Freitag, 15. Februar 2008

Ich glaub ich bin im Film

Wie so oft schon in den USA stelle ich fest: Es ist kein verklärtes Möchtegern-Image was uns in Filmen und Bilder vermittelt wird, es ist der pure Ernst.
Die Ecke hier in Kalifornien ist in dieser Hinsicht schon ziemlich entfernt von der "üblichen" Welt, irgendwie scheint es die Hälfte der Probleme einfach nicht zu geben.

Es wird im Winter nicht kalt, im Sommer nicht heiß. Abgesehen vom Skiurlaub musste ich mir noch nie Mitte Februar Gedanken über Sonnenschutzcreme machen oder auch ob ich die Jacke ganz zu Hause lasse oder doch lieber im Rucksack mitnehme.
Alles kostet viel und sieht teuer aus. Essen ist teuer (teurer als in Michigan), sowohl als Rohstoff als auch im Restaurant. Auch die Orangen (ja, die aus Kalifornien) kosten hier mehr als im Aldi in Michigan.
Die Häuschen sind alle im spanischen Stil hergeputzt und kosten Unsummen, die keinesfalls den Wert sondern bestenfalls die Nachfrage wiederspiegeln.
Die Autos glänzen alle und sind unzerbeult und ohne Rost. (Michigan prägt das Auto eben doch für ganz bestimmte Werte....)
Auf den Plätzen sitzen Hippies und spielen Gitarre und Rasselstab für Geld in den Hut, in den Vorgärten sind Kakteen und Palmen angeplanzt, der Hibiscus blüht und Thymian und Co duften durch die Gegend.
Überall findet man VW Busse, sowohl die alten und die neuen, natürlich mit Westfalia-Ausbau, und Surfbrettern auf dem Dach.


(Die alten Fishdocks, heute ein Touri-Eckchen)

Im Hafenbecken dümpelt das Bruttosozialprodukt Dresdens in Form von weißen Yachten rum.
In den Bars kann ich Bier bestellen, ohne nach meinem Ausweis gefragt zu werden und an der Strandspromenade kommen Jogger und Radler in kurzen Hosen entgegen.
Heute morgen wurde ich vom Mövengeschrei geweckt und im Hafenbecken quieken die Robben.
Diverse Schilder, Pfandregelungen und Spritpreise weisen darauf hin, dass hier Umweltschutz (wie immer behauptet) tatsächlich mehr als nur ein Fremdwort im Lexikon ist.


(Blick auf die Bucht von Monterey bei Sonnenuntergang)

Allem in allem ist es hier ganz schön anders als in Michigan und Kansas, wobei ich schon wieder überrascht bin, wie vielfältig(er) die USA ist.

Donnerstag, 14. Februar 2008

Auf der Suche nach den Beach Boys

Meine gestrige Reise war ein Ortswechsel, wie er gegensätzlicher kaum sein könnte.

Nach Abschlussfeier mit Kollegen, nächtlichem Packen und ein paar Stunden Schlag ging es sehr zeitig nach Grand Rapids, von wo aus mein Flug nach Chicago ging. Ein Kollege fuhr mich freundlicherweise auf den spiegelglatten Straße hin, da es tatsächlich wie vorhergesagt über Nacht wieder viel geschneit hatte.



Auf dem Miniflughafen wollte ich tatsächlich in das falsche Flugzeug einsteigen. Mein Flug ging 9:45 nach Chicago und zwar mit einem Codeshare-Flug, also einem Flug der von einer Tochtergesellschaft von United Airlines durchgeführt wird. Es ist dann oft üblich, dass der Flug auch keine Flugnummer von United Airlines hat, sondern von der oft unbekannten Regionalgesellschaft.
Nach langem Warten am Checkin-Schalter und der Sicherheitsschleuse ging ich dann zu Gate B3. Das war der einzige Flug der 9:45 nach Chicago ging und die Gesellschaft American Spirit kannte man vom Namen her auch nicht. Passt also, dachte ich. Beim Boarden flug der Irrtum auf, das war nicht mein Flug.
Was war los: Mein Flug stand an der Abflugtafel nicht dran, weshalb man (und viele anderen Fluggäste) auch nicht das richtige Gate finden konnte. Da es aber nur 2 United-Gates gab, ging die Sache doch glimpflich aus.

