(Auto)mobil

Freitag, 5. Oktober 2007

Nur nicht aussteigen

Die Amerikaner sind ein Autofahrer-Volk. So wie die Holländer und Sinti und Roma in Wohnwagen, die Titicacasee-Indianer auf Schilfinseln und Eskimos auf Eisschollen leben, wohnen Amerikaner im Auto. Wo für uns Fußwegdistanzen maßgebend sind (Arzt, Bushaltestelle, Briefkasten, Lebensmittelladen), wird hier in ganzen Meilen gezählt. Aus diesem Grund werden Städte auch hemmungslos in das Umland ausgedehnt und mit vier- und nochmehr-spurigen Durchgangsstraßen versehen, die flächendeckend für Lebensqualitäteinbußen stehen. Fußgänger und Fahrradfahrer passen da einfach nicht in diese Strukturen, weshalb diese Fortbewegungsmöglichkeiten in der Regel als Sport betrieben werden. Man fährt in einen Stadtpark, um dort entlang Einheitsrasenflächen auf künstlich geschlängelten Asphaltpfaden (mit Mittelstreifen) zu joggen oder Rad zu Fahren.

Selbstverständlich sind sämtliche Dienstleistungen aufs Autofahren zugeschnitten. McDonalds machts in Deutschland vor, wobei der Drive-Thru (oder auch McDrive) als ernstzunehmende Form der Nahrungsaufnahme eigentlich nur hier in Betracht kommt, wo 95% der Autos Automatikgetriebe haben. Mit welcher Hand soll man sonst beim Schalten das Lenkrad festhalten?

Fortgesetz werden kann die Liste der direkt aus dem Auto erreichbaren Dienstleistungen und Ereignisse mit Apothekenschalter, Zahlkasse für Comcast, Zahlkasse für Stadtwerke, Bankschalter mit Rohrpost zum Parkplatz, (jeweils Drive-Up Window, ), Geldautomat (Drive-Up-ATM), Briefkasten (Car-Drop), Telefon, Bücherrückgabe der Bibliothek (Easy Book Drop), Autokino, Ölwechsel (Instant Oil Change) und Mord (Drive-By-Shooting). Abgeschwächte Varianten existieren an Tankstellen, wo man mit Kreditkarte direkt an der Zapfsäule zahlt (Pay at the pump), ohne den beschwerlichen Weg nach Innen anzutreten.
Allerdings gibt es immer noch zahlreiche DIenstleistungen, die man nicht mit dem Auto oder in der Nähe vom Auto in Anspruch nehmen kann. Zum Beispiel Toilettennutzung, Frisör oder
Arztbesuch. Ist vermutlich aber nur noch eine Frage der Zeit.

Diese völlige Ausrichtung auf Autoerreichbarkeit führt mitunter zu absurden Problemen. So wollten doch die neuen Kollegen bei der Chase-Bank Geld mit ihrer deutschen Kreditkarte abheben. Es gibt aber nur einen Automaten, und der ist für Auto. Da aber ich der Fahrer war und der Kollege rechts saß, kam er nicht ran, wollte verständlicherweise auch nicht seine PIN mitteilen. Also musste er aussteigen und sich davorstellen, was mit nassen Füßen endete, da sich nach dem Regen auf der geschlossenen, abflusslosen und ungünstig geneigten Betonfläche (wie wahrscheinlich immer) eine riesige Pfütze gebildet hatte.

Freitag, 21. September 2007

+ 20ct

Heute war wieder einer der schlimmen Autofahrertage, wo die Spritpreise von 2,80 auf 3,00 die Gallone angestiegen sind. Klack, einfach so. Dabei waren die Preise erst die letzten 3 Tage so tief gesunken, sonst immer auf 2,95.
Das macht richtig krank: Man fährt mit halbvollem Tank durch die Stadt und guckt gebannt auf jedes Tankstellenpreisschild und ärgert sich über die Preise und denkt sich, dass man noch warten kann mit Tanken. Und Schwupps, heute dachte ich dann: Hätte ich mal lieber getankt.

Offenbar juckt die Amerikaner das überhaupt nicht wieviel der Sprit kostet, die tanken immer, egal wieviel das kostet. Heute hatten die Tankstellen gegenüber an der Kreuzung vor der Tür den ganzen Tag unterschiedliche Preise. Die eine ist heute früh hoch, die andere hat erst nachmittags nachgezogen, trotzdem hatten beide volle Kanne Kundschaft.
20ct Unterschied auf 50m. (Das entspricht einem galaktischem Preisgefälle von 0,4ct/m!)

