Never stop exploring

Flint könnte man vielleicht aus dem Geo-Unterricht kennen, und zwar als bedeutende Motorstadt neben Detroit, mitten im Automation Valley oder auch Industrial Belt wie gerne nett umschrieben wird.
Man könnte Flint auch aus einer SimCity2000 Szenerie kennen (Computerspiel), in der man eine vorhandene, verlassene Stadt wieder auf die Beine stellen muss.
Oder zuletzt von bereits erwähntem Film Roger und me von Michael Moore.

Wir wollten nun einfach wissen wie es genau in Flint aussieht und was sich seit den 80er Jahren (als die Doku gedreht wurde) nun geändert hat.
Laut Internet waren die Einwohnerzahlen in den letzten 20 Jahren von ca. 200.000 auf jetzt 100.000 zurückgegangen. Die Absatzzahlen der amerikanischen Automobilhersteller sind immer noch im freien Fall, was sich dann auf Städte wie Detroit und Flint besonders stark auswirkt.
Die meisten Leute aus Michigan rollen bei dem Namen Flint immer die Augen, reden gefährlich über Überfälle, unsichere Straßen und man solle auf keinen Fall dahin fahren. Da war von denen aber in der Regel noch niemand.
Zufälligerweise hab ich aber gestern Abend auf ner Party mit jemand aus Flint gesprochen. Sie war zwar nicht auf ihre Heimatstadt stolz, meinte aber dass man unter Anwendung von gesundem Menschenverstand natürlich hinfahren könnte. Also grünes Licht.

Auf dem Weg zu einer gigantischen Outlet-Mall kamen wir bei Flint vorbei, da bot es sich an mal den Umweg zu fahren. Sobald man von der sterilen Autobahn runterfährt, fragt man sich wo man gelandet ist. Nur einfache Holzbuden, jede dritte steht leer. Zerschrotete Autos, an den Kreuzungen hängen Schwarze in dicken Winterjacken rum.
Wir sind also ein bisschen durch die Gegen gefahren und haben versucht unauffällig ein paar Fotos schießen.

Zur Unterstützung der Vorstellung hier eine visuelle Hilfe:

Und noch eine:


Hinter irgend einer Kreuzung tauchte plötzlich ein Polizei-Jeep mit Rundumleuchte hinter uns auf (die er für uns extra angemacht hatte....).
Der Kollege in Uniform wollte Führerschein und Papiere sehen, da die aber im Kofferraum waren, musste unser Olli raus. Der Polizist reagierte recht panisch als Olli ganz unschuldig im Kofferraum rumkramen wollte, deswegen war vorher noch eine filmreife Leibesvisitation notwendig. Es folgten zahlreiche Fragen. Dabei stellte sich herraus das unser Fotografieren aus dem Auto herraus das Verdachtsmoment waren. (Da hat er ganz schöne Luchsaugen gehabt, unsere Scheiben waren nämlich echt dreckig).
Mit der Erklärung, dass wir letzte Woche Michael Moores Film über Flint gesehen hatten und deswegen uns die Sache vor Ort angucken wollten, war er nur ganz schwer zufriedenzustellen, zumal man ihm ja nicht am Heimatstolz kratzen wollte. "Eh, wir sind gekommen, weil wir so eine richtig runtergewirtschaftete Stadt mit hoher Kriminalität sehen wollten"...
Als er aber dann merkte, dass wir wirklich alles Deutsche waren, unser Auto nicht geklaut war uns sogar versichert, war er dann etwas relaxter und stimmte zu, dass es auf jeden Fall besser ist aus dem Auto zu fotografieren, als durch die Gegend zu laufen und zu fotografieren.

Fazit: Diese Stadt ist wirklich spukig und in den letzten 20 Jahren hat sich offenbar nicht viel geändert.

Weiter gings nach Norden über eine 4 spurige Autobahn zu einer Mall. (Nach der Mall werden es dann wieder 3 und 2 Spuren und noch eine halbe Stunde später hört Michigan auf, da kommt nämlich der Lake Huron).
Adventssamstag - natürlich war der Teufel los.
Man stelle sich eine Fläche von der Größe eines Elbeparks vor, inklusive IKEA, Höffner und was da alles großes noch rumsteht und denke sich an deren Stelle 140 (kleinere) Läden in 8 Gebäudekomplexen. Addidas, Nike, Tommy, GAP, American, Eagle, .... alles.
Dazwischen ein Meer von Parkplätzen. Etwas außerhalb gibts Busparkplätze sowie Parkplätze für Wohnmobile. Ein kostenloses Shuttle fährt permanent durch die Gegend und erspart minuntenlange Gewaltmärsche über fußgängerfeindliche Parkplätze. (Der Durchschnittsamerikaner fährt aber kein Shuttle, er parkt sein Auto jedesmal um. Das war aber stressig und wir waren zu viert, also nicht sehr praktikabel).

An sich sind ja Klamotten so schon preiswert in den USA, aber dort gibts nochmal ne Menge Rabatte, wobei in den Outlets kaum 2. Wahl verkauft wird. Mit den starken Eurokursen fühlt man sich momentan ja auch wieder ein Amerikaner vor 15 Jahren auf Europatour.
Auf jeden Fall mutiert hier selbst der männlichste Mann zu einem Shopper.
Ein besonderes Highlight und auch ein Grund für die Anreise war der Northface-Outlet. Ein Paradies für Möchtegern-Abenteuer. Naja, mein Weihnachtsmann war schon da :)

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