Der Flug war eine einzige Geografiestunde.
Über dem Lake Michigan, von wo man beide Ufer (Michigan und Illinois) sieht, konnte man die Wolkenbildung am Ostufer richtig live sehen. Nach Chicago dann überquerte man für 2 Stunden die Great Plains. Flaches Land, Felder bis zum Horizont und überall vereinzelt ein paar Famen dazwischengestreut (Das sind die kleinen scharzen Punkte ).



Nach den Great Plains geht es abrupt in die Rockies über, was sich durch ein paar achterbahnähnliche Luftbewegungen bemerktbar machte. Auch dort noch alles voller Schnee und strahlend blauer Himmel. Später dann gab es Wolken bis kurz vor die Westküste. Den San-Andreas-Graben mit der ganzen Landwirtschaft und den Bewässerungsgräben konnte man schön sehen. Offenbar war hier schon anderes Wetter:



Auf dem Flughafen dann zwei Überaschungen. Die Unangenehme: Angeblich wäre es Vertragsbestandteil, dass ich die erste Tankfüllung kaufe, und das Auto "dafür leer zurückbringen" kann. Interessantes Abzockmodell. Ich frage mich, wie oft Leute mit leerem Tank kurz vor der Mietstation liegen bleiben.
Die Angenehme: . Es gibt keine, wie von mir gebuchten, Economy-Autos mehr, ich darf mich also aus der nächsthöheren Kompaktklasse eins aussuchen. Und bingo, dabei war ein Toyota Prius, der erfolreiche Hybrid-Flitzer. Verbrauch liegt irgendwo deutlich unter 6l/100km, da kommt es auf eine halbe Tankfüllung mehr oder weniger nicht an.

Gegen halb vier Ortszeit ging es dann los. Alleine Fahren und Navigieren ist schon so ein Ding, auch wenn ich mir vorher die Straßennummern und Richtungen alle gemerkt hatte. Bevor ich noch aus dem Flughafengelände raus war, hatte ich mich dank der 5-etagigen Auf-und Abfahrkonstruktionen verfahren. Ich kam in einem kleinen Ort raus und bin dort dann nach Himmelsrichtugen gefahren. Immer nach Westen und 10 Minunten später kam ich tatsächlich auf der gesuchten Autobahn raus. Von dort bog ich dann auf eine kleine Bergstraße Richtung Pazifik ab, wo ich dann für die folgenden anderthalb Stunden die malerische Küstenstraße nach Süden gefahren bin.



Aus dem Staunen und für Fotostopps anhalten bin ich überhaupt nicht mehr herausgekommen. Palmen. Kiwiplantagen. Pfirsiche, Hartlaubgewächse, warmer Wind, soviele Latinos. Alle fahren genau Tempolimit und ständig begegnem einem Toyota Prius.

An einer einsamen Bar am Meer verzehrte ich bei Sonnenuntergang meinen Abendbrot-Hamburger für 11 Dollar und erreichte dann gegen sieben abends Monterey. Da ein Wiedersehen mit einem Freund noch gefeiert werden musste, ging es auch noch in eine Bar, wobei sich die 3 Stunden Zeitverschiebung zu meinem Ungusten nach den vorherigen kurzen Nächten bemerkbar gemacht haben.

Heute morgen hab ich erstmal wohlverdient ausgschlafen. Der Blick aus dem Fenster war überraschend, da ja gestern alles dunkel war:



Willkommen im Kalifornien :)

So, ich geh jetzt auf Entdeckungsreise in die Stadt. Bis später.

Dienstag, 12. Februar 2008

Es war super

um es mal mit dem Worten von Olaf Böhme auszudrücken.

Erst der Superbowl, und dann der Super Tuesday.

Zu ersterm will ich nicht viel verlieren, abgesehen davon dass wir ihn ultra-amerikanisch erlebt haben. Bei einem Kollegen mit BBQ (logo, auch bei Schnee und Eis), bei einem kühlen Bierchen vor einer HiFi-Soundanlage und hochauflösendem riesigem Plasma-TV.



Der Superbowl ist deswegen super, weil er das Familienevent schlechthin ist. ALLE sehen ihn. Die Jungs weil sie Football sehen wollen, alle anderen, weil alle großen Firmen neue besonders lustige Werbung senden, also eine richtig unterhaltsame Werbeschlacht läuft. Ja richtig, 50% der Zuschauer gucken wegen der Werbung! Hinterher gibt es dann Ranglisten und Expertenanalysen welche Beiträge besonders effektiv waren.
Eine Kostprobe (aus den besten 5):



Das Spiel an sich war auch der Knüller. Die Favoriten waren die gesamte Saison unbesiegt und niemand erwartete große Wunder. Tatsächlich entschied sich das extrem spannende Spiel 45 Sekunden vor Schluss zugunsten der Underdogs.

