Weihnachtsreiseverkehr (22.)

Der Plan: Ich fliege am 22. mit American Airlines nach Kansas City (via Chicago), Maria fliegt ebenfalls nach KC (via Chicago), mit United Airlines. Spätestens dort treffen wir uns 18:00 Uhr und nehmen den reservierten Mietwagen nach Kansas zu meinen Gastelten.

Samstag
6:00 Aufstehen,
6:30 Mein Mitbewohner fährt mich ins Zentrum zum Flughafenshuttle
7:00 Pünktlich gehts zum Flughafen nach Detroit. Der Bus ist komfortabel ausgestattet, kostet aber auch entsprechend: 25 Dollar für die 120km nach Detroit. Wasser, WLAN und Sicherheitsansagen inklusive. Das ist alles so idiotensicher, dass man als amerikanischer Erstbusfahrer (95% der Kunden?) gar nichts falsch machen kann.
9:20 Pünktlich da, noch anderthalb Stunden zum Flug. Einchecken kann ich am Selbstbedienungsterminal, indem ich meinen Pass durchscanne. 10 Minunten später hab ich die Sicherheitsschleuse passiert, Rekordzeit. Überall ist wenig los und alle sind relaxt. Ich sitze am Gate und freu mich auf Maria, die ich in Chicago hoffentlich treffen werde, bevor wir getrennt weiterfliegen.
10:45 Planmäßige Abflugszeit. In Chicago nebelt es, es wird nur auf zwei statt drei Bahnen gelandet. Wir stehen deswegen 50 Minunten in Detroit auf dem Rollfeld rum, kommen insgesamt eine Stunde verspätet an... alles noch easy, ich hab einen Flugplan mit üppigen Umsteigezeiten gebucht.
13:00 (und eine Stunde Zeitzonengewinn) Ich hab mir die Zeit vertrieben und bin durch den Flughafen spaziert. Weihnachten liegt in der Luft und viele Leute reisen mit Kind und Kegel nach Hause. Eine Stunde nach Marias Ankunft (12:00) finde ich mich an der Internationalen Ankunft ein und ruf sie an. Volltreffer, sie ist durch die Einreise und Zoll durch und kommt wenige Minunten später durchs Tor gelaufen. Glückliche Minunten folgen :)
Wir schlendern weiter durch die Flughafenstadt, Essen Mittag, gucken uns Fotos an und tauschen so die Kleinigkeiten der letzten viereinhalb Monate aus. Dabei kommen wir auch an einem Infostand der Flughafensicherung vorbei. Ein lustig weißes Band liegt über dem Mittleren Westen der USA, ein kleiner Sturm dazu macht die Sache kritisch. Regen gefriert und schlägt in Schnee um. Wir müssten mit Verspätungen rechnen, sagt uns ein seriöser Herr mit schwarzem Anzug.
Und er hat recht, mein Flug ist bereits um ne Stunden nach hinten verschoben. Ein Blick auf die Monitore sagt mir aber, dass mein Flug nicht der einzige ist.

16:00 Wir trennen uns wieder. Mein Flug ist nun für 16:30 geplant und geht aus Termial 3, Marias wenig später später von Terminal 1. Um die Monitoranzahl sinnvoll zu begrenzen, sind in jedem Terminal nur die Flüge für das jeweilige Terminal angezeigt. Ärgerlich daran ist, dass Maria meinen Flug und ich ihren nicht verfolgen kann.
Als ich am Flugsteig ankomme, ist es schon verdammt voll, da neben den Verspäteten auch die Passagiere der nachfolgenden Flüge dort warten. Das Ganze geht nach Flugsteigänderungen dann recht drunter und drüber und überall bilden sich lange Schlangen.

16:15 wird der Flug um 45 Minunte nach hinten verschoben. Das Flugzeug wäre noch nicht da. Gegen 16:45 neue Nachrichten: Das Wetter ist mittlerweile sehr schlecht in Kansas City, der Flug steht in Frage. Um 18:15 Uhr soll entschieden werden, ob überhaupt. (Bitte, bitte, nicht streichen lassen).
Ich mach mich auf den Weg zu Maria. Unsere Flugsteige sind nahezu maximal entfernt, der Fußmarsch dauert 15 stramme Minunten. Marias Flug ist auch verspätet. Wir fragen: Könnte Maria auf morgen umbuchen, wenn ich bleiben muss? Nein, freiwillige Änderungen gibts nicht.

17:45 Marias Flug fällt aus. Die Damen vom Flugsteig tauchen sofort ab und die Hundertschaften der Wartenden an den United Airlines Umbuchungsschalter, wo schon unzählige Gestrandete warteten. Wir marschieren aber sowieso erstmal zurück zu meinem Flugsteig.

