Unwissenheit schützt nicht vor Strafe

Bei meiner Einreise nach Deutschland betrog ich hinterhältig (naiv unwissend) mein deutsches Vaterland. Es tut mir leid. Offiziell.

Eigentlich hatte ich nur folgendes getan: Ich hatte meine starken Euros ins Dollars getauscht und bin wie der reiche Onkel in den USA einkaufen gewesen. Aber eben nicht maßlos, sondern so, wie man es für nötig hält, wenn man im Hochsommer anreist und irgendwann einen der frostige Michigan-Wintern in die Knochen kriecht, und man verständlicherweise nicht seinen ganzen Hausrat in zwei Koffern a 20kg unterbringt.

Dazu gesellte sich noch eine handliche, einfache Digitalkamera, da ich bisher noch nie eine besessen hatte.
Und eine Portion Unwissenheit.

Als ich nach 28 Stunde Flug und Flughafenrumlungerei endlich Dresden erreicht hatte, und ich mich endlich einen Gepäckwagen ergattert hatte, und endlich meine Koffer (ja, beide) vom Gepäckband zerrte, und ich mich endlich Richtung Glasschiebetür aufmachte, die den Sicherheitsbereich von den Normalsterblichen trennt, und ich schon für jeweils kurze Momente Freundin und Familie in freudiger Erwartung winkend sah - sprach mich ein Kollege in grün an.
Woher? Was zum anmelden? Was bringen sie mit? Wie teuer? Stellen Sie doch bitte die Koffer mal aufs Band Juhu.

Ich meinte ich hätte nichts, nur Klamotten und ne Kamera. Keine ausgestopften Tiere, Drogen, Bargeld in großen Mengen oder Kunstgegenstände. Vielleicht 500 Dollar wenns hoch kommt.
Das war ne schlechte Schätzung meinerseits hinsichtlich des weiteren Verlaufs. Ich durfte mit ins Kabuff, musste Kamera auspacken, Klamotten zeigen und Rechnungen präsentieren, die ich doch tatsächlich auch dabei hatte.
Dann kam die Belehrung: Zollfrei einführen darf man Waren im Gesamtwert bis 175 EUR. Wer Waren nicht anmeldet ist ein Steuerhinterzieher, ab 500 EUR Warenwert gibt es eine Anzeige. Das gilt auch wenn man z.B. eine kaputte Kamera im Urlaub nachkauft oder sich mit saisonalen Kleidungsstücken eindecken muss.
Tja, wieder was dazugelernt.
Der Herr Beamte war gnädig und schätze meine zugekauften Klamotten großzügig auf 175 EUR und erhob Zoll und Strafgebühr nur auf meine Kamera, auf deren Quittung sich unglücklicherweise auch Speicherkarte, Tasche und Batterien befanden. Machte 36 EUR, noch bevor ich wirklich zu Hause war.

Dafür besitze ich jetzt legal eine amerikanische Kamera (wer kann das schon behaupten) samt eines Nachverzollungsbescheids im DIN A4-Format, den ich jetzt immer zusammen mit der Kamera aufbewaren muss, und bei erneuter Einreise ins EU-Land besser vorzeigen können sollte. Sonst gibts nochmal 36 EUR :)

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