Reisen, Ausflüge

Sonntag, 9. Dezember 2007

Never stop exploring

Flint könnte man vielleicht aus dem Geo-Unterricht kennen, und zwar als bedeutende Motorstadt neben Detroit, mitten im Automation Valley oder auch Industrial Belt wie gerne nett umschrieben wird.
Man könnte Flint auch aus einer SimCity2000 Szenerie kennen (Computerspiel), in der man eine vorhandene, verlassene Stadt wieder auf die Beine stellen muss.
Oder zuletzt von bereits erwähntem Film Roger und me von Michael Moore.

Wir wollten nun einfach wissen wie es genau in Flint aussieht und was sich seit den 80er Jahren (als die Doku gedreht wurde) nun geändert hat.
Laut Internet waren die Einwohnerzahlen in den letzten 20 Jahren von ca. 200.000 auf jetzt 100.000 zurückgegangen. Die Absatzzahlen der amerikanischen Automobilhersteller sind immer noch im freien Fall, was sich dann auf Städte wie Detroit und Flint besonders stark auswirkt.
Die meisten Leute aus Michigan rollen bei dem Namen Flint immer die Augen, reden gefährlich über Überfälle, unsichere Straßen und man solle auf keinen Fall dahin fahren. Da war von denen aber in der Regel noch niemand.
Zufälligerweise hab ich aber gestern Abend auf ner Party mit jemand aus Flint gesprochen. Sie war zwar nicht auf ihre Heimatstadt stolz, meinte aber dass man unter Anwendung von gesundem Menschenverstand natürlich hinfahren könnte. Also grünes Licht.

Auf dem Weg zu einer gigantischen Outlet-Mall kamen wir bei Flint vorbei, da bot es sich an mal den Umweg zu fahren. Sobald man von der sterilen Autobahn runterfährt, fragt man sich wo man gelandet ist. Nur einfache Holzbuden, jede dritte steht leer. Zerschrotete Autos, an den Kreuzungen hängen Schwarze in dicken Winterjacken rum.
Wir sind also ein bisschen durch die Gegen gefahren und haben versucht unauffällig ein paar Fotos schießen.

Zur Unterstützung der Vorstellung hier eine visuelle Hilfe:

Und noch eine:


Hinter irgend einer Kreuzung tauchte plötzlich ein Polizei-Jeep mit Rundumleuchte hinter uns auf (die er für uns extra angemacht hatte....).
Der Kollege in Uniform wollte Führerschein und Papiere sehen, da die aber im Kofferraum waren, musste unser Olli raus. Der Polizist reagierte recht panisch als Olli ganz unschuldig im Kofferraum rumkramen wollte, deswegen war vorher noch eine filmreife Leibesvisitation notwendig. Es folgten zahlreiche Fragen. Dabei stellte sich herraus das unser Fotografieren aus dem Auto herraus das Verdachtsmoment waren. (Da hat er ganz schöne Luchsaugen gehabt, unsere Scheiben waren nämlich echt dreckig).
Mit der Erklärung, dass wir letzte Woche Michael Moores Film über Flint gesehen hatten und deswegen uns die Sache vor Ort angucken wollten, war er nur ganz schwer zufriedenzustellen, zumal man ihm ja nicht am Heimatstolz kratzen wollte. "Eh, wir sind gekommen, weil wir so eine richtig runtergewirtschaftete Stadt mit hoher Kriminalität sehen wollten"...
Als er aber dann merkte, dass wir wirklich alles Deutsche waren, unser Auto nicht geklaut war uns sogar versichert, war er dann etwas relaxter und stimmte zu, dass es auf jeden Fall besser ist aus dem Auto zu fotografieren, als durch die Gegend zu laufen und zu fotografieren.

Fazit: Diese Stadt ist wirklich spukig und in den letzten 20 Jahren hat sich offenbar nicht viel geändert.

Weiter gings nach Norden über eine 4 spurige Autobahn zu einer Mall. (Nach der Mall werden es dann wieder 3 und 2 Spuren und noch eine halbe Stunde später hört Michigan auf, da kommt nämlich der Lake Huron).
Adventssamstag - natürlich war der Teufel los.
Man stelle sich eine Fläche von der Größe eines Elbeparks vor, inklusive IKEA, Höffner und was da alles großes noch rumsteht und denke sich an deren Stelle 140 (kleinere) Läden in 8 Gebäudekomplexen. Addidas, Nike, Tommy, GAP, American, Eagle, .... alles.
Dazwischen ein Meer von Parkplätzen. Etwas außerhalb gibts Busparkplätze sowie Parkplätze für Wohnmobile. Ein kostenloses Shuttle fährt permanent durch die Gegend und erspart minuntenlange Gewaltmärsche über fußgängerfeindliche Parkplätze. (Der Durchschnittsamerikaner fährt aber kein Shuttle, er parkt sein Auto jedesmal um. Das war aber stressig und wir waren zu viert, also nicht sehr praktikabel).

An sich sind ja Klamotten so schon preiswert in den USA, aber dort gibts nochmal ne Menge Rabatte, wobei in den Outlets kaum 2. Wahl verkauft wird. Mit den starken Eurokursen fühlt man sich momentan ja auch wieder ein Amerikaner vor 15 Jahren auf Europatour.
Auf jeden Fall mutiert hier selbst der männlichste Mann zu einem Shopper.
Ein besonderes Highlight und auch ein Grund für die Anreise war der Northface-Outlet. Ein Paradies für Möchtegern-Abenteuer. Naja, mein Weihnachtsmann war schon da :)

Donnerstag, 29. November 2007

Road Trip Stories

Jaja, es wird Zeit für ein paar Berichte und Bilder. Montag war Heimatkundeabend bei uns in der WG, da haben wir alle Michael Moores Roger and me gesehen, seine erste Doku über den Niedergang der Automobilindustrie in Flint, Michigan. Das war in den 80ern. Heute gehts dieser Stadt offenbar immer noch nicht besser. Kürzlich kam dieses Nest in der US-Kriminalstatikstik auf den 3. Platz hinter Detroit und Saint Louis.
Jedenfalls kam entgegen oft gehörter Empfehlungen der Wunsch unsererseits auf Flint doch mal zu besuchen (Ich hätte die Top3 dann vollständig;).
So lange ein Deutschland-Tourist nicht in Hoyerwerda war, kann er auch nicht behaupten, er hat alles von Sachsen gesehen, richtig?