18:00 Die Entscheidungszeit wird auf 19:15 verschoben. Im Wartebereich herschen flüchtlingslagerähnliche Zustände, der einzige Ort zum Sitzen ist der Marmorboden in der Mitte.
Mittlerweile wünschen wir uns, dass mein Flug auch ausfällt, sonst würden wir ja, gerade erst gesehen, an unterschiedlichen Orten stranden. Ich häng mich ans Handy und telefoniere eine knappe Stunden die Alternativen durch.
A: Mit dem Zug am Folgetag nach Kansas City... ausgebucht bis auf die teuren Kabinen. Mietwagen stornieren? Avis in Kansas City kann an meiner Buchung nichts ändern, da ich sie (weil preiswerter) über ein Internetportal in Deutschland getätigt habe. In Deutschland (Sonntag Nacht) geht natürlich keiner ran.
B: Mietauto nach Kansas City? 8 Stunden Nachtfahrt... ich bin totmüde, Maria schläft nach 24 Reisezeit im Stehen ein. Einwegmiete, dazu 100 Dollar Sprit, und überhaupt die Straßen sind wahrscheinlich in genau so einem üblen Zustand. Fällt auch aus.
C: Reise andersherum, also erst zu Marias Gasteltern, dann zu meinen? Umbuchungen, teurere Tickets... wird auch teuer.
D: Maria telefoniert ihre Chicagoer und Illinoiser Bekanntschaften durch - keiner da, kein Erfolg.
E: Hostel in Chicago? Ja, Zimmer noch frei, juhu. Anreise mit knapp 2 Stunden ÖPNV und drei Koffern. Notvariante.
Und überhaupt: Für wetterbedingt ausgefallene Flüge gibts keinen Hotelgutschein, keine Gutschrift, wenn man anders weiterreist.

19:15 Juhu, mein Flug fällt aus. Abgesehen davon haben wir noch keine Ahnung, wie es weitergeht. Anders als bei United bleiben die Mitarbeiter bei American am Abflugschalter und buchen fleißig um, ich musste kaum warten. Kein Problem, ich würde auf den nächsten freien Flug gebucht: in zwei Tagen, Montag den 24. Dezember. (Merry Christmas)



20:00 Nach Fußmarsch stehe ich mit Maria am United Umbuchungsschalter, dessen Schlange grob geschätzt 2 Wartestunden lang ist und sich quer durch den Gang zieht. Lächerliche 4 Schalterleute versuchen geschätzte Tausend Gestrandete individuell umzubuchen. Vor uns wartete eine ältere Dame auf dem Weg nach Australien. Ihr Zubringerflug war vor 2 Tagen schon einmal gestrichen worden, heute kam sie gerade mal bis nach Chicago.

Angestellte, die ständig durch die Reihen kamen und erste Hilfe leisteten verwiesen ständig auf die Buchungshotline, die wäre schneller als an der Schlange zu stehen. Nach langem Zögern (und warten) rief ich dann an und blieb nach 10 Minunten in irgendeiner Schleife hängen, wo man mir nicht einmal mehr gesagt hatte, dass das Netz "momentan" gerade überlastet sei und ich doch bitte dran bleiben sollte. Alternativ dazu suchte Maria sich einen wenig frequentierten Abflugschalter, wo sie innerhalb kürzester Zeit umgebucht wurde. Noch besser, sie konnte auch auf Montag umbuchen lassen.
Von den Erste-Hilfe-Leuten haben wir dann noch einen Gutschein aufgetrieben, wo man ein Hotel wenigstens preiswerter bekommt. Hotline anrufen, Hotel aussuchen, reservieren. 70 Dollar das Zimmer war das Angebot, ohne Frühstück. Ich frage nach dem preiswertestem mit Frühstück: 50 Dollar, aber 20 Minunten weit weg. Nachbohren lohnt eben immer.

21:00 Die Nacht ist gesichert, auf zum Kofferholen. Die nächste Überraschung: United rückt Marias Koffer nicht raus, obwohl sie ja unmöglich woanders als in Chicago sein könnten, immerhin kann sie aber ein Overnight-Kit herausschlagen, eine kleine Waschtasche mit Zanhbürste, Seife, Rasierer und Co.
Wieder Fußmarsch zu Terminal 1, dünne Bretter bohren. Wie erwartet rückt auch meine Fluggesellschaft die Koffer nicht raus. Erklärung keine. Das ist eben so. 2 Tage ohne Klamotten? Schicksal.
(Bei meiner USA-Einreise hatte ich vorsorglich alles für eine Übernachtung dabei, natürlich aber nicht für zwei einstündige Inlandsflüge...)

22:00 Wir rufen den kostenlosen Hotelshuttle, der leider gerade weg ist. 45 Minunten warten.

23:00 Juhu, WLAN im Hotel. Wir fallen ins Bett und schlafen ein.

Fazit? Ich war 16 Stunden unterwegs um die Strecke Lansing-Chicago zurückzulegen und dort für zwei weitere Tage festzuhängen. Für das Geld und die Zeit hätte ich gemütlich mit dem Auto fahren können, mir 2 neue CDs für die Fahrt kaufen können und richtig edel Mittagessen gehen können. Mit Maria!

Nie wieder Weihnachten fliegen...

(Auto)mobil
American Dream
Finanzen
Musik
Reisen, Ausflüge
Tägliches
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren