Die deutsche Weihnachtsgurke (23.Dez.)

Ein Rückblick. Nachdem ich mit Maria für 2 Nächte in Chicago gestrandet war, haben wir natürlich das beste draus gemacht. Untergekommen waren wir in einem Days Inn, einem prototypischen Flughafenhotel: Baukastengebäude ohne Charme, Flughafenshuttle, direkt an der Autobahn, Doughnuts, Kaffe und O-Saft zum Frühstück und WLAN.

Das ganze sieht dann etwa so aus wie das Hotel, welches gleich nebenan stand:


Wir waren aber zufrieden, auch wenn der indische Shuttlefahrer innerhalb von Sekunden auf 180 war. Er sprach nur ein englisches Wort "Airline?". Mit dieser Information konnte er jeden Passagier am entsprechenden Terminal absetzten. Antwortete man aber mit einem anderem Wort als dem Namen einer Airline oder eventuell noch im ganzen Satz, verstand er nur Bahnhof und fragte gereizt nach: "Airline?"
Da Maria und ich nur zum Flughafen wollten um mit der Metro in Zentrum zu fahren, sagten wir erst "egal". Als sich die Situation zuspitzte, dachte Maria sich eine Airline aus, er war zufrieden und wir durften mitfahren.

Mit Shuttle, Umsteigen und Metro dauerte die Fahrt ins Zentrum ganze 2 Stunden. Dort fegte bei -10 Grad C ein starker eisiger Wind durch die Gegend und machte Chicago als Windy City alle Ehre.
Unser erstes Ziel war der Christkindlmarkt. Vom Hörensagen mir bereits bekannt, ist das ein nahezu komplett deutscher Weihnachtsmark mitten in Chicago. Plauener Spitze, Nürnberger und Pulsnitzer Lebkuchen, Holzspielzeug aus dem Erzgebirge. Kartoffelpuffer, Bratwurst mit Sauerkraut - und importiertem Glühwein (Nürnberger Christkindlmarkt)! Dabei ist dieses Getränk in den USA an sich völlig unbekannt .
Wir gönnten uns jeweils ein Tässchen für sieben (!) Dollar, wofür wir den Becher behalten durften und genossen ihn im windgeschütztem Bierzelt bei deutschen Weihnachtsliedern, die eine 4er (US)-Blaskapelle in bayrischer Tracht spielte.



Abgesehen von vielen deutschen Händlern und Waren fanden sich auch sonst viele Deutsche wieder. Nicht zu vergessen natürlich auch die Deutschtümelnden, also die Amerikaner mit 1/4 oder 1/8 deutschem Ursprungs, die ihre Tradition mit dem Besuch dieses Marktes Pflegen.

Auf jedenfall hatten wir viel Spaß. Abgerundet wurde das ganze in einem Laden für gläsernen Baumschmuck (aus Lauscha, Thüringen). Dort gab es sie, die Traditional German Christmas Pickle - die traditionelle deutsche Weihnachtsgurke. Gehört hatte ich schon davon, dass Amerikaner glauben, dass sich die deutschen eine gläserne Gurke an den Weihnachtsbaum hängen, aber jetzt stand ich vor dem Beweis. Ein deutscher Handwerksbetrieb fertigt mundgeblasene Glasgurken, und verkauft sie in den USA. Die deutsche Verkäuferin, original Thüringerin, erzählte uns, dass dies bei ihr in der Gegend tatsächlich so der Brauch sei und immerhin in der Gegend schon seit vielen Jahren Früchte aus Glas als Weihnachtsbaumschmuck hergstellt werden.



Nunja, da man bei uns sowas typisch Deutsches nicht zu kaufen bekommt, hab ich gleich mal eine gekauft, die sich hoffentlich nächstes Jahr bei uns am Weihnachtsbaum wiederfinden wird.
Ich hab auch noch mal ein bisschen recherchiert. Es gibt einen ganz interessanten Artikel hier bzw. auch einen Wikipedia-Eintrag.

Ich hab aber so das unterschwellige Gefühl, dass niemand so richtig wissen will, woher dieser Traditionsschwindel genau kommt, schließlich wollen die Lauschaer Glasbläserwerkstätten weiterhin Glasgemüse exportieren.

Übrigens, vermutlich ebenfalls exklusiv für den amerikanischen Markt als mundgeblasener Weihnachtsbaumschmuck erhältlich: Football, Golfball, Basketball, Baseball, ......

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