Übernächste Woche kommt dann ein neuer Heimatkundefilm: Eight Mile. Der passende Ausflug nach Detroit ist für Sonntag in Planung :)

Aber zurück zum Kurzausflug. Mittwoch nach dem Mittag fuhren wir gerade Richtung Süden. Wie versprochen war der Verkehr dicht und es regnete fast die ganzen acht Stunden lang, aber es rollte.


Gegen 10 Abends erreichten wir Saint Louis wo wir bei Jenny und Darla, Gastgeschwister von Maria, Quartier bezogen.
Das Quartier war übrigens ein Loft mit 2 Zimmern in der neunten Etage eines schick hergerichteten Hauses Dowtown. Auf dem Dach gibts ein Fitnessraum, Pool, Fernsehlounge und einen großartigen Blick auf den Saint Louis Arch. Die größte Frechheit ist jedoch nicht, dass andere Leute so stylisch wohnen, sondern dass unsere Bruchbude im kaffigen Lansing genausoviel Miete kostet wie ein 2-bedroom-loft downtown Saint Louis.



Am nächsten Morgen gings zeitig raus, da ich das Auto umparken musste, da man nur bis um sieben kostenfrei an der Straße parken darf. Jenny und Darla mussten auch zeitig los nach Hause zur Familie, da fing der Tag wenigsten zeitig an.
Draußen, quasi vor der Tür, war große Parade. Bei 0 Grad und steifer Briese in den Hochhausschluchten waren die Leute dick eingepackt und mit heißer Schokolade angereist. Schlechter vorbereitet waren da die zahlreichen High School Marching Bands und ganz besonders deren Fahnenmädels, die handschuhlos an den Metallpfosten nur aufgrund des Zitterns noch nicht festgefroren waren.
Im Gegensatz zu Michigan war es vier Tage vor unserer Ankunft da im Süden noch 25 Grad warm und der Winter hatte gerade erst zugeschlagen.



Wir bestaunten nun die in einer Parade üblichen Bands, Polizeiautos, Politier, gigantische Heliumgefüllte Tiere, Rennautos, Motorrad-Rockerbanden und zahlreiche Miss Sonstewas.



Von der Parade war es dann nur noch ein Katzensprung zum Misissippi, wo auch das Wahrzeichen, der gigantische Arch steht.



Gegen 11 stiegen wir ins Auto zur Weiterreise und freuten uns fürstlich über die Motorwärme. Beim Ausfahren aus der Stadt konnten wir auch gleich nochmal unsere Großstadttauglichkeit ins Sachen Nerven und Verkehrsfluss testen. Express lane, business route und 5 stöckige Interstate-Kreuzungen sind da schon lange kein Geheimnis mehr für mich.
Weitere Testgelände waren Chicago und Kansas City auf der Rückreise, sowie Denver, Salt Lake City und Las Vegas aus vergangenen Trainingseinheiten.



Die folgenden 5 Stunden führten uns unspektakulär durch den Bundesstaat Missouri, wo wir an 3 Abfahrten herunterfahren mussten, bevor wir endlich ein offenes Fastfood-Restaurant (Danke Wendys) gefunden hatten. Gut, es ist Feiertag, aber ein so flächendeckendes Schließen von lebenserhaltenden Dienstleistern habe ich noch nie erlebt.

Pünktlich mit dem Betreten von des Bundesstaates Kansas kam die Sonne hervor und kurze Zeit später waren Wolken ganz weg. So kenne ich das :-)
Noch kurze Zeit später standen wir in einem echten Stau. Schwerer Unfall, Auto auf die Gegenfahrbahn geraten, Überschlag, zwei Hubschrauber, drei Feuerwehren und das ganze Arsenal an Sheriff, Police, High Way Troopers und Unfallforschung war anwesend.
Obwohl ringsum NICHTS war, weder Zäune noch Leitplanken (wie überall) standen wir da wohl ne dreiviertel Stunde rum, und das so kurz vor dem Ziel.

Im dunkel kamen wir dann bei meinen Gasteltern an, wo sich die ganze Familie noch vom Festessen versammelt hatte und wir wir einen sehr lustigen und turbolenten Abend verbrachten.

Freitag Morgen gingen wir auf Ziegenjagd. Ein paar Ziegenböcke (auf der Ziegenfarm meiner Gasteltern) bedurften fußkosmetischer Maßnahmen, entzogen sich aber aufgrund eingeschränkter Mobilität und Agilität meiner Gasteltern dem Zugriff. Ausgerüstet mit warmen Arbeitsoveralls (ja, es waren echte stinkende Böcke) haben wir alle nacheinander fangen können. So bekamen wir auch gleich eine kleinen Rundgang durch die Farm.




Um Markus noch ein bisschen was touristisches zu bieten sind wir in ein Nachbarort gefahren (50km) und haben uns dort in den "National Grasslands" (also ein National Park ohne Bäume...) ein bisschen echtes Nichts angeschaut.



(Stimmt nicht ganz. Im Hintergrund sieht man später angepflanzte Bäume sowie eine Schule(!))

Auf der Rückreise ging es dann noch durch Cottonwood Falls, ein kleines unschuldiges Nest das sämtliche Klischees erfüllt. Zum Beispiel dass man argwöhnisch angeschaut wird, aber trotzdem von jedem gegrüßt wird.
Achja, am nächsten Tag gabs das große Country Christmas. Das kommen die 200 Einwohner auf die Mainstreet und zünden den Weihnachtbaum an, haben dann eine Tombola und gehen hinterher zum Fruit Cake Toss. (Was es genau mit dem Umherwerfen von Früchtekuchen auf sich hat und inwiefern das im Bezug zur Bibel steht ist mich nicht klar, es ist auf jeden Fall aber ein klares small town thing.



Der nächste Morgen begrüßte uns mit 5cm Neuschnee, der aber schnell dahinschmolz. Da wohnt man nun in Michigan, einem der Froststaaten und fährt mal für 2 Tage nach Kansas.... und Schwupps.
Der Tagesausflug ging dann diesmal in die andere Richtung zu einem erst kürzlich eröffneten Museum in einem Salzbergwerk. Wir sind 45 Minunten gefahren und haben zwischen den beiden Orten exakt 2 Straßen benutzt und sind einmal abgebogen. Kansas eben.
Das Museum war ganz witzig aber nicht sonderlich aufregend.
Besonders witzig fand ich den obligatorischen Souvenirladen mit den obligatorischen T-Shirt mit Minenaufdruck. Wer aber mal wirklich richtig Untertageaction haben möchte, dem empfehle ich das Silberbergwerk in Freiberg!
Der Abend wurde mit intensiven Football-Schauen verbracht.

Sonntag morgen. Abschied. Rückfahrt antreten. 14 Stunden reine Fahrzeit. Der ursprüngliche Plan war nur einen Teil zu fahren und von einem billigen Motel bei Chicago den Rest so zeitig am Morgen zu fahren, dass wir direkt zur Arbeit kommen.
Zuerst ging es durch Nebel der die Landschaft mit zauberhaftem Reif überzog. Bis nach Kansas City waren es 2,5 Stunden. Der Verkehr war angenehmerweise so dünn, dass ich in dieser Zeit vielleicht 10x die linke Spur genutzt habe und 4x das Bremspedal. Das nenne ich relaxtes Autofahren.

Durch Kansas City hindurch weiter gerade Richtung Norden bis zur Hauptstadt von Iowa: Des Moines. Hiermit hatten wir nebst Michigan, Indiana, Illinois, Missouri, Kansas unseren sechsten Bundesstaat abgehakt.
14:00 waren wir auf der Interstate 80, eine der Hauptverkehrsschlagadern in Ost-West-Richtung, die auch geradzu bis nach Chicago führt. Und da ging das Gehacke auch schon los. Autos dicht an dicht. Aus Sicherheitsabständen wurden nur noch Abstände. Geschwindigkeitsbegrenzungen wurden kollektiv um mindestens 15 Meilen pro Stunde nach oben korrigiert und auf der linken Spur drängelten sich ständig die LKWs rein und verursachten üble Bremsattacken. Stress pur - und nur noch 5 Stunden bis Chicago!

Die sonst so gemütlich fahrenden Amerikaner fingen hier im Reisestress plötzlich an durchzudrehen. Sobald man sich einen Sicherheitsabstand ließ, zog jemand rein, nachdem er beim Rechtsüberholen den Stinkefinger gezeigt und gehupt hatte.

Glücklicherweise verlor sich der Verkehr nach einem Stau mehr und mehr und man fuhr wieder mit der landesweit üblichen Geschwindigkeit von 5..10 Meilen pro Stunden über dem Limit. Da waren es nur noch drei Stunden bis Chicago. Das gab uns Gelegenheit uns das schöne Iowa anzuschauen.
Iowa ist sowas wie Kanas, nur mit mehr Hügeln und mehr Farms, ansonsten aber nichts drin.
Wenn ich 5 Stunden von Dresden nach München fahre, da kommen so psychologisch wirkende Zwischenetappen: Chemnitz, Vogtland, Hof, Regensburg, A9... kleine Schritte zum Ziel.
Hier verlässt man Des Moines und als nächstes kommt Chicago. Dazwischen sieht es fünf Stunden so aus:



Und so:



Zum Glück wars dann bald dunkel... das war abwechslungsreicher.
Als wir uns Chicago näherten hatten wir irgendwie das "Wir-sind-da"-Gefühl und es stand fest, dass wir durchfahren. Ein Mahlzeitenstopp bei Hardees beschwerte uns einen großen Burger, mit Pommes Frites und ner Cola (was sonst?).
Vom Wir-sind-fast-da-Ort waren es dann nur noch lächerliche 3 1/2 Stunden bis Lansing. Zuzüglicher einer Stunde Zeitzonenkorrektur waren wir Montag morgen um eins wieder da und entfalteten uns langsam aus den Autositzen.

Stolzerweise muss ich nochmal mein 14 Jahre altes Meftl mit Tachostand 225.000km erwähnen, dass uns auf diesem Wochenendausflug nicht im Stich gelassen hat und sich mit sparsamen 6..7 l/100km begnügt hat.

Dass die Amis hier mal schnell quer durchs Land fahren ist total normal. Auf dem Parkplatz vom Salzbergwerksmuseum fanden wir von ca. 40 Autos 9 aus anderen Staaten abgesehen von Kansas. Die eine Lady im Souvenirladen erzählte uns, dass sie Weihnachten immer nach Washington DC fährt. 22 Stunden, und zwar durch!
Oder unser Kollege, der im Alleingang die Familie an der Ostküste besucht hat. Donnerstag hin, Samstag zurück. 13 Stunden pro Strecke.

Dagegen sind wir Europäer doche Weicheier und elende Spritgeizer!

Samstag, 3. November 2007

17 Sekunden Adrenalin (Nachtrag)

Dieser Clip ruft beim Anschauen immer noch Adrenalinschübe hervor.



Es soll bei Windböen vorkommen, dass die Geschwindigkeit nicht reicht um oben drüber zu fahren. In diesem Falle rollt man eben dort wieder rückwärts runter und wird untern auf der Beschleunigungsgeraden gebremst.

Mittwoch, 31. Oktober 2007

Chicago in Bildern

Es ist vollbracht. Ich habe mich durchgerungen die unzählig vielen Fotos von meiner Diggicam runterzuladen, sie auszusortieren und sie endlich nun auch ins Internet hochzuladen.

Die Bilder werden wie auch die anderen, bald Folgenden bei flickr.com zu sehen sein. Aber keine Angst, keiner verpasst etwas. Ich werde die Bilder jeweils hier ankündigen und den Link bereitstellen.

Nun aber Bühne frei für: Chicago

Montag, 22. Oktober 2007

Please wait

Gestern war ich mit Charlee, einer Kollegin im Cedar Point Freizeitpark in Ohio. Die anderen hatten keine Lust oder zuviel Angst ;) jedenfalls wollte keiner weiter mit.

Mit 17 Achterbahnen ist der Park Weltrekordhalter in der Kategorie Anzahl und beheimatet auch zahlreiche Achterbahnen, die in vielen Kategorien in den Top3 auf der Welt vertreten sind. Erste Liga also, ganz klar, dass ich da hinwollte. Es war die letzte Chance für diese Saison, das kommende Wochenende haben wir schon verplant. Geöffnet war von 12 bis 12. Anfahrt betrug laut Google Maps 3 Stunden, wir sind also kurz vor 9 losgefahren, schließlich wollten wir pünktlich da sein. Angeblich müsste man immer viel Anstehen, aber erstens war es ja Nachsaison, nicht sondernlich warm und oft wird ja auch übertrieben.
In Missouri im Worlds of Fun wird auch immer über Anstehen geredet, aber während der vier Mal, die ich schon dort war, war das in den schlimmsten Fällen mit 20...30 Minunten bei den großen Fahrgeschäften gegessen.

Wegen Baustellen und einem kurzen Frühstückstopp erreichten wir kurz vor 12 die Autobahnabfahrt. Rückstau. Charlie meinte, das sind bestimmt alles Freizeitpark-Besucher.
Nach 20 Minuten waren wir abgefahren und hatten die Mautstelle passiert. Auf einer 4-spurigenn Straße ging es Richtung Sandusky, ein kleiner Ort am Erie-See. Von dort geht ein Damm auf eine Insel, wo sich der Park befindet. In den Ort kamen wir aber nicht so schnell. Stau. Auf 2 Spuren ging es im Stop and Go in den Ort hinein, passierten viele Ampeln und einmündende Autobahnabfahrten. Irgendwie wurde der Verkehr immer dichter, im Ort musste man dann umständlich mehrere Kurven nehmen, bevor wir dann endlich auf den Damm kamen. Den Rückstau vom Parkplatzeingang hatten wir dann bald erreicht.

Zwei Stunden und 10 Meilen später waren wir dann endlich auf dem Parkplatz. Für 10 Dollar durften wir in Reihe 40 parken. Nach Fußgewaltmarsch über den Megaparkplatz kamen wir zum Eingang und stellten uns an die Ticketschlagen an. Halb drei waren wir drin. Eintritt 42 Dollar.

Nach kurzer Orientierung stellten wir uns auch gleich an einer Achterbahn an. Millenium Force, setzte 2000 den damals neuen Höhenrekord.
100 Meter hoch, 80° geneigte Abfahrt, Topspeed 150km/h. Wartezeit 2 Stunden.
Nach der anstrengenden Fahrt (oder wars doch das Anstehen?) hatten wir ordentlich Hunger. Hotdog 5 Dollar. Ein Toilettengang ist vor dem Anstellen auch empfehlenswert.

Weiter gings zu Mantins. Loopings, Schrauben, nur 50 Meter hoch und nur 100 kmh schnell. Dafür sitzt man nicht, man steht. Zu haben für nur anderhalb Stunden anstehen.

Es war bereits dunkel, als wir die zweite Fahrt beendeten. Als nächstes bekam der Top Thrill Dragster unsere Aufmerksamkeit. Eher Wahnsinnsmaschine als Achterbahn.
Mit hydraulischem Antrieb wird der Wagen auf einer langen Geraden in 3,8 Sekunden auf 192 kmh beschleunigt (1,4g), anschließend geht es eine Wand 120 Meter senkrecht nach oben (1,5 facher Falkenstein) , oben durchfährt man einen halben Looping, allerdings außen. Von 120 Metern Höhe geht es dann auch senkrecht wieder nach unten, wobei noch eine 270° Schraube durchfahren wird, bevor man wieder mit voller Kanne auf der Auslaufgeraden ankommt. Anstehzeit 2 Stunden, Fahrtzeit 17 Sekunden.

Beim Anstehen hat man viel Zeit zum Schwatzen und Nachdenken. Zum Beispiel auszurechnen, wieviele Leute in der Schlagen anstehen und wieviel Umsatz der Park pro Tag macht. Mit meiner Schlangenschätzung war ich verdammt gut, verglichen mit der Website. Immerhin hat man circa 2000 Mitwarter. Angesichts der vielen Fahrgeschäfte, der Schlagen an Hotdogstand, Eisstand, Theaters, Schiessbuden und Klos sollten mindestens 50.000 Besucher im Park sein. Mit Eintritt, Futtern, Parken, Souvenirs kommen da sicherlich mehrer Millionen Umsatz pro Tag zusammen... stattlich. Dabei sind die neuen tollen Achterbahnen schon für 25 Millionen zu haben. Wenn es dann wenigstens jeden Monat eine neue gäbe ;)
Es ist auch kein Zufall, dass man die Schlangen von außen nicht sehen kann. Diese sind meist sorgsam hinter der Bahn versteckt oder so angelegt, dass die erste, sichtbare Reihe höher ist als die 15 Reihen dahinter...

