Sonntag, 3. Februar 2008

Das Fenster zum Hof

Vor meinem Fenster gibts leider keinen richtigen Hof, sondern nur einen üppigen Parkplatz. Dahinter liegt die Dunckel Road, ein 5-spuriger Autobahnzubringer, auf dem es immer recht geschäftigt zugeht und der im Sommer die Entscheidung mit offenen Fenster zu schlafen nicht leicht gemacht hat.
Schräg links liegt die Kreuzung mit der Jolly Road, an der es zwei Tankstellen gibt, wo sich nachts um drei immer ein paar Idioten finden, die dort mit quietschenden Reifen losfahren.

Erwähnenswert wäre noch, dass die Dunckel Road über einen an sich seltenen, aber nahezu ungenutzten Fahradweg verfügt, der (un)sinnvollerweise genau an der Autobahnauffahrt endet.

Anhand meines Fensterpanoramas sieht man, dass man außer viel Autos nicht viel sehen kann. Aber immerhin, hier eine Auswahl:

Mein Feind, der Schnee
Es klang ja gestern schon einmal an, dass hier Schnee rigoros bekämpft wird. Während in den wärmeren Gegenden im Winter der Mein-Rasen-ist-kürzer-Wahnsinn einfach aufhört, wird hier weiter im Norden mit Ich-hab-schneller-den-Schnee-weggeräumt weitergespielt.

Das ist auch der Grund warum hier nach einem Schneefall hunderte von Pickups mit Schneeschiebern Parkplätze, Tankstellen und Einfahrten räumen, bevor man nur ein städtisches Räumfahrzeug auf der Straße gesehen hat.
Wichtig beim Räumen ist auch hier wieder: Es muss groß sein und Benzin verbrauchen.

Genauso wird auf unserem Parkplatz von Dovers Crossing dann auch geräumt. Die Fahrspur wird als erstes geschoben, was an sich ja löblich ist und einem zumindest garantiert, bis vor zur Straße zu kommen, ohne im Schnee stecken zu bleiben. Nicht geschoben werden zu diesem Zeitpunkt die Fußwege, sodass man durch hohen Schnee zum Auto stapft. (klassische Prioritätenverteilung!)
Die Fußwege sind dann am späten Nachmittag oder nächsten Morgen dran und werden mit einem kleinem allradgertriebenem 4-Wheeler geschoben. Hinterher wird natürlich großzügig gesalzt.
Wenn die erste Schlacht geschlagen ist geht es am nächsten Morgen in Phase zwei:
Sind dann die ersten Auto weggefahren, werden im Zweistundentakt die leeren Parkbuchten freigeschoben.



Zum Glück hab ich ein altes Auto. Es macht mich unruhig, wenn der Hausmeister mit so einem Gefährt auf dem Parkplatz die lächerlichen Schneereste vom Asphalt krazt.

Später am Tag kommt dann das absolut notwendige Feintuning, da werden die Schneeberge von den Parkplatzbegrenzungssteinen wieder auf den Fußweg geschoben.



Am Tag drei spätestens sind sämtliche Verkehrsflächen beräumt - versprochen!

Die kompetenten Gastarbeiter
Vor ein ganz paar Wochen ist unser Nachbar ja ausgezogen worden, seitdem steht die Wohnung leer. Zwischenzeitlich waren da an einem Tag Leute zur Müllberäumung da, später Maler und zum Schluss die Teppichverleger. Die Teppichleute waren ganze drei Tage da und sprachen auffällig mexikanisch.
Ob sie in Deutschland noch lange in dieser Branche arbeiten würden, wenn man mit Straßenschuhen auf nassem Asphalt den Teppich zuschneidet, mag ich zu bezweifeln.



Noch zu sehen auf diesem Foto: Das blaue Auto mit abgeklebter Tür. Das Auto befindet sich seit meiner Ankunft in diesem Zustand. Da die Beifahrertür nicht mehr geöffnet werden kann, steigt das Pärchen immer beide auf der Fahrerseite ein. Schließlich wollen beide vorne sitzen :)

Nicht mehr zu sehen auf diesem Foto: Der Schnee. Das Bild entstand circa vier Tage noch obigem Fotos. Der Temperaturwechsel von minus sechszehn auf plus sechzehn hat neben dem Salz maßgeblich dazu beigetragen.

Sie haben das Recht ....
Die Ecke hier scheint für Polizeikontrollen prädestiniert zu sein, da wir hier regelmäßig erleben, wie Autos angehalten werden. Sowas wird hier ja geschickt im Szene gesetzt, indem der Polizist sein Auto samt den geschätzt 50 blinkenden Leuchtdioden verkehrsunfreundlich hinter dem Verdächtigtem abstellt.

Nach Westernmanier gibt es nur das direkte Duell mit gleichen Mitteln. Auto gegen Auto. Fahrer gegen Fahrer.
Der Polizist kann einem vom Auto aus (gegebenenfalls mit Radar) erwischen und muss unmittelbar dannach den Sünder stellen.
Starrenkasten, Lichtschranken, Rotlichtblitzer, Laserkanonen hinter dem Buswartehäuschen und ähnliche heimtückische Hilfsmittel sind nicht erlaubt.
Daraus ergibt sich, dass auch für kleine Delikte wie Failure to Stop (STOP-Schild überfahren) ein Auto dank Horn und Blinklichter publikumswirksam angehalten wird.
Zwischen Volk und Polizei herrscht im Gegensatz zu unserem Freund-und-Helfer-Verhältnis das permanente Gefühl von Jäger und Gejagtem. Eine auffällige Unsicherheit macht sich in der Nähe von Autoritätsfahrzeugen bemerkbar, sodass an STOP-Kreuzungen zum Beispiel alle panisch stehen bleiben und keinern sich mehr getraut loszufahren.

Prinzipiell muss fürs Anhalten immer ein Verdachtsmomement vorliegen, dass ja bei entsprechend freizügiger Gesetzinterpretation offenbar auch durch verdächtige Aktivitäten wie Fotografieren oder Hautfarbe gegeben ist.

An der Tankstelle gegenüber und an der Einfahrt zu unserem Parkplatz müssen da öfter mal Autos dran glauben. Kürzlich gings nachts um zwei aber direkt bei mir vorm Fenster geschäftigt her.
Ein schwarzer Lincoln wurde vom einen Sheriff Deputy angehalten, die Insassen waren vier Schwarze. Ein zweiter Sheriffwagen kam schnell hinzu und die insgesamt drei Sheriff-Mitarbeiter holten die Leute einzeln aus dem Auto, untersuchten sie nach Waffen und verfrachteten sie auf die Rückbänke der beiden Wagen. Nach gründlicher Inspektion des verdächtigen Autos und der Umgebung (natürlich mit Maglite-Taschenlampen) kam der Polizeihundewagen der Lansing Police hinzu. Der Hund durfte auch noch eine Weile in dem Auto spielen, fand aber offenbar nichts.



Daraufhin wurden die üblichen Verdächtigen langwierig einzeln aus dem Auto geholt und gründlichst untersucht. Inklusive Schuhe aus, etc. und das bei minus fünfzehn Grad! Dannach durften sie wieder in ihr Auto steigen und weiterfahren. Die ganze Prozedur dauerte über eine Stunde und war mit viel Frieren für alle Beteiligten verbunden. Zeitweilig waren vier Polizeiautos verschiedenster Instanzen anwesend, die mit voller Blinkepower vermutlich außer mir auch noch ein ganz paar Leute mehr vom Schlafen abgehalten haben. (Unsere Fenster haben ausschließlich weiße Jalousien die mehr Blickschutz als Verdunklung sind.)

Ich weiß nun nicht was das nötige Verdachtsmoment war, welches zum Anhalten und der exessiven Kontrolle geführt hat.
Es zeigte mir aber eindrucksvoll, dass man die großzügige Interpretation eines der vielen STOP-Schilder nicht nur wegen dem Bußgeld sehr schnell bereuhen könnte.

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