Was brachte der Tag noch?
Ich hab rausgefunden, dass das 100.000$ Messgerät einen krassen Softwarefehler hat und mich die letzten 5 Wochen verarscht hat.
Die Energiebehörde will von mir als Neukunde 70$ Kaution haben, die sie mir in einem Jahr zurückerstatten will.
Die Chasebank konnte mir immer noch nicht helfen.
Ich hasse Kreditkarten immer mehr (siehe unten). Ich werde zum Naturalienhandel zurückkehren: Biete 4 Wocheneinkäufe für Kamera.

Sonntag, 16. September 2007

Mehrfache Fahrerflucht

Dem gescheiterten Versuch vom letzten Samstag ein Demo-Derby zu besuchen folgte nun ein erfolgreicher. Freitag nach der Arbeit sprang ich mit Markus ins Auto und fuhr nach Munger, Michigan. Inklusive Staus (ja, sowas gibts hier wirklich) waren wir auch pünktlich halb acht "oben". Das Freitags-Event waren "nur" die Läufe in der Fronttriebler-Klasse. Samstag dann Hecktriebler und V8-Motoren.
Ich schätze mal weitere 500 Leute (Familien, highschoolers, rednecks, vor allem locals) hatten sich im Renngelände eingefunden, was so ziemlich mitten im Nichts lag. Da kam richtig Kansas-Heimweh auf.
Der Schlammplatz ist kleiner als ein Fußballfeld. Pro Rennen fahren etwa 6 Autos in die Arena ein, die ringsrum mit Leitplanken abgezäunt ist. Zwei riesige alte Reifen geben grob die 8-förmige Rennstrecke vor.
Nach dem fliegenden Start werden 15 Runden gefahren, wer zuerst ankommt, hat gewonnen. Rammen, abdrängen, behindern, alles erlaubt.

Was sich dann auf dem Platz abspielt ist ein Fest für alle Sinne: Der Geruch von Gummi, verbranntem Öl und Kupplungsabrieb, das Vibrieren der auspufflosen Motoren, das Knallen der Fehlzündungen, Reifenplatzer, der herumfliegende Schlamm und zu guter letzt funkendes Metall, qualmende Reifen und Motoren. Dass dieser würdevoller Abgang auf dem Weg zum Autohimmel den europäischen KFZ vorenthalten bleibt, ist ein Jammer. (Laut Wikipedia aus Umweltschutzgründen. Angeblich könnte es vorkommen, dass Öl austritt ... )

Es ist ein Spass zu sehen, wieviel Schaden so ein PKW tatsächlich abhält. Dass er nach einem Überschlag immer noch fährt. Dass auch ein Fronttriebler mit einem Vorderreifen noch Kurven fahren kann. Dass ein Kleinwagen mit gebrochender Hinterachse immer noch um die Runden kommt.

Im Gegensatz zum klassischen Demo-Derby, wo einfach geschrotet wird, bis nur noch einer fährt, findet man beim "Figure 8 Derby" deutlich mehr Dynamik, da man vor allem schnell sein will.
Den Thrill erhält der Wettkamp durch die Kreuzung in der Mitte. Vorfahrtsregeln gibt es keine, allerdings ein Tabu: Man darf die Fahrertür nicht rammen. Aber natürlich davor und dahinter :) Weitere Sicherheitsmaßnahmen sind zum Beispiel, dass alles Glas vom Auto entfernt wird und ein neuen, kleiner Tank eingebaut werden muss. Helm ist auch Pflicht, außerdem wird die Strecke regelmäßig gewässert, damit sie schlammig bleibt und nicht "zu schnell" wird.

Nach den 15 Runden werden die liegengebliebenen Autos herausgezogen und der nächste Vorrundenlauf kommt dran. Die Gewinner haben dann ca. 30 Minunten Zeit ihre Karre fürs Finale, also weitere 15 Runden fit zu machen. Üblicherweise kommen da Hammer und Brecheisen zum Einsatz um die Radkästen wieder freizubiegen und Reifen wechseln zu können.

Im großen und ganzes ein sehr unterhaltsames und ultraamerikansiches Ereignis. Im Vergleich zu den "noblen good family guy Rodeoklientel" mit Cowboyhut gab es hier diesmal viele Basecaps, Bier im Freiverkauf und Leute mit abgetragenen T-Shirts mit dem Spruch got beer? (In Anlehnung an die Schülerkampagne für gesunde Ernährung got milk?

Freitag, 14. September 2007

McDonalds ist einach doof

Mein Mitbewohner erzählte mir diese Story kürzlich.
Nachdem sie in Leo's Lodge, der gemütlichen Flachbaukneipe am Highway nebenan, einen Abend lang durchgezecht haben, wollten sie gegen Mitternach zum McDoof gegenüber. Das Restaurant war schon zu, der Drive-Through aber noch offen. Also sind sie dort vorbeigelaufen und wollten bestellen. Aus "Sicherheitsgründen" wird man aber ohne Auto dort nicht bedient.
Als was haben sie gemacht? Sind hergekommen, Auto geholt und sind angedüdelt über die Kreuzung und dann durch den Drive-Through. Im Sinne der Sicherheit sozusagen...