Nach 7 Stunden im Park und 3 Achterbahnen konnte es das ja noch nicht gewesen sein. Auf in die nächste Schlange. Wir schafften hinnerhalb von 2 Stunden bis halb 12 ganze drei weitere Achterbahnen, wobei eine der Mamba in Worlds of Fun sehr ähnlich war. Das ist dort die Hauptachterbahn, in Cedar Point läuft sie unter "weitere Achterbahnen", weshalb die Anstehzeiten unterhalb einer Stunden lagen.
Der Besucherstrom ebbte entgegen meiner Erwartung nur sehr langsam ab, auch die ganzen Kiddies waren bis Mitternacht noch mit am Start. Auch die zahlreichen Amerikaner, die in ihrem Hitzewahn den ganzen Tag nur mit T-Shirt im Park verbracht hatten und jetzt bei 13 Grad fürchterlich bibberten blieben eisern. Amerikaner kennen keine Kälte: Ist dir kalt, bis du zu dünn!

Kurz vor Mitternacht klappten uns schon fast die Augen zu. Aber schließlich waren wir zum Achterbahnfahren hier und schleppten uns deshalb nur zur Schlange des Maverick, der neusten Bahn im Park. Anstellzeit betrug hier knapp 2 Stunden.
Passend zur aktuellen Halloweendekoration schleppten sich die Besucher auch nur noch wie Zoombies durch die Gegend, wobei die Versuche unter Zuhilfenahme eines Edelstahlgeländers einzuschlafen meistens recht lustig endeten.
1:45 morgens fuhren wir im vorletzten Wagen des Tages unsere Runde. Und ja, auch diese Achterbahn war es jede Sekunde wert.
Beschleunigt wird mit Linearmotoren, sodass man doch tatsächlich den ersten Hügel hochkatapultiert wird, und die anschließende 95° (=-5°!) Abfahrt gleich doppelt Vergnügen bereiten. Spätestens dort waren wir auch wieder wach und konzentrierten uns auf geeignete Stellen zum Luftholen. Das war aber schwierig, da die Stecke unbeleuchtet war, man sich mit 100kmh bewegte und wegen der üppig verbauten Schrauben und Steilkurven meistens gerade nicht wusste, wie man sich jetzt relativ zum Erdboden befand.
Zu irgendeinem Zeitpunkt fährt man einen komplett dunklen Tunnel, wo man zum Halten kommt. Anschließend schießen einen die Linearmotoren mit Tempo 100 wieder aus dem Tunnel hinaus, worauf sich die zweite Hälfte anschließt.
Krank! Wer sich sowas ausdenkt. Krank, wer sich dafür 2 Stunden anstellt :)

Der Rückweg führte übrigens, trotz der frühen Uhrzeit (2:15), mit Stop-und-Go wieder über den Damm, durch die Stadt auf die Autobahn (3:00), wo sich der Verkehr erst verlor. Die drei Stunden Autofahrt anschließend waren hart, aber irgendwie hab ich mich mit Cola-Infusionen und lauter Musik wachgehalten.

Um 6 war ich dann im Bett... Was für ein Tag!

Montag, 8. Oktober 2007

Gestatten, Flärke

Seit Samstag habe ich einen neuen Mitbewohner in meinem Zimmer. Er heißt Flärke, kommt aus Schweden und sorgt dafür, dass nicht so viel Zeug auf meinem Fußboden herumliegt. Genau, es handelt sich um ein IKEA-Regal.
Nachdem das (hier unbenannte) Institut Stellung bezogen hat und im Gegensatz zu mir nicht der Meinung ist, dass die zur Verfügung gestellten Wohnungen die wichtigste Möbilierung aufweisen sollte, habe ich mir nun selbst ein Regal gekauft.
Ok, die bisherigen Studenten haben es die letzten Jahren auch ohne Regal ausgehalten, aber für ein paar Monate Aufenthalt wollte ich mir den Luxus gönnen. Da hier in den WGs auch dringend Gläser und andere Küchenutensilien gebraucht werden, bot sich ein Ausflug zu IKEA an.

Seit ein paar Jahren gibt es ja tatsächlich IKEA auch in den USA, wenn auch nur in den ganz großen Ballungszentren, wie auch Detroit. Das wäre dann aber auch schon der einzige IKEA weit und breit. Das Angebot ist nahezu identisch, die Preise entsprechend den Werten in Euro. Damit ist IKEA hier die totale Ausnahme was Wohnungsausstattung angeht. Erstens haben Amerikaner einen sehr rustikalen, konservativ verkitschten Einrichtungsstil, zweitens kosten die Möbel sehr viel Geld.
Die Konsequenz ist natürlich, dass es im IKEA deswegen zugeht wie bei der Eröffnung des ersten McDonalds in Ostberlin. Es ist rammelvoll, staunende Gesichter, Kaufrausch. Amerikaner sind allerdings zu artig und eitel die Bleistifte tütenweise einzupacken.
Die Hotdogs kosten nur 50ct, allerdings gibts es nur Ketchup und Senf, keine Röstzwiebeln und saure Gurken. Dafür sitzen oben im Restaurant die Geizigen und Armen und essen Köttbullar für ganz wenig Geld.

Es ist faszinierend, wie IKEA wie zum Beispiel auch Aldi sein Konzept stur umsetzt. Die Märkte sehen exakt so aus wie in Deutschland. Vertraute Einteilung, vertraute Gerüche, vertraute Farben. Spätestens als ich vor dem IVAR-Regal stand war mir klar: Es gibt doch eine gewisse Kontinuität auf dieser Welt. Gut so!

Seit vorhin nun ist Flärke aufgebaut. Für 20 Dollar bekam ich ein 1,8m hohes Regal, Pressholz, Birkeimitat, Papprückwand. Und nichts muss mehr auf dem Boden liegen.

Mittwoch, 3. Oktober 2007

Strandurlaub auf niederländisch

Sonntag war Strandtag. Der ursprüngliche Plan von Markus und mir einen Tag beachen zu gehen wurde insofern erweitert, dass wir die drei Neuen, die zwischen Mittwoch und Freitag angekommen sind hinten in den Geo reingepackt haben und mitgenommen haben. Der GMC Bus (von uns auch der A-Team-Bus genannt) hatte pünktlich am Tag nach der Abreise der Vorbesitzer, nämlich Donnerstag, angefangen rumzumucken, hatte außerdem ein seit einem Montag abgelaufenes Kennzeichen. .
Auf diese Weise kam mein Geo (und wir) zu einem Härtetest. Drei lange Kerle hinten, zwei lange Kerle vor. Entweder musste mein Hintermann die Beine verdrehen, dass sie ihm einschlafen oder meine angewinkelten Knie blockierten das Lenkrad.
Eingepackt wurde noch Grillausrüstung, Badehose und gekühltes Bier und bei Sonne und 25°C gings auf Richtung Westen.

Auf schnellstem Wege erreicht man Holland, Michigan. Eine normale amerikansiche Kleinstadt, die auf ihre besondere holländischen Wurzeln ihrer Ur(ururur)großeltern von Verwandten von Einwanderern zehten Grades extrem stolz sind. Der Filialleiter von McDonalds heisst dann zum Beispiel Jason van Vaalen oder so.
Abgesehen davon, dass die kleine süßse Mainstreet mit pseudoeuropäischen Kitsch verrümpelt ist, kann man auf einer kleinen Halbinsel gegen 7$ Dollar Eintritt sich eine orgininal importierte Windmühle anschauen, die man wohl gegen viel Geld und Käselieferverträge mit den NIederlanden hat tauschen können.

Bevor wir aber die kleine Spritztour durch die Innenstadt machten, interessierte uns vielmehr die Küste. Zugang war über einen kleinen Park, wo natürlich Sitz- und Grillgelegenheiten vorhanden waren. Dort gab es Mittag inklusive einem heimlich getrunkenem Bier.
Eine kleine Mole führte aufs sehr windig wellige Meer und warnte auf großen Schildern vor Ertrinken und anderen schlimmen Sachen, falls man von der 5 Meter breiten, unbegeländerten Betonfläche stürzen sollte.
Am Nachmittag war es dann trotz Wind richtig warm. Wir verzogen uns etwas abseits und hingen dann bis zum Abend am Strand.
Das Wasser war schon deutlich abgekühlt aber auf alle Fälle noch ostseetemperiert, für uns Deutsche also gar kein Thema dort nicht zu baden, zumal die fast einen Meter hohen Wellen (vor dem Brechen) eine ganze Menge Abwechslung boten und hier und da sogar mal ein Wellenreiter über fünf Meter gelang.
Den Amerikanern war es zu kalt. Abgesehen von ein paar neoprengeschützten Wind-, Kite- und Wellensurfern wurde höchstens mit den Füßen mal geplanscht. Der Park war als solcher auch schon im Winterschlaf. Kiosk usw. alles zu. Tote Hose, nur ein paar Sonntagsbummler waren da.

Die drei Neuen waren schwer beeindruckt. Abgesehen von Kulturschock, Jetlag und mentalem Herbstbeginn in Deutschland waren sie nicht auf weiche, weiße Sandstrände, Sommertemperaturen und Südseefeeling eingestellt.
"Ich dachte wir fahren an so nen See mit Lehrpfad durchs Schilf".

Irgendwann versorge ich euch mit Bildern. Hab jetzt auch ne Kamera. Das Anschließen funktioniert jetzt (keiner weiß warum) sofort ohne Software und Zaubersprüche, so wie es sein sollte. Und ich habe jetzt auch nen funktionierenden Satz Akkus, nachdem meine Akkus von zu Hause entweder abhanden gekommen sind oder kaputt sind. Fehlt noch Zeit und Muße. Gestern war Lebensmitteleinkaufstag. Heute war fleißig-lang-auf-der-Arbeit-bleib-Tag. Abendbrot, Abwaschen, Versacken. Ups.. schon um 11. Noch ein paar Zeilen bloggen. Ups, MItternacht. Gute Nacht!

Montag, 10. September 2007

Lansing by Bike

Samstag bin ich mit Markus in die Stadt geradelt. Er auf seinem hier erworbenen Rennrad, ich auf ner Schüssel einer Kollegin.
Das Wetter: Sonne pur, klare trockene Luft, 24 Grad... so müssen Wochenenden sein!
Ich hab hier von einem River Trail gelesen, einem Fuß- und Radweg am Fluss mitten durch die Stadt. Diesen fanden wir auch schnell und folgtem ihm. Er führt meist verschlungen direkt am Ufer entlang, weiter stadteinwärts dann auch mal auf Bretterwegen obendrüber... schon cool.
Anfangs fuhren wir noch durch Morast und wilde Wiesen, später dann "Parks", also kurzgemähte Picknick- und Grillplätze mit Parkplatz nebenan. Inklusive Reiher und anderen Wasservögeln, auch Schildkröten (30cm) haben wir gesehen. Ich weiß jetzt auch, wo die vielen Wildgänse herkommen, die immer knapp über unser Haus fliegen.

