Mehrfache Fahrerflucht

Dem gescheiterten Versuch vom letzten Samstag ein Demo-Derby zu besuchen folgte nun ein erfolgreicher. Freitag nach der Arbeit sprang ich mit Markus ins Auto und fuhr nach Munger, Michigan. Inklusive Staus (ja, sowas gibts hier wirklich) waren wir auch pünktlich halb acht "oben". Das Freitags-Event waren "nur" die Läufe in der Fronttriebler-Klasse. Samstag dann Hecktriebler und V8-Motoren.
Ich schätze mal weitere 500 Leute (Familien, highschoolers, rednecks, vor allem locals) hatten sich im Renngelände eingefunden, was so ziemlich mitten im Nichts lag. Da kam richtig Kansas-Heimweh auf.
Der Schlammplatz ist kleiner als ein Fußballfeld. Pro Rennen fahren etwa 6 Autos in die Arena ein, die ringsrum mit Leitplanken abgezäunt ist. Zwei riesige alte Reifen geben grob die 8-förmige Rennstrecke vor.
Nach dem fliegenden Start werden 15 Runden gefahren, wer zuerst ankommt, hat gewonnen. Rammen, abdrängen, behindern, alles erlaubt.

Was sich dann auf dem Platz abspielt ist ein Fest für alle Sinne: Der Geruch von Gummi, verbranntem Öl und Kupplungsabrieb, das Vibrieren der auspufflosen Motoren, das Knallen der Fehlzündungen, Reifenplatzer, der herumfliegende Schlamm und zu guter letzt funkendes Metall, qualmende Reifen und Motoren. Dass dieser würdevoller Abgang auf dem Weg zum Autohimmel den europäischen KFZ vorenthalten bleibt, ist ein Jammer. (Laut Wikipedia aus Umweltschutzgründen. Angeblich könnte es vorkommen, dass Öl austritt ... )

Es ist ein Spass zu sehen, wieviel Schaden so ein PKW tatsächlich abhält. Dass er nach einem Überschlag immer noch fährt. Dass auch ein Fronttriebler mit einem Vorderreifen noch Kurven fahren kann. Dass ein Kleinwagen mit gebrochender Hinterachse immer noch um die Runden kommt.

Im Gegensatz zum klassischen Demo-Derby, wo einfach geschrotet wird, bis nur noch einer fährt, findet man beim "Figure 8 Derby" deutlich mehr Dynamik, da man vor allem schnell sein will.
Den Thrill erhält der Wettkamp durch die Kreuzung in der Mitte. Vorfahrtsregeln gibt es keine, allerdings ein Tabu: Man darf die Fahrertür nicht rammen. Aber natürlich davor und dahinter :) Weitere Sicherheitsmaßnahmen sind zum Beispiel, dass alles Glas vom Auto entfernt wird und ein neuen, kleiner Tank eingebaut werden muss. Helm ist auch Pflicht, außerdem wird die Strecke regelmäßig gewässert, damit sie schlammig bleibt und nicht "zu schnell" wird.

Nach den 15 Runden werden die liegengebliebenen Autos herausgezogen und der nächste Vorrundenlauf kommt dran. Die Gewinner haben dann ca. 30 Minunten Zeit ihre Karre fürs Finale, also weitere 15 Runden fit zu machen. Üblicherweise kommen da Hammer und Brecheisen zum Einsatz um die Radkästen wieder freizubiegen und Reifen wechseln zu können.

Im großen und ganzes ein sehr unterhaltsames und ultraamerikansiches Ereignis. Im Vergleich zu den "noblen good family guy Rodeoklientel" mit Cowboyhut gab es hier diesmal viele Basecaps, Bier im Freiverkauf und Leute mit abgetragenen T-Shirts mit dem Spruch got beer? (In Anlehnung an die Schülerkampagne für gesunde Ernährung got milk?

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