Das nächste große Fernseh-Event war der Superwahl-Dienstag. Ich finds ja schon krass, dass es hier mehrere Kanäle gibt, die NUR Nachrichten senden (Fox News, CNN, CNBSC, MSNBC ...). Aber dass ALLE diese Sender NUR Wahlberichterstattung machen ist schon heftig. Der große Krieg entbrennt, welcher Sender zuerst welchen Kandidaten aufgrund der Hochrechnungen zum Sieger für den Bundesstaat X erhebt.
Vor knapp 7 Jahren hat der ultra-republikanische Sender Fox News bei der Wahl Gore/Bush angeblich einen großen Einfluss bei der Meinungsbildung der Amerikaner ausgeübt. (Wegen der Zeitverschiebung gibt es von der Ostküste schon erste Prognosen, wenn in Kalifornien die Wahllokale gerade erstmal öffnen).

Arktische Wochenendaktivitäten

Es ist kurz vor knapp. Die Koffer sind schon mal probegepackt. Auf Arbeit hab ich mein Abschlusspräsentation gehalten und morgen werd ich auf meinem Computer noch etwas aufräumen.
Morgen abend dann schmeißen eine Kollegin und ich eine Abschlussfete, was dann meine letzte Amtshandlung hier sein dürfte.

Am Samstag war ich letztmalig noch mit meinem Auto unterwegs, und zwar Shoppen um noch ein paar Dollars auszugeben. Sie sind nirgends soviel Wert wie hier, wer weiß ob die Banken in Deutschland Dollar überhaupt noch nehmen...
Die Versicherung ist jetzt abgelaufen und mein treuer Geo wartet auf seinen Nachbesitzer. Das Nummernschild ist schon im Koffer.

Sonntag wollten wir Skilanglaufen gehen, da ja mal wieder Schnee lag. Das ganze hatte ich mit anderen schon einmal die Woche zuvor unternommen. In einem Park der Landkreisverwaltung kann man sich preiswert (gute Fischer-)Ausrüstung mieten und hat dann wieder mal die ganzen Rundwege nur für sich.
Jaja, die Amerikaner und ihre öffentlichen Einrichtungen. Das Angebot an öffentlichen kulturellen, sportlichen und sozialen Angeboten ist zwar nicht so breit wie in Deutschland, aber dafür meist preiswert oder kostenlos und zudem einfach zugänglich. Nur nutzt es keiner.

Die Teilnehmerzahl schrumpfte schnell, als wir ein Blick auf das Thermometer geworfen haben (welches dem Aufrufen der Website www.weather.com entspricht). Die Temperaturen waren von Tauwetter auf Minus 20 abgestürzt, zudem wehte ein straffer Wind, sodass die gefühlte Temperatur bei Minus 30 lag. Immer waren wir aber trotzdem zu fünft für unsere Tour.
Ja, es war kühl, besonders im Gesicht. Aber die knackige Kälte und die Anfahrt zum Park waren es Wert.






Bisher hat der strenge Frost gehalten, es sind immer noch Minus 17. In den Autos ist innen und außen alles voller Eisblumen und uns frieren regelmäßig die Türen zu. (Mein Zimmerfenster ist auch seit zwei Tagen wieder festgefroren.)

Übermorgen gehts dann endlich los. In Kalifornien scheint nächste Woche nur die Sonne, das Thermometer arbeitet an der 20 Grad Marke.... Juhu!
Ich hoffe nur, dass ich es bis dahin schaffe. Für Michigan und Chicago (mein Umsteigeflughafen) sind promt von Dienstag auf Mittwoch wieder 15 Zentimeter Schnee vorhergesagt. Würde mich nicht wundern, wenn wieder das ganz normale Chaos ausbricht.

Freitag, 8. Februar 2008

Architektonische Highlights

Aufgespürt in Fabulous Lansing:

Gerechterweise muss man sagen, es gibt solche und solche Ecke. Wobei Amerikaner Amerikaner eher genau diese Ecken als Aushängeschild betrachen, die ich nun überhaupt nicht mag, also die neuen Retortensiedlungen. Währenddessen sind die kleingliedrig bebauten Wohnviertel eher low income und die Innenstadt total verweist.



Das Kapitol, Regierungssitz von Michigan. Fotografiert kurz vor Weihnachten von genau der Kreuzung aus, von der man denken könnte, Lansing ist wirkich eine Großstadt.



Gleich um die Ecke ein kleines Stückchen altes Flair. Leider etwas stiefmütterlich behandelt und mit viel Leerstand drumherum.



Die Nachbarschaft von einem unserer Kollegen, wo wir den Super-Bowl (mit BBQ) gefeiert haben. Willkommen im amerikanischen Klischeefilm :)



Mein Gott, so warm wirds hier im Sommer nun wirklich nicht. (Campus Michigan State University)



Im Tempel der Musen... das neue Musikgebäude, wo auch ich letztes Jahr regelmäßig anzutreffen war.



Willkommen in der Gegenwart. Diese sterilen Wohnsiedlungen aus Holz und Pappmachee gibt es überall. Übliche Mindestausstattung: üppige Parkflächen, Pool, Clubhaus und am besten noch Tennisplatz. Leider wird hier der Mietwert einer Wohnung an solchen Spielereien und Nähe zur Autobahn gemessen, als an der Solidität des Gebäudes und der Lebensqualität.

Donnerstag, 7. Februar 2008

24 Stunden Unterschied

Ach war das heute wieder schön!

Gestern hab ich auf dem Weg zur Arbeit noch versucht den Zustand der Straßen zu dokumentieren. Mit jedem Wetterumschwung tun sich hier neue Krater im Asphalt auf, dass man einen Medizinball darin verstecken kann.
Auf jeden Fall sind die Löcher von derartiger Größe, dass man sie sich unbedingt merken muss. Ein Kollege hat diesen Winter schon einen Reifen eingebüßt.

Naja, für einen groben Eindruck muss das hier reichen:



Abends dann wollte ich die Frontscheibe abdecken, da gefrierender Regen angesagt wurde. Dabei stellten Markus und ich fest, dass unsere Abdeckplane nicht mehr im Auto ist... ? Einer von uns muss sie wohl mal drauf gemacht haben und am nächsten Morgen nicht vermisst haben.
Aber wie bitteschön kommt so eine Plane weg? Sollte etwa jemand .....? Armes Michigan.

Der Morgen begann aber so und so mit Frühsport - wie mal Eiskratzen, und zwar richtig:



Als wir dann überzeugt waren, dass der Schneeregen, in Schnee übergehend schon vorbei war, ging es richtig los. Es hat in den 9 Stunden die wir auf Arbeit waren üppige 30 Zentimeter geschneit.



Die Rückfahrt nach Hause war wieder spannend. So spannend, dass wir die Lebensmitteleinkaufstour auf den kleinen Laden beschränkt haben, der fast auf dem Weg lag.
Die Spannung bestand zum Beispiel darin: Schaffen wir es über den Mittelstreifen, oder bleiben wir stecken?



Ich muss ingesamt mal sagen, der Winter lässt sich nicht lumpen, auch wenn es zwischendurch immer mal wieder mild wird und der Schnee nicht durchgängig liegt.
Jenseits des Lake Michigans in Wisconsin gabs örtlich über einen halben Meter Schnee (und das ganz ohne Berge). Geschlossene Flughäfen und Chaos inklusive.
Gleiches Wettersystem hat weiter im Süden auch die für die Jahreszeit untypischen schweren Tornados mit über 50 Toten hervorgebracht, die es ja auch in die deutschen Nachrichten geschafft haben.

Fürs Geld bekommt man hier definitiv mehr Wetter als in Deutschland. Das sollte bei der nächsten Kanzlerwahl mal thematisiert werden.

Mittwoch, 6. Februar 2008

Das Ende naht

In exakt einer Woche reise ich ab. Bye bye Lansing. Das eine Auge weint, das andere Auge lacht.

Der erste, weil ich hier mein erstes Auto und meine erste Wohnung zurücklasse. Weil ich hier sehr angenehme Kollegen habe und man im Sommer hier noch so viel unternehmen könnte. Weil ich mich auf Arbeit mit sinnvollen Dingen beschäftige und mich dort voll austoben kann.
Weil ich es in 6,5 Monaten nicht geschafft habe die 2 Stunden rüber nach Kanada zu fahren. Und nicht die 5 Stunden, um mir die angeblich recht unspektakulären, aber Muss-Man-Mal-Gesehen-Haben Niagara-Fälle anzusehen. Oder die Weltstadt Toronto, die gleich um die Ecke liegt. Schade!

Das zweite, weil ich ja hier zwar abreise aber noch lange nicht in Deutschland ankomme :) Ein kleines Urlaubchen in Kalifornien ist geplant. San Fransico, Pazifik, Yosemite, Golden Gate Bridge.
Nach einer Woche geht es dann weiter zu einem weiteren Wochenstop in Kansas. Von dort dann endlich nach Deutschland, wo es nahezu non-stop mit Maria und Freunden nach Österreich geht. Dann endlich komme ich in Dresden "richtig" an, worauf meine Allerliebste zwei Tage später sich für mehrere Monate hinter den Polarkreis verkriecht. Angeblich Praktikum in Schweden... Achja, das Leben ist hart.

Mittlerweile beschäftige ich mich mit Kontoauflösung, Autostilllegung, Abschlussparty und ähnlichen Dingen, die irgenwie auf das bittere Ende hinauslaufen.

Und das Blog? Mal sehen. Schaut rein. Keine Ahnung. Ich hab aus Spaß vor einer Woche mal einen Zähler eingebaut und festgestellt, dass ich täglich über 20 Besucher habe!
Huch, wer ist das den alles? - dachte ich mir.

Und genau das würde ich gerne wissen. Bitte schreibt mir, wer und wo das Blog lest.
Wer keine Emailadresse von mir hat, kann an bcgsr (at) gmx.net schreiben.
Bitte bitte alle! Ich werde in ein paar Tagen mal sagen von wo aus das Blog alles gelesen wird.

Montag, 4. Februar 2008

Little PekShanPurKio

Unser Institut befindet sich etwas campusabgelegen in einem ziemlich schlichtem Zweckbau der Michigan State University. Auffällig ist, dass neben ein paar wenigen "kaukasischen" Mitarbeitern mindestens 2/3 der Doktoren, Professoren und Studenten asiatischer Herkunft sind.
Das ist vom Geräuschpegel manchmal etwas anstrengend und auch die Kommunikation gelegentlich schwierig, da zwischen Engisch sprechen und Englisch schreiben können oft große Unterschiede liegen. Da wundert man sich, wie man damit Doktorieren kann oder fester Mitarbeiter werden kann. Jedenfalls wird einem schnell klar, was es bedeutet, wenn immer davon geredet wird, dass sich die USA die Wissenschaftler aus aller Welt zusammenholt.

Die Einleitung dient aber eigentlich nur einer anderen Frage:
Warum haben wir so kleine Pinkelbecken?



Es ist ja nicht so, dass das früher mal ein Kindergarten war oder eine Grundschule... es war schon immer ein Laborgebäude. Die Dinger sind so tief angebracht, dass man zurücktreten muss, um sie noch treffen zu können.
Ich komme damit auch auf einen weitere Missstrand zu sprechen. Alles ist immer nur einmal da. Für den ganzen halben Gebäudeflügel mit circa 20 Büros und 2 fußballfeldgroßen Laboreinheiten gibt es zwei Herrentoiletten mit je einem kleinen und großen Becken.
Es ist kommt oft vor, dass man verzweifelt zwischen beiden Toiletten hin und her pendelt um zu sehen, welche als erste frei wird.

Überhaupt sind die Toiletten in den USA oft in erbärmlichen Zustand. Selbst große Kneipen haben oft nur minimale Ausstattung. Anstehen und Ekel meistens inklusive. Gar nicht zu reden von Tankstellen und abgefrackten Restaurant-Toiletten.
Für Mitarbeiter muss es keine eigenen Toiletten geben wir in Deutschland. Man findet deshalb meistens immer das Schild Employees must wash hands before returning to work an der Wand, gelegentlich auch diese lächerlichen 10-Schritte-Anleitungen: Wie wasche ich meine Hände.
Jedenfalls kann man sich seinen Reim auf die Mitarbeiterhygiene machen, wenn auf diesen Örtchen regelmäßig Seife und Abtrockenpapier alle ist.

Urlaub mit den Pferden

Amerikaner sind echte Outdoor-Fanatiker und lieben es mit großem bzw. schnellem Gerät durch die weite Landschaft zu reisen.
So kommt es, dass Wohmobile hier öfters die Größe eines Reisebusses erreichen.



Die Einrichtung reicht dann von mehreren Schlafzimmer, Badewanne bis zu Sat-TV und Klimaanlage. Manchmal kann man auch ganz hinten noch Motorräder oder einen Kleinwagen einstellen. Ansonsten wird der einfach hinterhergezogen.

Gerade in der Sommerzeit findet man oft solche riesigen Gefährte, die hintendran noch einen Geländewagen ziehen, schließlich will man am Urlaubsort mobil sein.

Besonder originell find ich diese kleinen Urlaubsanhänger mit integriertem Stall. Perfekt für den Urlaub mit den Pferden....

Sonntag, 3. Februar 2008

Das Fenster zum Hof

Vor meinem Fenster gibts leider keinen richtigen Hof, sondern nur einen üppigen Parkplatz. Dahinter liegt die Dunckel Road, ein 5-spuriger Autobahnzubringer, auf dem es immer recht geschäftigt zugeht und der im Sommer die Entscheidung mit offenen Fenster zu schlafen nicht leicht gemacht hat.
Schräg links liegt die Kreuzung mit der Jolly Road, an der es zwei Tankstellen gibt, wo sich nachts um drei immer ein paar Idioten finden, die dort mit quietschenden Reifen losfahren.

Erwähnenswert wäre noch, dass die Dunckel Road über einen an sich seltenen, aber nahezu ungenutzten Fahradweg verfügt, der (un)sinnvollerweise genau an der Autobahnauffahrt endet.

Anhand meines Fensterpanoramas sieht man, dass man außer viel Autos nicht viel sehen kann. Aber immerhin, hier eine Auswahl:

Mein Feind, der Schnee
Es klang ja gestern schon einmal an, dass hier Schnee rigoros bekämpft wird. Während in den wärmeren Gegenden im Winter der Mein-Rasen-ist-kürzer-Wahnsinn einfach aufhört, wird hier weiter im Norden mit Ich-hab-schneller-den-Schnee-weggeräumt weitergespielt.

Das ist auch der Grund warum hier nach einem Schneefall hunderte von Pickups mit Schneeschiebern Parkplätze, Tankstellen und Einfahrten räumen, bevor man nur ein städtisches Räumfahrzeug auf der Straße gesehen hat.
Wichtig beim Räumen ist auch hier wieder: Es muss groß sein und Benzin verbrauchen.

Genauso wird auf unserem Parkplatz von Dovers Crossing dann auch geräumt. Die Fahrspur wird als erstes geschoben, was an sich ja löblich ist und einem zumindest garantiert, bis vor zur Straße zu kommen, ohne im Schnee stecken zu bleiben. Nicht geschoben werden zu diesem Zeitpunkt die Fußwege, sodass man durch hohen Schnee zum Auto stapft. (klassische Prioritätenverteilung!)
Die Fußwege sind dann am späten Nachmittag oder nächsten Morgen dran und werden mit einem kleinem allradgertriebenem 4-Wheeler geschoben. Hinterher wird natürlich großzügig gesalzt.
Wenn die erste Schlacht geschlagen ist geht es am nächsten Morgen in Phase zwei:
Sind dann die ersten Auto weggefahren, werden im Zweistundentakt die leeren Parkbuchten freigeschoben.



Zum Glück hab ich ein altes Auto. Es macht mich unruhig, wenn der Hausmeister mit so einem Gefährt auf dem Parkplatz die lächerlichen Schneereste vom Asphalt krazt.

Später am Tag kommt dann das absolut notwendige Feintuning, da werden die Schneeberge von den Parkplatzbegrenzungssteinen wieder auf den Fußweg geschoben.



Am Tag drei spätestens sind sämtliche Verkehrsflächen beräumt - versprochen!

Die kompetenten Gastarbeiter
Vor ein ganz paar Wochen ist unser Nachbar ja ausgezogen worden, seitdem steht die Wohnung leer. Zwischenzeitlich waren da an einem Tag Leute zur Müllberäumung da, später Maler und zum Schluss die Teppichverleger. Die Teppichleute waren ganze drei Tage da und sprachen auffällig mexikanisch.
Ob sie in Deutschland noch lange in dieser Branche arbeiten würden, wenn man mit Straßenschuhen auf nassem Asphalt den Teppich zuschneidet, mag ich zu bezweifeln.



Noch zu sehen auf diesem Foto: Das blaue Auto mit abgeklebter Tür. Das Auto befindet sich seit meiner Ankunft in diesem Zustand. Da die Beifahrertür nicht mehr geöffnet werden kann, steigt das Pärchen immer beide auf der Fahrerseite ein. Schließlich wollen beide vorne sitzen :)

Nicht mehr zu sehen auf diesem Foto: Der Schnee. Das Bild entstand circa vier Tage noch obigem Fotos. Der Temperaturwechsel von minus sechszehn auf plus sechzehn hat neben dem Salz maßgeblich dazu beigetragen.

Sie haben das Recht ....
Die Ecke hier scheint für Polizeikontrollen prädestiniert zu sein, da wir hier regelmäßig erleben, wie Autos angehalten werden. Sowas wird hier ja geschickt im Szene gesetzt, indem der Polizist sein Auto samt den geschätzt 50 blinkenden Leuchtdioden verkehrsunfreundlich hinter dem Verdächtigtem abstellt.

Nach Westernmanier gibt es nur das direkte Duell mit gleichen Mitteln. Auto gegen Auto. Fahrer gegen Fahrer.
Der Polizist kann einem vom Auto aus (gegebenenfalls mit Radar) erwischen und muss unmittelbar dannach den Sünder stellen.
Starrenkasten, Lichtschranken, Rotlichtblitzer, Laserkanonen hinter dem Buswartehäuschen und ähnliche heimtückische Hilfsmittel sind nicht erlaubt.
Daraus ergibt sich, dass auch für kleine Delikte wie Failure to Stop (STOP-Schild überfahren) ein Auto dank Horn und Blinklichter publikumswirksam angehalten wird.
Zwischen Volk und Polizei herrscht im Gegensatz zu unserem Freund-und-Helfer-Verhältnis das permanente Gefühl von Jäger und Gejagtem. Eine auffällige Unsicherheit macht sich in der Nähe von Autoritätsfahrzeugen bemerkbar, sodass an STOP-Kreuzungen zum Beispiel alle panisch stehen bleiben und keinern sich mehr getraut loszufahren.

Prinzipiell muss fürs Anhalten immer ein Verdachtsmomement vorliegen, dass ja bei entsprechend freizügiger Gesetzinterpretation offenbar auch durch verdächtige Aktivitäten wie Fotografieren oder Hautfarbe gegeben ist.

An der Tankstelle gegenüber und an der Einfahrt zu unserem Parkplatz müssen da öfter mal Autos dran glauben. Kürzlich gings nachts um zwei aber direkt bei mir vorm Fenster geschäftigt her.
Ein schwarzer Lincoln wurde vom einen Sheriff Deputy angehalten, die Insassen waren vier Schwarze. Ein zweiter Sheriffwagen kam schnell hinzu und die insgesamt drei Sheriff-Mitarbeiter holten die Leute einzeln aus dem Auto, untersuchten sie nach Waffen und verfrachteten sie auf die Rückbänke der beiden Wagen. Nach gründlicher Inspektion des verdächtigen Autos und der Umgebung (natürlich mit Maglite-Taschenlampen) kam der Polizeihundewagen der Lansing Police hinzu. Der Hund durfte auch noch eine Weile in dem Auto spielen, fand aber offenbar nichts.



Daraufhin wurden die üblichen Verdächtigen langwierig einzeln aus dem Auto geholt und gründlichst untersucht. Inklusive Schuhe aus, etc. und das bei minus fünfzehn Grad! Dannach durften sie wieder in ihr Auto steigen und weiterfahren. Die ganze Prozedur dauerte über eine Stunde und war mit viel Frieren für alle Beteiligten verbunden. Zeitweilig waren vier Polizeiautos verschiedenster Instanzen anwesend, die mit voller Blinkepower vermutlich außer mir auch noch ein ganz paar Leute mehr vom Schlafen abgehalten haben. (Unsere Fenster haben ausschließlich weiße Jalousien die mehr Blickschutz als Verdunklung sind.)

Ich weiß nun nicht was das nötige Verdachtsmoment war, welches zum Anhalten und der exessiven Kontrolle geführt hat.
Es zeigte mir aber eindrucksvoll, dass man die großzügige Interpretation eines der vielen STOP-Schilder nicht nur wegen dem Bußgeld sehr schnell bereuhen könnte.

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