Naja, anhand der Beschreibung was man "in der Stadt" sehen kann, merkt man schon wie Lansing aussieht. Lansing ist sein eigener Vorort. Meilenweit ausgestreckte und dünnbesiedelte Straßen. In Highway-nähe gelegentlich mit Walmarts und Tankstellen dichter bebaut. Selbst das Regierungsviertel (Lansing ist Landeshauptstadt!) ist ein Witz. (Siehe Karte, Link dazu in der Spalte links). Rings um das großzügig angelegte Viertel mit Capitol, Gerichtsgebäuden, Verwaltungstrankten und Vietnam-Denkmal befinden sich auch nur Vorort: Einzelne Häuser, 1-2 Geschosse, viel Grün. Auf der Karte (Link dahin ist jetzt links im Menü) sieht man das recht eindrucksvoll.

Der Downtown-Distrikt mit seinen Möchtegernhochäusern ist ganze 6 Blöcke groß um am Wochenende total verwaist. Hier kann man Weltuntergangsfilme ganz ohne Straßensperrung drehen. Öde!

Glücklicherweise gibts noch den Oldtown-District, was in etwa der Main-Street entspricht. Das ist die historische Straße im typischen Besiendlungsstil der 1850er. Zum Glücke gehört Lansing zu den Gemeinden die in den letzten Jahren erkannt haben, dass es besser ist diese ursprünglich verwaiste Gegend wiederzuebeleben als sie wegzuplanieren. Jetzt finden sich hier Pubs, Gallerien, Cafe. Man sieht sogar Menschen rumlaufen, richtige Fußwege gibts hier nämlich auch.
Auf jeden Fall müssen wir da mal Abends hin, sieht sehr gemütlich aus.

Dienstag, 4. September 2007

Nur wer wagt, gewinnt

Der Entschluss war recht kurzfristig gefasst: Markus, der "Neue" und ich wollen übers lange Wochenende zu den Sleeping Bear Dunes National Lakeshore, eine offenbar schützenswerte Küstenlandschaft am Lake Michigan, diesmal auf der südlichen Michigan-Halbinsel. Die Tour gehört hier zum Standardprogramm. Da bis auf Markus alle schon dort waren und außerdem der Sommer ja nicht mehr ewig währen wird, hatten wir eigentlich keine andere Wahl :)

Zelt wurde gebort, Schlafsäcke und Matten gehören zum Inventar und ein Kocher nachgekauft. Allerdings waren da noch die WArnungen der Einheimischen: Wer übers Labor Day wochenende dort Zelten will muss entweder ein Jahr vorneweg reservieren (die großen Nationalpark-Campingplätze) oder am besten schon Mittwoch hochfahren, Zelt aufbauen und einen Stellplatz reservieren (auf den Primitiv-Campingplätzen der öffentlichen Ländereien). Naja, no risk no fun. Samstag morgen ging es los. Nach 4 1/2 Stunden waren wir schon nahe an der Küste und steuerten den ersten, großen public campground an. Wieder mal ging es über unbefestigte Wege durch den Wald. Zwar nur kurz, mein gewaschenes Auto ist aber wieder eingesaut.
Und Bingo! Ein paar freie Plätze waren noch da. WIr haben dann erstmal Zelt aufgebaut. Der Dauercamper vom Dienst dort erzählte uns aber, dass dieses Jahr besondere Umstände waren, da ein Lagerfeuerverbot erst vor kurzem aufgehoben wurde, und deshalb viele der pyromanischen US-Camper weitergefahren sind. Soll mir recht sein.
Ansonsten gabs den üblichen Komfort: Plumpsklo, Wasserpumpe, See nebenan, mindestens 10 Meter Wald bis zum Nachbar. 15$ die Nacht.
Private Campingplätze in der Gegend nehmen doch tatsächlich 40...55 $ die Nacht! Dafür kann man in Las Vegas im Motel übernachten.

Es folgte der obligatorische Besuch im Visitor Center, anschließend gings zum beachen. Flache Sandstrände, warmes Wasser, Sonne und ein unendliches Süßwassermeer - Lake Michigan ist wie Lake Superior schon eine Wucht zum Baden.

Tag zwei folgte wie immer mit einer verzwickten Anreise von etwa 20 Minunten, die aufgrund grob mangelhafter Navigierungserfahrungen mitfahrender Personen auf circa 30 Minunten und mehr ausgedehnt wurden. (Ja, wir sind einmal im Kreis gefahren. Zum Glück habe ich ein gutes fotografisches Gedächtnis - Markus wäre es wohl erst später aufgefallen.)
Hauptprogramm Tag 2: Düne hochlaufen. Die Seewinde und Sedimente der Eiszeit haben dort einen etwa 1..2 km breiten Dünenstreifen aufgeweht, der nur sehr spärlich bewachsen ist und an vielen Stellen große freie Sandlfächen aufweist. Treffenderweise war es an diesem Tag sehr windig und man bekam einen guten Eindruck, wie die Landschaft dort tatsächlich ensteht.
Unser Weg führte uns vom großen Parkplatz über die erste "Familiendüne" auf einer Sandspur etwa eine Stunde bis direkt ans Wasser. Wie immer nahm die Anzahl der Personen exponentiell mit dem Abstand vom Parkplatz ab, was wir sehr genossen haben. Das Laufen war erwartungsgemäß ziemlich anstrengend und nur barfuß oder mit Sandalen erträglich. Einige Amerikaner, stilecht mit weißen SOcken und Tennisschuhen, probierten es trotzdem auf die harte Tour.

Am Wasser dann das ultimative Wellenbad! Große Wellen brachen sich und sorgten für reichlich Nervenkitzel, zumal das Ein- und Aussteigen aus dem Wasser sowie die seitliche Strömung schon nicht ohne waren. Baden, Nickerchen und dann zurück durch die verschiedensten Nebenstraßen von Nordwest Michigan. Abendbrot wurde aus der Konserve zusammengekocht und hinterher gabs ein Bierchen am See, inklusive Mondaufgang. Maximale Campingatmosphäre. Gnädigerweise waren auch die Temperaturen sehr mild, sodass die extra Decken gar nicht zum Einsatz kommen mussten.

