Reisen, Ausflüge

Dienstag, 25. März 2008

Unwissenheit schützt nicht vor Strafe

Bei meiner Einreise nach Deutschland betrog ich hinterhältig (naiv unwissend) mein deutsches Vaterland. Es tut mir leid. Offiziell.

Eigentlich hatte ich nur folgendes getan: Ich hatte meine starken Euros ins Dollars getauscht und bin wie der reiche Onkel in den USA einkaufen gewesen. Aber eben nicht maßlos, sondern so, wie man es für nötig hält, wenn man im Hochsommer anreist und irgendwann einen der frostige Michigan-Wintern in die Knochen kriecht, und man verständlicherweise nicht seinen ganzen Hausrat in zwei Koffern a 20kg unterbringt.

Dazu gesellte sich noch eine handliche, einfache Digitalkamera, da ich bisher noch nie eine besessen hatte.
Und eine Portion Unwissenheit.

Als ich nach 28 Stunde Flug und Flughafenrumlungerei endlich Dresden erreicht hatte, und ich mich endlich einen Gepäckwagen ergattert hatte, und endlich meine Koffer (ja, beide) vom Gepäckband zerrte, und ich mich endlich Richtung Glasschiebetür aufmachte, die den Sicherheitsbereich von den Normalsterblichen trennt, und ich schon für jeweils kurze Momente Freundin und Familie in freudiger Erwartung winkend sah - sprach mich ein Kollege in grün an.
Woher? Was zum anmelden? Was bringen sie mit? Wie teuer? Stellen Sie doch bitte die Koffer mal aufs Band Juhu.

Ich meinte ich hätte nichts, nur Klamotten und ne Kamera. Keine ausgestopften Tiere, Drogen, Bargeld in großen Mengen oder Kunstgegenstände. Vielleicht 500 Dollar wenns hoch kommt.
Das war ne schlechte Schätzung meinerseits hinsichtlich des weiteren Verlaufs. Ich durfte mit ins Kabuff, musste Kamera auspacken, Klamotten zeigen und Rechnungen präsentieren, die ich doch tatsächlich auch dabei hatte.
Dann kam die Belehrung: Zollfrei einführen darf man Waren im Gesamtwert bis 175 EUR. Wer Waren nicht anmeldet ist ein Steuerhinterzieher, ab 500 EUR Warenwert gibt es eine Anzeige. Das gilt auch wenn man z.B. eine kaputte Kamera im Urlaub nachkauft oder sich mit saisonalen Kleidungsstücken eindecken muss.
Tja, wieder was dazugelernt.
Der Herr Beamte war gnädig und schätze meine zugekauften Klamotten großzügig auf 175 EUR und erhob Zoll und Strafgebühr nur auf meine Kamera, auf deren Quittung sich unglücklicherweise auch Speicherkarte, Tasche und Batterien befanden. Machte 36 EUR, noch bevor ich wirklich zu Hause war.

Dafür besitze ich jetzt legal eine amerikanische Kamera (wer kann das schon behaupten) samt eines Nachverzollungsbescheids im DIN A4-Format, den ich jetzt immer zusammen mit der Kamera aufbewaren muss, und bei erneuter Einreise ins EU-Land besser vorzeigen können sollte. Sonst gibts nochmal 36 EUR :)

Freitag, 29. Februar 2008

Reverse Culture Shock

Deutschland hat mich wieder. Diesmal durfte ich mich zwischendurch den Flughafen in Atlanta anschauen, der mit einer der größten in Nordamerika ist. Es ist schon eindrucksvoll, wenn acht Monitore alleie mit den Abflügen einer Fluggesellschaft gefüllt sind. Trotz der großen Weitläufig ist alles sehr übersichtlich und (zumindest mit einer gewissen Flugerfahrung) intuitiv zu finden. Meine zeitige Reservierung bescherte mir den gewünschten Fensterplatz, von dem ich bei klarem Himmel direkt Manhatten, bei Nacht, unter mir liegen sehen konnte, als wir über New York flogen - prächtig dieses Lichtermeer. Zwischen England und Frankreich fielen mir die unzähligen Lichter auf, die anfangs dazu verleiten zu denken, dass man noch gar nicht über dem Meer ist. Beim näheren Betrachten entpuppten sich diese Lichter als unzählige Ölplattformen, die von noch mehr Schiffen umgeben waren.

Als meine innere Uhr langsam auf zu-Bett-gehen zeigte, spuckte mich das Flugzeug bei Tageslicht im vernebelten Düsseldorf aus, wo mir sieben Stunden Transferzeit bevorstanden.
Bei der Bundespolizei fiel mir aber erst einmal, dass es nicht wie in den USA eine Einreisediskriminierung gibt. Also eine lange langsam Schlange "Non-Citizen" und eine kurze Schlange "Citizen". Stattdessen gab es alle Schalter für alle, mit einer großen Traube als Schlange, wo jeder schob und in die Lücken sprang, wo es nur ging.
Und da ging er schon los, der Kulturschock. Auch bei der vierten Rückkehr ins Heimatland hat mich die Europäigkeit erschlagen. Man dekalibriert eben schnell.
Grummlige Leute, kein Danke, kein Bitte, kein Abstand in der Schlange, wenn denn überhaupt eine geformt wird. Getränke gibts ohne Eis und Wasser nur mit Sprudel.
Dafür hab ich mich bei einem Ausflug in die Düsseldorfer Innenstadt bei drei verschiedenen Bäckerein an den Brötchen und Backwaren ergötzt und gelabt. Es hat eben alles so seine Vor- und Nachteile.

Jetzt sitz ich im Düsseldorfer Flughafen und lächle über die Provinzialität des "Internationalen" Flughafens. Im übrigens ist hier alles wie auch in Berlin sehr unübersichtlich, jeder Flug wird einzeln ausgerufen und die Sicherheitsschleusen sind spürbar auf geringere Menschenmassen ausgelegt. Die Vor- ud Nachlaufstrecken zum Schuhe etc, ablegen und Laptop auspacken sind nur winzig :)

Jetzt werd ich mich aber erstmal darum kümmern, dass ich ne Mütze Schlaf bekomme. Diese Zeitzonenreisen bringen ab 24 Stunden Reisezeit aufwärts immer so eine gewisse Müdigkeit mit sich.

Mittwoch, 27. Februar 2008

Hippie City

Am Montag vor einer Woche habe ich meinen Hausrat in meinen Hybridflitzer gepackt und bin weitergefahren. Bevor ich jedoch nach San Francisco zurückgefahren bin, hab ich auf der Monterey-Halbinsel nochmal Stopp gemacht.

Grund Eins: In einem winzigen Wäldchen gibt es eine einzigartigen Überwinterungsplatz der Monarchen-Falter. Sie hängen dort von Oktober bis Februar in Zehntausenden wie in Dolden an den Zweigen und warten auf den Frühling. Bemerkenswert ist, dass die eigentliche Generationsdauer nur ein paar Wochen beträgt, die Überwinterungsgeneration aber mehrere Monate lebt (hängt), bevor sie sich paaren und sterben. Es sind also die Urururenkel, die jedes Jahr an den exakt gleichen Ort zurückkehren, wobei aber die Überwinterungsorte nicht genetisch vererbt werden.

Fototechnisch waren diese Schmetterlingsmassen nicht festzuhalten, die liegen zu weit oben und sind mit zugeklappten Flügeln kaum zu sehen. Aber ein paar aufgewärmte krabbelten schon über den Boden. Natürlich gibts da auch einen Forschungsstation in der Nähe, die das Wanderungsverhalten untersucht. Da man über die letzten Jahre mit GPS-Halbsbändern ffenbar schlechte Erfahrungen gemacht hat, ist man auf kleine Aufkleber umgestiegen. Ich muss sagen, die Leute haben ganze Arbeit geleistet, ich habe nämlich keinen Schmetterlinge ohne Aufkleber gesehen.



Grund Zwei: Der dem offenen Pazifik zugewandten Küstenfront wollte ich unbedingt noch einmal einen Besuch abstatten. Ich kletterte von einer Haltebucht aus nochmal vorne an die Aktions-Zone und hab mich an den Naturgewalten ergözt.

Gegen Mittags gings dann gen Norden nach San Francisco, allerdings diesmal auf "Autobahn". Ich habe gedacht ich bin in Detroit, Chicago oder Las Vegas durch die hohe Schule von amerikanischem Großstadtverkehr gegangen. Dachte ich. Ich erinnerte mich an eine Bemerkung die mir im Flugzeug jemand mit auf dem Weg gab: California is all about cars. Ich verstehe jetzt.



Sämtliche Orte sind mit kreuzungsfreien autobahnähnlichen Straßen durchzogen (Freeways), die sich mehretagig in absurden Kreuzungen verbinden. Alles hat viele Spuren, in kürzesten Abständen gibt es Auf- und Abfahrten, die meist wieder auf gigantische Durchgangsstraßen münden. Auf der Karte war meine Strecke recht übersichtlich: Ich folge dem US Highway 101 nach Norden bis in Zentrum von SF. In der Realität fuhr ich die letzte Stunde auf einer 4...6 spurigen Schnellstraße, von der nicht abzukommenes aufgrund der endlosen Schnellstraßenkreuzungen schwierig war.



Zu meinem Ärgernis kam dazu, dass ich folgendes brauchte: Klo, Mittagessen und eine ruhige Minute für den Blick auf die Karte. Da es aber weder die anderswo üblichen Rastplätze gab, noch eine der Abfahrten den Eindruck erweckte, als dass man Anhalten und problemlos wieder auffahren könnte, blieb mir nichts anderes übrig als im dichtem Strom mitzuschwimmen, bis die 101 endet und sich in den Innenstadtverkehr von San Francisco ergießt.

Dort erfüllte ein Burger King in einer Tankstelle alle meine drei Bedürfnisse, während mein Auto, wie ich später erst herausfand, im Halteverbot stand. Zwar hatte ich die Parkuhr brav mit Geld gefüttert, aber den Aufkleber See street sign for restrictions nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt. Dort steht nämlich in Form einer unverständlichen Kurzgeschichte, dass man Dienstag Nacht und Donnerstag morgen (Straßenreinigung) nicht parken darf. Und: an allen Tagen die nicht Samstag oder Sonntag sind, nach Mittags um drei. (Ja, das betraf mich). Ist aber zum Glück nichts passiert, allerdings sind die Parkregeln allgemein sehr komplex und kryptisch. Oft sind für manche Zeitabschnitte die Parkspuren eben Fahrspuren und umgekehrt.

Gestärkt und orientiert gings quer durch die Innenstadt zum von mir ausgesuchtem Hostel am Wasser, nahe der Golden Gate Bridge. Das hatte nicht nur ne gute Bewertung abgekriegt, sondern auch kostenlose Parkplätze. Am Vorabend waren noch Betten frei, auf eine Reservierung hatte ich deshalb verzichtet, zumal eine Internet-Reservierung mit ausländischer Kreditkarte sowieso immer Schwierigkeiten bringt. Die Strafe folgte prompt: Als ich kam war ausgebucht.
Ich könne aber gerne ins Downtown-Hostel für die eine Nacht, morgen gäbe es wieder Betten. Hab sogleich eins reserviert, das Auto dürfe ich aber auf keinen Fall hier stehen lassen über Nacht. (Hätte mich eben mit Waschtasche und Bus und Bahn dorthin begeben). So ein Mist...
Also ab in die Mitte. Diese steilen Straßen waren ja die Wucht, dazu noch ein Labyrinth aus ständig Richtung wechselnden Einbahnstraßen, und überall klingeln die Cable Cars durch die Gegend und halten mitten auf der Kreuzung.



Das einzige was ich dem positiv abgewinnen konnte, war die Tatsache, dass ich einmal in den Genuss kam die kranken Straßen hoch und runterzufahren. Bremsen und Beschleunigen ist in den ganz extremen Fällen immer mit blockierenden oder durchdrehenden Reifen verbunden.
Zwangsläufig fragt man sich: Wieviele schwere Unfälle gibt es hier aufgrund von Bremsversagen (Automatikgetriebe = keine Motorbremse)? Was würde passieren, wenn hier doch mal Schnee fallen würde? Gibt es Fahranfänger, die auf manueller Schaltung lernen? Wie fährt man hier manuell getriebene Autos amerikanischer Bauart, deren "Hand"bremse mit einem viertem Pedal ganz links im Fußraum bedient wird?

Irgendwie passierte im Zentrum letztendlich genau das, was ich erwartet hatte. Ich bin zweimal am Hostel vorbeigefahren, konnte aber nirgends anhalten. Angeblich gäbe es "irgendwo preiswertes Parken für Hostelgäste", aber dafür muss man ja erstmal einchecken und sein Auto für 16 für die erste Stunde einstellen. Nach einer weiteren Runde entschied ich mich für ein Parkhaus direkt gegenüber. Das Bett kam mich 26 Dollar die Nacht, das Parken 29 Dollar.

Mittlerweile war es fast sechs und es wurde dunkel. Statt Golden Gate Bridge gab es also Stadtbesichtigung im Dunkeln. Durchs Finanzviertel, Chinatown und ruhige Anwohnereckchen, vorbei an der "verrücktesten Straße der Welt" - sie ist so steil, sie braucht Serpentinen - ging es weiter zur letzten Touristenattraktion des Tages, Fishermens Wharf, den Fischereimolen. Alle reden davon, alle waren dort, nur gab es außer Touristen und tausend Möglichkeiten Geld los zu werden überhaupt nichts, was den Besuch wirklich lohnen würde.
Der lange beschwerliche Rückweg dann wurde aber standesgemäß für 5 Dollar mit dem Cable Car zurückgelegt, dass mich fast bis vors Hostel brachte.



Der nächste Tag war verregnet. Bevor ich ins andere Hostel fuhr, hatte ich mir, am Vortag begeistert, noch ein Tagesziel gesetzt. Das Cable Car Museum. Der Weg dahin führte mich noch einmal am Tag "hoch auf den Berg" sowie durch China-Town. Im Gegensatz zum Abend vorher war das pure Leben auf der Straße - ein unvergessliches Erlebnis.



China-Town in San Francisco ist angeblich die größte Siedlung von Chinesen außerhalb von China, abgesehen von ein paar umherstreunenden Touristen wird man außer Chinesen dort auch niemanden finden. Stattdessen sind die engen Straßen mit Geschäften dicht an dicht gepackt und abgesehen von den Touristenramschläden (5 T-Shirts für 10 Dollar) kann man viele Schilder nicht lesen oder auch sonst erkennen, was in dem Laden tatsächlich verkauft wird.





Um die Ecke gibt es dann chinesische Kindergärten, Krankenhaus, Grundschule, Frauenzentrum... eine komplett abgeschlossene Gemeinde eben.
Auf dem Rückweg bin ich in einem dieser "Bratereien" eingekehrt und habe mit Fingerzeig mein Essen zusammengestellt. Die Frage "For here or to go?" entschied dann ob man ein Tablett bekam und einen Deckel für seine Styroporschachtel mit dem Essen drin. Dazu gabs Jasmintee aus Kunststoffbechern.

Das Essen war lecker, die Bude selbst aber ein Erlebnis. Der Schankraum war gleichzeitig Abstellraum, Lager und Küche in einem. Neben den Kunstblumen stapelte sich das Toilettenpapier, daneben Obst, Backwaren und warmgehaltene Speisen und massenweise Dosen. Direkt über der Theke hing, neben unnatürlich farbenen Kunstblumengirlanden, ein Ölgemäldeimitat mit Plastikgoldrahmen mit einem Alpen-Motiv.
Mir gegenüber saß ein alter Chinese, der etwas mir Unbekanntes aß (ich tippe auf grätenloses Meeresgetier), dass er mit Kopf auf Tischniveau und einer Gabel in den Mund schob, was er gelegentlich mit einer rohen Knoblauchzehe unterbrach, die er aus seiner Jackentausche hervorzaubterte.

Das Museum war für einen Technik-Begeisterten natürlich ein Highlight. Gleichzeitig war es nämlich auch die Antriebshalle für die vier separaten Seilstränge, an denen an die 30 Wagen fahren können. Ich könnte mich jetzt hier ewig auslassen, aber ich will ja, dass ihr auch bis zum Ende lest... Deswegen nur ein paar kurze Sachen zum Staunen: Die komplette Technik zum Einkuppeln ins Seil und zum Bremsen wird alleine durch große Hebel, viel Muskelkraft und noch mehr Fingerspitzengefühl von Fahrern bedient, die bei Wind und Wetter (freie Kanzel) die Cable Cars bis nachts um eins fahren.
Der Verschleiß ist so groß, dass die hölzernen Bremsklötzer, und nur die erzeugen ausreichend Reibung auf den steilen Straßen, aller zwei Tage gewechselt werden. Das kilometerlange Antriebsseil erfährt soviel Verschleiß, dass es mehrmals jährlich gewechselt werden muss.
Aus heutiger Sicht ist das ganze natürlich höchst uneffektiv, aber dafür das älteste und außerdem mittlerweile einzigste Standseilbahnnetz der Welt. Die eigentliche Blütezeit dauerte nur wenige Jahre und überbrückte die Zeit vom Pferdewagen (die Pferde wurden auf den steilen Straßen regelmäßig zu Tode geschunden) und der "Elektrischen" (wobei auch heute die Straßenbahnen nicht die steilen Straßen hochfahren).



Nach der vormittaglichen Innenstadtexkursion fuhr ich aus meinem teurem Parkhaus zum Hostel am Wasser, diesmal wählte ich jedoch nicht die kürzeste, sondern die flacheste Route. Zwischendurch hab ich noch ein paar Tropfen Sprit nachgetankt, damit ich auch nicht kurz vor dem Flughafen am nächsten Morgen liegen bleibe. Es klingt für europäische Verhältnisse lächerlich, für die USA ist es aber sündhaft teuer: 3,7 USD die Gallone! (2000 gabs die Gallone noch für unter einem Dollar...)
Vom Hostel brach ich dann Richtung Golden Gate Bridge auf, die etwas mehr als eine Stunde zu Fuß Richtung Pazifik lag. Leider regnete es und die Wolken hingen tief, weshalb ich auf ne Fahrt zu den gegenüberliegenden Bergen verzichtet habe. Der Fußmarsch zur Brücke war aber auch schön (nass) und ersparte mir den Fahrstress. Die Brücke ist schon ein Gigant, selbst die Ozeandampfer die untendrunter durchfahren werden da klein. Vom Brückenkopf bis zur Mitte läuft man stramme 10 Minunten, wobei aber natürlich kaum jemand über oder auf die Brücke läuft. Dafür gibt es ja die Aussichtspunkte an den Brückenköpfen. Abgesehen vom Wind und mittlerweile starkem Regen war es auch sonst nicht so ein besinnliches Erlebnis auf die Brücke zu laufen: Neben einer 2x3-spurigen Autobahn geht man ja sonst auch nicht spazieren.

So ein schönes Postkartenfoto mit Himmel blau, Brücke rot und Bergen im Hintergrund konnte ich wetterbedingt also leider nicht machen, dafür gibts ein schönes melodramatisch in grau:



Mit Einbruch der Dunkelheit war ich zurück, zog mir trockene Klamotten an und aß meine Ravioli aus der Dose. Ich wollte mich dann wohlverdient zur Ruhe legen, wusste aber noch nicht, dass die Hölle folgte. In meinem Zimmer gab es 8 Betten, die alle belegt schienen, aber noch leer waren. Gegen nachts um zwei wurde ich wach und fühlte mich hundeehlend. Nach langen quälenden Minuten mit Einschlafversuchen wurde mir die Lage klar: 8 Personen im Zimmer, davon schnarchten gefühlte sieben sich die Seele aus dem Leib. Zwei davon furzten ständig, ein dritter hustete, als wäre es das letzte was er im Leben macht, was anschließend von einem mehrminütigem Stöhnen gefolgt wurde. Der Schweiß stand mir auf der Stirn, die Heizung lief volle Kanne, es waren bestimmt 30 Grad im Zimmer. Besonders die Leute in den unteren Betten röchelten mit einer unnatürlichen Atemfrequenz.
Ganz klar: Ein Fenster musste auf! Nun hatte ich von meinem oberen Bett direkt Zugriff auf eins der Schiebefenster, welches ich einen Spalt öffnete. Meiner Unterschläfer fand das nicht gut und machte es kommentarlos wieder zu. Mein Versuch mit ihm Kontakt aufzunehmen scheiterte. Die gleiche Prozedur wiederholte sich nochmal.
Da ich kurz davor war zum Auto zu laufen und dort auf dem Parkplatz zu schlafen (was man ja nun mal in ner Stadt wie SF nun gar nicht machen soll), probierte ich nochmal die unverschämte Methode. Ich kletterte vom Bett (wobei ich dem Typen versehentlich auf den Arm trat, den er auf der gesamten Leitersprosse ausstreckte) und öffnete das andere Fenster gänzlich, welches von keinem Bett aus zugänglich war. Erfolg - kein Widerstand. Mit nem Paar Ohrstöpsel schlief ich bis zum nächsten Morgen durch. Beim Packen und Bettabziehen am frühen Morgen dann wurde mir dann einiges klar. Zwei der Typen waren noch komplett in Klamotten, auf unbezogenem Bett, die waren wohl im Suff ins Bett gefallen. In den anderen Betten lagen enorm große Typen, älteren Semesters, durchgeschwitzt und freiem Oberkörper und gaben immer noch Laute aus allen Körperöffnungen von sich. Drumherum Wäscheberge, Reisekoffer, Anzug in Schutztasche... Vertreter? Hatte in bisschen was von Flüchtlingslager.

Ich machte mich schnell aus dem Staub und fuhr im dicksten Berufsverkehr zum Flughafen.
Erst duch die Innenstadt, dann weiter auf bekannter 101, vierspurig im Stop und Go nach Süden. Irgendwo ein paar Meter vor dem Flughafen bin ich falsch abgefahren, da irgendso eine benachbarte Stadt einen gleichnamigen Freeway und gleichnamigen Boulevard hat, die zur allgemeinen Verwirrung nacheinander, unbeziffert, die 101 kreuzen. So genau kann ich das aber auch nicht mehr rekonstruieren. Abfahrt links, Doppelabfahrt rechts und dazwischen noch eine Car Pool Lane (Spur nur für Autos mit mindestens 2 Passagieren). Nebenbei muss man ja noch ein klitzkleines Bisschen darauf achten, dass der Verkehr nicht wieder abrupt zum Stillstand kommt.
Jedenfalls bin ich dann von dem neuen Freeway auf noch einen anderen Freeway abgebogen, bevor ich abfahren und wenden konnte. Beim zweiten Anlauf fand ich eine Ausschilderung Rental Car Return, der ich auf abenteuerlicher Weise (professionelle Flughafenrundfahrt) folgte und tatsächlich am Ziel meines Begehrens anlangte.
Ich halte ja viel auf meinen Orientierungssinn, aber am Flughafen von San Francisco musste ich echt passen:

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Im Mietautozentrum habe ich zum ersten Mal dankbar "Reiseluxus" in Anspruch genommen. Die großen Airlines hatten einen externen Check-In-Schalter, wo man gegen Aufpreis einchecken und Gepäck abgeben konnte. Normlerweise ignoriert mein Geiz und Ego sowas, diesmal zum Glück nicht. Ohne Warten wurde ich für 5 Dollar meine beiden großen Koffer los und hatte meine Boarding-Tickets. Auf dem Hinweg hatte ich mich mit insgesamt drei Koffern, Rucksack (zusammen äquivalent zu meinem Körpergewicht) bald totgeschleppt, da ich auch die Kofferwagen (3 Dollar) irgendwie verpasst hatte. Immerhin geht es quer durch die Ankunftshalle, den Fahrstuhl nach oben, zur Flughafenbahn, damit ins Mietautozentrum, von wo man mittels Rolltreppe wieder nach unten muss.
Diesmal war ich aber glücklich und frei, nur mit Handgepäck unterwegs. Im Terminal dann machten sich die 5 Dollar gleich nochmal bezahlt. Die wohl wieder einstündige Schalterschlange bei United Airlines hatte ich auch umgangen.

Der Flug nach Denver war angenehm. Ich hatte meinen bestellten Fensterplatz (B767), der Gangplatz neben mir war frei. Tomatensaft und Minisalzbrezeln. Lecker. Weiter gings von Denver nach Wichita in so einem kleinen Minihüpfer (Canadier E700). Die Stewardess hatte meinen Fensterplatz an ein kleines Mädel vergeben, damit die ganze Familie (Mutter und 3 ungezogene Bälger) in einer Reihe sitzen konnte. Das Mädel dachte aber nicht ans rausgucken sondern hat die ganze Zeit gepennt. Dafür hat ihr kleiner hyperaktiver Bruder, welcher hinter mir saß, irgendwie gefallen daran gefunden seine Beine permanent hinten in meinen Sitz zu rammen. Auf einen freundlichen Hinweis meinerseits hat aber weder die Mutter noch er selbst erkannt, in welche gefährliche Situation sie sich gebracht haben. Da ich ja aber nochmal mit United fliegen möchte (Lieblingsairline - überträgt Flugfunkverkehr über Ohrstöpsel - und dass macht nur mit Fensterplatz richtig Sinn ;), hab ich mich doch entschieden die Folter für den zum Glück nur einstündigen Flug über mich ergehen zu lassen.

Montag, 18. Februar 2008

Wenn Geld keine Rolle spielt...

kauft man sich für ein paar Milliönchen ein Sommeräuschen in Carmel-by-the-Sea und fliegt da übers Wochenende hin.
Dieses kleine Nest ist das Disneyland für die richtig Reichen. Galerien und Restaurants gibt es zu genüge, die Häuser übertreffen sich an architektonischen Absurditäten und es gab hier auf machen Straßen mehr schnieke Autos (Maserati, Corvette, Porsche, Jaguar) als auf der Detroiter Automesse. Allerdings wird deutlich, dass die Künstler- und Promielite diesen Hype verursacht und nicht börsenerfolgreiche Bonzen: Alles ist harmonisch, stilvoll und landschaftsharmonisch angelegt, was man von den sonstigen palastähnlichen Prunkpalästen auf gemähtem Golfrasen und künstlicher Anhöhe, welchen ich bisher in diesem Land begegnet bin, selten behaupten kann.
Das ganze spiegelt sich auch in der Auswahl der Restaurants und Läden wieder. Man wird in der Umgebung (einschließlich Monterey) keinen WALMART, McDonalds oder große Walgreen-Apotheke finden. Stattdessen findet man sündhaft teure Bio-Supermärkte, deren Lebensmittelangebot bisherig Gesehenes in den Schatten stellt.
In den "normalen" Orten (in denen die Angestellten wohnen, die in Monterey und Carmel kellnern und putzen) sieht es dann auch wieder "normal-amerikanisch" aus. Malls, Home Depot, Pizza Hut, Dollar General.






An der Strandpromenade:



Den zweiten Teil des Tages haben wir in Santa Cruz verbracht und uns dort die Innenstadt, Hafenmole und Strandpromenade angeschaut, wo es einen kleinen Vergnügungspark gibt, mit teilweise historischen Fahrgeschäften gibt (Achterbahn von 1924). Ansonsten gab es natürlich tausend andere Möglichkeiten Geld auszugeben, aber keinen Spaß zu haben:



Erwähnenswert sind dann noch die vielen Seelöwen, die dort faul im Gebälk der hölzernen Hafenmole rumlungern und einen Riesenlärm veranstalten können.



Morgen vormittag gehts dann nach San Francisco ins Hostel, welches (sofern noch frei) nahe der Golden Gate Bridge liegt. Dazu steht aber erst einmal eine Stadtdurchquerung (ohne Autobahn und Beifahrer) an... das wird bestimmt lustig :-)

Noch mehr Wellen, ....

Samstag dann hab ich meinen studierwütigen Gastgeber seinen Büchern entrissen und wir sind die Küstenstraße weiter in den Süden gefahren. Dort durchfährt man dann die Küstenlandschaft Big Sur, ein wildes, mit Künstlern und Promis dünn besiedeltes Bergland, welches steil in den Pazifik abfällt. Angeblich befindet sich dort einer der schönsten Küstenstraßen der Welt - was man auch gerne glauben möchte.

Viele Abschnitte werden von Kalifornien als State Parks verwaltet, sodass diese einerseits geschützt aber auch für die Bevölkerung im erträglichen Maße erschlossen werden.
An zwei solchen State Parks haben wir Halt gemacht und sind abseits der mit dem Auto zu befahrenden Scienic Drives und View Points im Hinterland gewandert, was wie so oft eine sehr eindrucksvolle und einsame Erfahrung war.

Unser erster Pfad schlängelte sich noch recht eben an der Küste entlang. Und wenn wir schon von Künstlern und Promis sprechen:



Im Hintergrund liegt übrigens der Ort Carmel by the Sea, eine Promi-Hochburg, in der Clint Eastwood einmal Bürgermeister war.

Und noch einmal der Beweis: Ich war hier!



An der Küste beherrschend sind die großen Wellen, die am Strand meterhoch auflaufen und sich unter permanentem Donnern brechen. Wenn sich dann noch Felsen in den Weg stellen, ist viel Lärm, Gischt und Spray garantiert.



Etwas weiter treten die Berge näher an den Ozean und der Highway schlängelt sich über Berge und Tal spektakulär Richtung Süden. Autofahren macht hier Spaß:



Unsere zweite kleine Wanderung führte uns dann steil an auf die Berge. Der übliche sich tagsüber bildende Küstennebel ließ nicht mehr viel Aussicht übrig, aber die Vegetation änderte sich hinter jeder Wegbiegung. Nachträglich hab ich noch gelesen, dass diese Bergzüge unter dem Einfluss vom Meer einzigartige Mikroklimate ausbilden. Man findet unter anderem Kakteen, natürliche Koniferenwälder, olivenhainähnliche verknorrte Bäume und dichte Mischwälder in den Talniederungen, wo auch recht imposant große Bäume standen. Überhaupt ist die Vegetation meist undbekannt und die Gerüche fremd, man glaubt durch einen botanischen Garten zu laufen.



Nach kurzer Recherche kann ich diese unverhofft angetroffenen Bäume auch bennenen: Coast Redwood, oder auch bekannt als Küstenmammutbaum!

Sonntag, 17. Februar 2008

Wellen, Beach Girls und Co

Heute war Tag 3 in Monterey und ich bin immer noch schwer beeindruckt von diesem Fleckchen Erde. Keine Ahnung warum das so ist, vielleicht weil ich gedachte habe ich fahre eben mal ne Woche nach Kalifornien, das kann soviel anders als anderswo nicht sein. Wahrscheinlich auch, weil mein hier studierender Gastgeber zwar von seiner Schule, aber weniger (oder eher gar nicht) von der Landschaft geschwärmt hat.
Ständig stoße ich auf Dinge, die ich nicht unbedingt erwartet habe.

Es klingt etwas surreal, aber man erhält schnell den Eindruck, dass diese Menschen sich hier im Dauerurlaub im Traumzauberland befinden. Die Hafenstädte und Dörfchen, die Strandpromenaden, Golfplätze ohne Ende, das Meer, glückliche schlanke Jogger, Wellensurfer mit Rastas und Cuba-Halstüchern, blühende Mandelbäumchen, Palmen und Kakteen - und wir haben Februar!

Die letzten beiden Tage waren aufregend und erlebnisreich. Deswegen natürlich hier jetzt die Zusammenfassung mit Fotos:

Freitag morgen bin ich mit einem kleinem Kutter zum Walebeobachten gefahren. Für 20 Dollar fuhren wir für 2 Stunden raus aufs offene Meer und wurden dort ordentlich durchgeschaukelt und durchgepustet. In so einem Wellental konnten doch glatt die anderen Boote von der Konkurenz komplett "verschwinden".
Nach nur kurzer Zeit hatte unser Captain auch schon eine Gruppe Grauwale erspäht, die gerade auf dem Weg von Alaska nach Mexiko sind und deswegen momentan leicht anzutreffen sind. Eine Gruppe Delfine gesellte sich später dazu.
Das ganze war schon ein interessantes Erlebnis, wobei von den Tieren nicht so aufregend viel zu sehen ist. Zum einem ist die anstandsgebotene Entfernung hoch, außerdem sieht man außer der Fontäne, einem sich kurz aus dem Wasser erhebenden Hügel und gelegentlich der Schwanzflosse vor dem finalem Abtauchen nicht viel. Auf große Sprünge und dergleichen hatten die Wale so kurz vorm Wochenende eben leider keine Lust mehr. Man starrt also minutenlang auf das Wasser, Fotoapparat in der linken Hand, die Rechte krallte sich, bereits gefühlstaub, an die Reeling und hofft darauf, dass der Kapitain ein gutes Händchen dafür hat, das Boot dahin zu steuern, wo 5 Minunten später die Wale wieder auftauchen.
Von den Unmengen Foto sind vielleicht drei Wale oder Fontänen zu sehen, wobei diese durch das Gewackel des Schiffs entwender zu Hälfte abgeschnitten, unscharf oder völlig schief sind...



Richtig geärgert habe ich mich über ein Filmchen, welches ich vom Boot aus von der Küste gedreht habe und mir da - Volltreffer! - ein Wal ins Bild geschwommen war: Es war komplett unscharf.

Nach einem Mittag beim Chinesen (Gruß nach Michigan: besser als Thai Kitchen und Co!) schwang ich mich aufs des Gastgebers Fahrrad und fuhr die Monterey-Halbinsel an der Küste entlang ab. Da gibt es eine küstennahe Privat-Straße, den 17 Mile Drive, die man mit PKW gegen Maut befahren kann, mit Fahrrad kostenos. Sie führt entlang wilder Strände, teuren hippen Häusern und Resorts und mindestens fünf Golfplätzen.

Die Strandpromenade in Pacific Grove - eine Alljahres-Sommerfrisch. Keine Ahnung was da alles blüht... das meiste davon kenn ich nämlich nicht:



So romantisch, wie diese wilde Küste sein mag - sie läd nicht zum Baden ein:



Und wenn man sich die Wellen anschaut, die unter einem lautem Donnern ans Land toben, könnte man sogar schon von Ausladung sprechen:



Gegenüber dann glückeliche Jogger und staubgesaugte Golfplätze. (Der Überweg auf der Straße ist wirklich für die Golfwägelchen!)



In den kleinen Siedlungen direkt am Wasser stehen dann nur noch ausgefallene Häuser, die durch auffällige Architektur (meistens durch Naturbaustoffe unauffällig) oder gigantische Größe auffallen. Da weiß man sofort - wer hier wohnt guckt nicht aufs Geld.



Den Tag drei samt Bildern gibts dann doch nicht mehr heute. Muss ins Bett, die müden Knochen ausruhen und den Sonnebrand auskurieren :-)

Freitag, 15. Februar 2008

Ich glaub ich bin im Film

Wie so oft schon in den USA stelle ich fest: Es ist kein verklärtes Möchtegern-Image was uns in Filmen und Bilder vermittelt wird, es ist der pure Ernst.
Die Ecke hier in Kalifornien ist in dieser Hinsicht schon ziemlich entfernt von der "üblichen" Welt, irgendwie scheint es die Hälfte der Probleme einfach nicht zu geben.

Es wird im Winter nicht kalt, im Sommer nicht heiß. Abgesehen vom Skiurlaub musste ich mir noch nie Mitte Februar Gedanken über Sonnenschutzcreme machen oder auch ob ich die Jacke ganz zu Hause lasse oder doch lieber im Rucksack mitnehme.
Alles kostet viel und sieht teuer aus. Essen ist teuer (teurer als in Michigan), sowohl als Rohstoff als auch im Restaurant. Auch die Orangen (ja, die aus Kalifornien) kosten hier mehr als im Aldi in Michigan.
Die Häuschen sind alle im spanischen Stil hergeputzt und kosten Unsummen, die keinesfalls den Wert sondern bestenfalls die Nachfrage wiederspiegeln.
Die Autos glänzen alle und sind unzerbeult und ohne Rost. (Michigan prägt das Auto eben doch für ganz bestimmte Werte....)
Auf den Plätzen sitzen Hippies und spielen Gitarre und Rasselstab für Geld in den Hut, in den Vorgärten sind Kakteen und Palmen angeplanzt, der Hibiscus blüht und Thymian und Co duften durch die Gegend.
Überall findet man VW Busse, sowohl die alten und die neuen, natürlich mit Westfalia-Ausbau, und Surfbrettern auf dem Dach.


(Die alten Fishdocks, heute ein Touri-Eckchen)

Im Hafenbecken dümpelt das Bruttosozialprodukt Dresdens in Form von weißen Yachten rum.
In den Bars kann ich Bier bestellen, ohne nach meinem Ausweis gefragt zu werden und an der Strandspromenade kommen Jogger und Radler in kurzen Hosen entgegen.
Heute morgen wurde ich vom Mövengeschrei geweckt und im Hafenbecken quieken die Robben.
Diverse Schilder, Pfandregelungen und Spritpreise weisen darauf hin, dass hier Umweltschutz (wie immer behauptet) tatsächlich mehr als nur ein Fremdwort im Lexikon ist.


(Blick auf die Bucht von Monterey bei Sonnenuntergang)

Allem in allem ist es hier ganz schön anders als in Michigan und Kansas, wobei ich schon wieder überrascht bin, wie vielfältig(er) die USA ist.

Donnerstag, 14. Februar 2008

Auf der Suche nach den Beach Boys

Meine gestrige Reise war ein Ortswechsel, wie er gegensätzlicher kaum sein könnte.

Nach Abschlussfeier mit Kollegen, nächtlichem Packen und ein paar Stunden Schlag ging es sehr zeitig nach Grand Rapids, von wo aus mein Flug nach Chicago ging. Ein Kollege fuhr mich freundlicherweise auf den spiegelglatten Straße hin, da es tatsächlich wie vorhergesagt über Nacht wieder viel geschneit hatte.



Auf dem Miniflughafen wollte ich tatsächlich in das falsche Flugzeug einsteigen. Mein Flug ging 9:45 nach Chicago und zwar mit einem Codeshare-Flug, also einem Flug der von einer Tochtergesellschaft von United Airlines durchgeführt wird. Es ist dann oft üblich, dass der Flug auch keine Flugnummer von United Airlines hat, sondern von der oft unbekannten Regionalgesellschaft.
Nach langem Warten am Checkin-Schalter und der Sicherheitsschleuse ging ich dann zu Gate B3. Das war der einzige Flug der 9:45 nach Chicago ging und die Gesellschaft American Spirit kannte man vom Namen her auch nicht. Passt also, dachte ich. Beim Boarden flug der Irrtum auf, das war nicht mein Flug.
Was war los: Mein Flug stand an der Abflugtafel nicht dran, weshalb man (und viele anderen Fluggäste) auch nicht das richtige Gate finden konnte. Da es aber nur 2 United-Gates gab, ging die Sache doch glimpflich aus.

Der Flug war eine einzige Geografiestunde.
Über dem Lake Michigan, von wo man beide Ufer (Michigan und Illinois) sieht, konnte man die Wolkenbildung am Ostufer richtig live sehen. Nach Chicago dann überquerte man für 2 Stunden die Great Plains. Flaches Land, Felder bis zum Horizont und überall vereinzelt ein paar Famen dazwischengestreut (Das sind die kleinen scharzen Punkte ).



Nach den Great Plains geht es abrupt in die Rockies über, was sich durch ein paar achterbahnähnliche Luftbewegungen bemerktbar machte. Auch dort noch alles voller Schnee und strahlend blauer Himmel. Später dann gab es Wolken bis kurz vor die Westküste. Den San-Andreas-Graben mit der ganzen Landwirtschaft und den Bewässerungsgräben konnte man schön sehen. Offenbar war hier schon anderes Wetter:



Auf dem Flughafen dann zwei Überaschungen. Die Unangenehme: Angeblich wäre es Vertragsbestandteil, dass ich die erste Tankfüllung kaufe, und das Auto "dafür leer zurückbringen" kann. Interessantes Abzockmodell. Ich frage mich, wie oft Leute mit leerem Tank kurz vor der Mietstation liegen bleiben.
Die Angenehme: . Es gibt keine, wie von mir gebuchten, Economy-Autos mehr, ich darf mich also aus der nächsthöheren Kompaktklasse eins aussuchen. Und bingo, dabei war ein Toyota Prius, der erfolreiche Hybrid-Flitzer. Verbrauch liegt irgendwo deutlich unter 6l/100km, da kommt es auf eine halbe Tankfüllung mehr oder weniger nicht an.

Gegen halb vier Ortszeit ging es dann los. Alleine Fahren und Navigieren ist schon so ein Ding, auch wenn ich mir vorher die Straßennummern und Richtungen alle gemerkt hatte. Bevor ich noch aus dem Flughafengelände raus war, hatte ich mich dank der 5-etagigen Auf-und Abfahrkonstruktionen verfahren. Ich kam in einem kleinen Ort raus und bin dort dann nach Himmelsrichtugen gefahren. Immer nach Westen und 10 Minunten später kam ich tatsächlich auf der gesuchten Autobahn raus. Von dort bog ich dann auf eine kleine Bergstraße Richtung Pazifik ab, wo ich dann für die folgenden anderthalb Stunden die malerische Küstenstraße nach Süden gefahren bin.



Aus dem Staunen und für Fotostopps anhalten bin ich überhaupt nicht mehr herausgekommen. Palmen. Kiwiplantagen. Pfirsiche, Hartlaubgewächse, warmer Wind, soviele Latinos. Alle fahren genau Tempolimit und ständig begegnem einem Toyota Prius.

An einer einsamen Bar am Meer verzehrte ich bei Sonnenuntergang meinen Abendbrot-Hamburger für 11 Dollar und erreichte dann gegen sieben abends Monterey. Da ein Wiedersehen mit einem Freund noch gefeiert werden musste, ging es auch noch in eine Bar, wobei sich die 3 Stunden Zeitverschiebung zu meinem Ungusten nach den vorherigen kurzen Nächten bemerkbar gemacht haben.

Heute morgen hab ich erstmal wohlverdient ausgschlafen. Der Blick aus dem Fenster war überraschend, da ja gestern alles dunkel war:



Willkommen im Kalifornien :)

So, ich geh jetzt auf Entdeckungsreise in die Stadt. Bis später.

Montag, 28. Januar 2008

Um die Welt in drei Tagen...

könnte man fast denken, angesichts der Tatsache, dass ich dieses Wochenende in Atlanta, Vienna (Wien), Johannesburg und Jordanland war. Tatsächlich handelt es sich aber nur um ein paar Möchtegern-Dörfer im wilden Norden Michigans.

Freitag abends ging es, entgegen vorheriger Planungen in reduzierter Gruppenstärke (3 Studenten plus Mitarbeiter) und einem Auto los. (Schuld: ein Auto-Unfall in Kanada (nix passiert) sowie ein nagelneuer platter Reifen).
Wir fuhren 3 Stunden nach Norden, wo es sehr viel schnell einsamer und (noch) kälter wird. Verbunden mit der Nähe zum Lake Michigan und vorherschendem Westwind gibt es dort in Küstennähe mehr Schnee, was auch als Lake Effect Snow bezeichnet wird.

Nachdem die gemütliche Holzhütte warmgeheizt war, endete der Abend dann bei Skat und Bier.
Der nächste Morgen war reichlich zweistellig kalt und verschneit.



Schon ziemlich schnell haben wir begriffen, was genau die Amerikaner unter Wintersport verstehen: Snowmobile fahren. (Und es verhärtet sich der Verdacht: Solange kein Benzin verbrannt wird, haben Amerikaner keinen Spaß)

Sämtliche Flächen und zugefrorene Seen sind quer mit Spuren überzogen. Entlang jeder Straße gibt es, teilweise mit eigenen Verkehrsschildern, Snowmobile-Wege und tief in den Wäldern gibt es dann ganze Parcours die abwechslungsreich durch die Landschaft führen.
Auch die Moped-Geräusche, die bis nachts bis 2 und morgens ab 7 vom See zu unserer Hütte drangen hatten die gleiche Ursache.
Es wird sonnenklar, was die Amerikaner aus dem Süden Michigans jedes Wochenende auf großen Anhänger gen Norden ziehen: Snowmobiles.



Tagesziel war die Sno Drift Rally, die in der Gegend an diesem Wochenende stattfand. Der Etappen führten so ziemlich durchs Niemandsland, sodass die wenigen Zuschauerposten meistens erst nach 30 Minunten Fahrt über verschneite Waldwege erreichbar waren. Dort fanden sich dann immerhin ein paar hundert Leute ein, die geduldig, mitunter frierend, auf den Etappenstart warteten.
Während in den Städten und wärmeren Gegenden Kälte auf dem Weg vom Haus ins Auto einfach nur ignoriert wird (In Kansas kam damals von den Schülern bei MInusgraden nie jemand auf die Idee, mit Jacke aus dem Haus zu gehen), haben sich die Leute hier auf die oft strenge Kälte auch eingerichtet.
Für meinen Teil hatte ich sechs langärmlige Schichten übereinandergezogen, aber beim Rumstehen wird es doch immer kalt. Mangels Winterschuhen besonders an den Füßen.

Irgendwann gings dann los und im Minutentakt drifteten im Schneegestöber allradgetriebene Autos durch die Gegend.



Das amateurlastige Fahrerfeld sowie der pulvertrockene Schnee führten aber dazu, dass die Kurven recht defensiv gefahren worden, sodass der Action-Faktor etwas hinter meinen Erwartungen zurückblieb.

Nach dem ersten Durchlauf gings dann zum Standpunkt zwei, was uns drei Stunden Wartezeit bescherte, die mit heißem Apfelsaft und Rum, Hotdogs vom Gaskocher, Skatspielen und Mittagsschlaf im Auto (es lief selbstverständlich nicht) verbracht wurden.

Auf dem Weg zum Standpunkt drei:


Wer hat, kommt mit Snowmobile. Ansonsten zumindest mit SUV, Pickup oder allradgetriebenen Fahrzeugen (vornehmlich Subarus).


Das macht Spaß...
Vermutlich noch vielmehr mit den Snowmobilen, die mit 80 km/h gelegentlich links und rechts vorbeiflitzen.


Wenn dort jemand mit ner Flinte im Anschlag auf der Straße rumläuft, ist das ganz normal. Die Waffe gibts bei Walmart und die Abschusslizenz für 10 Dollar gleich dazu. Damit darf dann jeder durch die öffentlichen Wälder ziehen uns sich seinen eigenen Elch abknallen.
Offenbar haben die eine Treibjagd mit Hunden veranstaltet, deswegen auch die markante Mütze.

Etappe drei war die Nachtetappe. Es war sternenklar und knackig kalt. Auf dem Rückweg waren sämtliche hinteren Fenster von Innen gefroren und das hat sich auch mit einer Stunde Fahrt und voller Heizleistung nicht geändert.
Der Abend wurde bei leckerem Gulasch und DVD beendet.

Sonntag ging es dann Richtung Westen an den Lake Michigan zu einem Leuchturm. Der Frost, Wind und Wasser hatten ganz vorne dicke, bizzare Eiswülste an Geländern und Stegen wachsen lassen. Der See war auch an sich auf den ersten 20 Metern zugefroren und es türmten sich meterhohe Schollen.



Last but not least fuhren wir in ein kleines Skigebiet, wo man auf Reifen den Hang runterrutschen konnte. Ein kleiner Lift zog uns nach oben, nach unten gings in einer aus Schnee geformten "Bobbahn". Das ganze macht viel Gaudi, besonders wenn vier übermütige Jungs anfangen die Reifen zusammenzubinden, gegenseitig abzustoßen oder von der Piste zu drängen.

Als Skifahrer hab ich mir natürlich auch gleich nochmal die Skisituation vor Ort angeschaut. Etwas befremdlich war, dass die ganze Anlage, also Lifte, Piste, Hotels, Wasserpark, Souvenirläden und Restaurants alles ein großes Resort war, also alles aus einer Hand. Und weil Amerikaner ausländisches Flair mögen, hat man alle Häuser in authentischem Alpenstil errichtet.



Es war also alles wie immer: Öder amerikanischer Einheitsstil ohne Flair und Charme. Die Hügelchen die man im Hintergrund sieht, sind tatsächlich alles, was zum Gebiet gehört. 150 Höhenmeter werden geboten, die Tageskarte gibts dann für lächerliche 65 Dollar!
Zum Glück war ich ja zum Tubing und nicht zum Skiing dort. Ersteres gabs nämlich für 10 Dollar die Stunde, wovon es jede Sekunde Wert war :)

Freitag, 25. Januar 2008

Wochenende im Schnee

Hiermit melde ich mich bis Montag ab. Ich werde das Wochenende zusammen mit Kollegen im nördlichen Michigan, einem Ort namens Gaylord, verbringen, in einer Hütte übernachten, am Samstag eine Schnee-Rally live verfolgen, am Sonntag mir den hoffentlich zugeisten Lake Michigan anschauen und überhaupt viel Spass mit viel Schnee und sehr tiefen Temperaturen haben.
Bilder folgen.

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