seine Kids hängen oft im Treppenraus rum und erschrecken mich, wenn ich durch die Türe gehe. Vermutlich sind sie auch diejenigen, die es schaffen verschiedensten Müll, Tüten und Soßen regelmäßig auf dem komplett mit Teppich versehenen Flur zu verteilen, kurz nachdem die Reinigung durch ist.
Mmmmmh.. das gibt jede WOche ein anderes Aroma. Die Flure sind jeweils durch selbstschließende, brandbeschleunigende Holztüren nahzu zugdicht abgetrennt. Fenster gibt es zwar, aber keine Flügel zum Öffnen. Zusammen mit der nachmittaglich einfallenden Sonne ergibt sich da tagtäglich ein neuer warmer, stickiger Siff...
Letzte Woche fanden wir sogar einen Zettel unter der Tür durchgeschoben: You will die. Wie nett! Die Schrift war so krakelig, dass ich auf Kinder oder Analphabeten schließe. Die Chance steht in diesem Haus 50:50. Ich hoffe, es waren die Gören von nebenan.
Teil 3 gibts später.
Der allgemeine Zustand der Häuser ist ziemlich desolat. Steckdosen hängen aus der Wand, Wasserschläuche werden durch Löcher in der Wand geführt, in den FLuren fehlen Lampen, sämtliche Zimmerdecken in der obersten Etage (auch wir) haben Wasserflecken aus früheren Zeiten. Die Haustür wird nie abgeschlossen. Die Wohnungstüren bestehen aus Pressspan und schließen so mit +/-5mm Toleranz ab. Da mit der Faust durchzuschlagen würde sich allerdings nicht lohnen, da die Schlösser aus Blech beim Hingucken vor Schreck aufgehen. Zumal alle Türen Dreknäufe haben. Innen und Außen. Da mit 7 vollen Einkaufstüten schnell mal mit Ellenbogen Tür aufmachen geht nicht. Ich weiß nicht, warum die Drehknäufe hier überall so in sind.
Als ich mich schon mal eher im Blog über die einfachverglasten Fenster beschwert hatte, war ich voreilig. Sie sind doppel verglast. Man merkt es daran, dass die Scheiben beim aufschieben klappern, wenn die verbogenen Alurahmen sich in der Schiene festfressen, und auch daran, dass sich morgentlich Kondensat zwischen den Scheiben bildet, abgesehen von den vielen Fliegen, die dort ihr Grab gefunden haben. Vermutlich kann man die Fenster nur schieben, weil die Rahmen aus der Wand fallen würden, wenn man ein Fenster dranhängen würde.
Ein echter Bonus ergibt sich jedoch aus diesen schäbigen Klapperdingern: Auch wenn die Dinger noch so dreckig sind, man kommt nicht in Versuchung sie zu putzen. Es geht nicht. Außen kommt man nicht dran, da permanentes Fliegengitter und Verdeckung beim Aufschieben, und dazwischen rein auch nicht.
Die Balkontür hat ebenfalls Funktionseinschränkungen geometrischer Art. Die Tür ist rechteckig, der Rahmen trapezförmig. Entweder ich krieg sie unten oder an der Seite dicht. Man kann nicht alles haben.
Bisher störte das alles nicht, es war ja Sommer. Anfangs hatte ich auch das Bedürfnis bei Abwesenheit die Balkontüre zu verschließen. Ich dachte mir dann aber, dass es dieser popelige verbogene Alu-Stift, der sozusagen das Schloss an der vollverglasten Scheibe darstellte, es nicht Wert ist, dass man mit viel Kraft die Türe auf die Ecke stellt.
Sorgen macht mir der kommende, angeblich so bitterharsche Michigan-Winter. Wenn es bei -20 Grad durch die Balkontüre rein und durch die WOhnungstüre wieder herauszieht, wird es ungemütlich. Als Heizung stehen Elektroheizkörper zur Verfügung, die zentral über ein Thermostat gesteuert werden. Darin ist eine Quecksilberlibelle, die über eine Bimetall-Sprialfeder (Der eigentliche Regler ist eine Vorspannfeder zum Bimetall) gekippt wird. Bei entsprechender Temperatur kippt das Quecksilber an die eine Wand der Libelle und schließt einen Stromkreis. EIn schönes antiques Korisoum, von dem es auch mal Bilder geben wird.
Einige Wohnungen werden hier ganz preiswert an Sozialfälle vermietet, das ist so eine Abmachung mit der Stadt. Hab manchmal aber das Gefühl, da hier stattdessen einige Wohnungen an rechtschaffende Menschen vermietet werden. Mit unserem Nachbarn Jake haben wir allerdings keinen Ärger. Er ist so ein Typ, den man hier auf Court-TV sehen würde. Verschiedene Kinder von verschiedenen Frauen. Ständig jemand anderes da. Zum Glück ist er kein Alkoholiker, sondern Kiffer. Macht also keinen Lärm und er grüßt sogar, wenn er high ist. Seine Kids hängen oft im Treppenraus rum und erschrecken mich, wenn ich durch die Türe gehe. Vermutlich sind sie auch diejenigen, die es schaffen verschiedensten Müll, Tüten und Soßen regelmäßig auf dem komplett mit Teppich versehenen Flur zu verteilen, kurz nachdem die Reinigung durch ist.
Mmmmmh.. das gibt jede WOche ein anderes Aroma. Die Flure sind jeweils durch selbstschließende, brandbeschleunigende Holztüren nahzu zugdicht abgetrennt. Fenster gibt es zwar, aber keine Flügel zum Öffnen. Zusammen mit der nachmittaglich einfallenden Sonne ergibt sich da tagtäglich ein neuer warmer, stickiger Siff...
Letzte Woche fanden wir sogar einen Zettel unter der Tür durchgeschoben: You will die. Wie nett! Die Schrift war so krakelig, dass ich auf Kinder oder Analphabeten schließe. Die Chance steht in diesem Haus 50:50. Ich hoffe, es waren die Gören von nebenan.
Teil 3 gibts später.
nullnullschneider - 10. Okt, 06:42