Tag 3: Ein Scienic Drive stand noch an. Naturangucken auf Amerikanisch. Eine schmale asphaltierte Straße windet sich durch Wälder und Dünen und es gibt aller ein paar hundert Meter einen kleinen Parkplatz. Man hält an und guckt sich die Schautafeln an und fotografiert die tolle Aussichten. Schwupps wieder rein ins Auto und weitergefahren. Das kleine Highlight war aber Stop #9: Michigan Lake Overlook. Eine Platform über der letzten finalen Düne, die an dieser Stelle stattlichen 150 Meter hoch über den See hinaufsteigt.

Von dort gibt eine Spur nach unten bis an Wasser. 150 Höhenmeter Sand mit Schüttkegel-Neigung. Oben natürlich die obligatorischen Warnschilder. Achtung nicht machen. Aufstieg dauert lange, ist gefährtlich, tut weh. Vorbeigehende Großväter erklären ihren bettelnden Enkeln, dass sie früher das mal gemacht haben, und das hat ewige 3h gedauert wieder hoch. Das würden sie nie wieder machen die Tortour. Je mehr wir dort standen, desto mehr wollten wir das machen. Gesagt getan. Wasserflasche geholt, Balast abgelegt und Zeit gestoppt. 5 Minunten runter, wobei das recht witzig war, wie ein Mondastronaut dort runterzuhüpfen. Hochzu waren es 20 Minunten straffes Steigen. Anstrengend und mühsam, aber kein Ding der Unmöglichkeit. Unterwegs überholten wir einen jungen Moppel-Amerikaner, für den das Warnschild oben eigentlich gedacht war. Der war völlig entkräftet und lag die meiste Zeit auf dem Bauch auf dem Sand, während seine Kumpels in der Zwischenzeit oben waren und Wasser geholt haben.

Nachmittags waren wir noch in einem Maritimmuseum um die Ecke. Es erzählte von der gefährlichen Ära der Binnenschifffahrt ab 1850, von den Leuchttürmen und den zahlreichen Rettungsmanschaften und deren Rettungsmethoden. Dass dieser paradiesische Badesee im Umkreis von 20 km über 100 Schiffe verschluckt hat, möchte man da kaum glauben. Auf jeden Fall haben wir Lust bekommen dort im WInter nochmal hinzufahren. Es soll dort Unmengen von Schnee geben und die Uferzonen durch die Feuchtigkeit meterdick vereisen.

Abschlussbaden bis um 6, Abendbrot in der Dorfspelunke, dann Heimfahrt, Ankunft gegen halb 12.
Insgesamt ein tolles Wochenende mit bestmöglichem Wetter und schönen Eindrücken von der Landschaft. Verglichen mit anderen Nationalparks war dieser klein und nicht sehr "wild", aber trotzdem einzigartig.
Für mich als Europäer ist die touristische Nutzung des umlandes allerdings unverständlich. Eisdielen, Restaurants am Meer, Fischergaststätten, Pensionen, Kurhäuser sucht man vergebens. 16:00 Uhr ist Zapfenstreich, von der Dorfspelunke abgesehen. Das wäre mit Sylt und Hiddensee (und diesen Vergleich scheue ich nicht!) nicht so.
Stattdessen findet man an jedem der zahlreichen Binnenseen ringsrum unendliche viele private Grundstücke. Meistens nimmt man diese nur durch den Briefkasten an der Straße war, wo eine kleine staubige Straße abgeht. Überall Menschen, Autos, aber kein Gewerbe. Wovon leben die Menschen dort? Müssen Renter und Sommerfrischler sein, anders kann ich es mir nicht erklären.

Dienstag, 28. August 2007

Einmal Hölle und zurück

Sonntag war ich in der Hölle. Ein Ort um die Ecke heißt tatsächlich Hell, Michigan. Es gab ca. 15 Häuser, eine Straße und nen Bikerclub (und was da Sonntag Nachmittag los ist.... Bilder folgen) und ein gruseliges Eiskaffee. Schicke Holzbude im Addams-Family-Look, einen Live-Grusel-Animator, eingelegten Kuststoff-Gehirnen, -augen und -händen sowie einer gigantischen Auswahl an T-Shirts und Kaffeetassen. ("I have been to hell an back!")
Leider haben die Leute da die Kernkompetenzen aus den Augen verloren. Das Eis war eklig.

Der Grund des Ausflugs war aber nicht die Hölle sondern der Mountainbikerhimmel. Christian hatte Samstag unter Vorheucheln von Interesse es geschafft bei einem Fachhändler zwei "Specialized" Testfahrräder (Stückwert 2000$) kostenfrei auszuborgen, die wir tatsächlich in seinen Saturn (eine Limosine) reinbekommen haben. Damit sind wir in den Pinckney-Naturpark gefahren, in dem es tolle Mountainbike-Strecken gibt. Dichter Wald, Hügel, steile Abfahrten, wechselnder Untergrund, Matsch, enge Kurven... dafür kann ich mich sogar begeistern, obwohl ich kein Mountainbiker bin. (Ja Bernhard, ein Grund zum Neid)

Die Stecke war flacher als in der Moab-Wüste und deshalb schnell und ohne Schieben befahrbar. Statt Tod durch Verdursten gabs dafür Tod durch Mückenstich und Tod durch Poison Ivy. Christian hatte sein Fahrrad mitten in eine solche Pflanze reingelegt. Mal gucken obs uns/ihn erwischt. Abwaschen ging vor Ort erstmal nur provisorisch. Jetzt gehts daran die spannenden 7..10 Tage Zeit bis zum potenziellen Ausbruch abzuwarten.

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