Donnerstag, 6. September 2007

Instant Oil Change

Aller 3000 Meilen wird für alte Autos hier Ölwechsel empfohlen. Damit war ich vor dem Wochenendausflug "dran". Praktischerweise flatterte ein 10 Dollar-Rabatt-Gutschein für Ölwechsel vor kurzem in meinen Briefkasten, der eigentlich an einen meiner Vormieter adressiert war.

Der Weg des geringsten Widerstandes führt also direkt zu diesem Laden, der mit schnellem Ölwechsel wirbt. Ein Gebäude, mit drei Spuren zum durchfahren. Ein Typ winkt mich schon von weitem in die Spur zwei und gibt mir Anweisung, wo genau ich zu stehen kommen soll.
Nun wollte ich aussteigen und fragen, wieviel, wielange usw.. als auch schon eine Mitarbeiterin an meinem Fenster aufkreuzte. Standardöl kostet 30 Dollar, Synthetiköle sind mit Preis nach oben offen, aber ich fahre ja einen Geo, keine Viper. Also Standard.

Nach meinem OK gibt die Mitarbeiterin Anweisungen im Sekundentakt. Motorhaube lösen, links blinken, Motor anlassen, ausmachen, Rückwärtsgang einlegen usw.... Gleichzeitig springen 2 ölverschmierte Mechaniker ums Auto und rufen jedesmal laut "Check" wenn der Blinker auch blinkt. Die Geschwindigkeit dieser synchronisierten Prozedur war atemberaubend.
Ein dritter Mechaniker schraubte schon von unten am Ölablass rum, dafür gab es extra einen Gang und Zugang durch den Fußboden.
Scheibenwischwasser aufgefüllt, Getriebeschmierung geprüft, Ölfilter getauscht, Kühlerwasser und Luftfilter geprüft. (Bis dahin wusste ich garnicht, was an einem Auto so alles dran ist... :-))
Da mein Luftfilter angeblich verdreckt und mein Kühlerwasser rostig sei, wurden entsprechende Tausch und Antikorrosionsbehandlungen sofort mit unverbindlich angeboten. Bin aber kein Freund von Autotürgeschäften, weshalb ich es beim Ölwechsel belies.

Ich erhielt ein Protokoll und Status der ganzen Prüfungen, eInen Erinnerungsaufkleber für die WIndschutzscheibe und der Mechaniker kam mit meinem Ölmessstab ans Fenster, um zu zeigen, wie voll und sauber (neu) der Ölstand ist.

Abgesehen von der großartigen Show, die die komplett schwarzen Mechaniker (Hautfarbe und Öl) in Boxenstopmanier ablieferten, habe ich in weniger als 10 Minuten für 20 Dollar einen Ölwechsel bekommen. Neues Öl, Entsorgung und Arbeit inklusive.

Dienstag, 4. September 2007

Meckert nicht rum II

Dass der Sprit 4 Tage vor dem langen Wochenende teuer wird und dann zum Wochenende nachgibt, ist schon leicht verwunderlich. Dazu muss man wissen, dass Laborday das inoffzielle Ende des Sommer markiert, welcher mit dem Memmorial Weekend im Frühjahr eingeläutet wird. Nach dem Labor Day machen die Freizeitparks zu, Open Air Veranstaltungen werden eingestellt und die Dünenbuggys und 4 Wheeler in die Garage gepackt.

Labor Day fährt jeder weg, der was auf sich hält, demzufolge sind die hohen Preise ja nicht verwunderlich. (Lansing 3,10, Samstag)
Im Nationalparkgebiet wars üblich teuer, so um die 3,20.
Glücklicherweise gibts etwa 30 Minunten nördlichen von Lansing eine "Benzinpreissenke", die wir durchquerten. Dank Internet wussten wir davon und konnten gezielt für 2,78 den Tank volllaufen lassen. Lansing lag mittlerweile wieder bei 3,05 am Montag abend.

Heute Mittag, genau eine Woche später (Black Tuesday???), trifft mich doch der Schlag.... in Lansing kostet das Benzin 3,25! Ruckzck alle Tankstellen im Viertel einheitlich um 20 Cent angezogen.

Achso, an dieser Stelle will ich nochmal vermelden, dass mein 14 Jahre alter, maskierter Toyota Coralla mit ganzen 6,2 l/100 km auskommt!
Das enspricht in etwa 38 Meilen pro Gallone Sprit. Damit kann ein Hummer wahrscheinlich gerade mal die Klimaanlage betreiben.

Dienstag, 28. August 2007

Meckert nicht rum

Als Halter eines motorgetriebenen Verkehrsfahrzeuges komme ich nicht drumherum, auf die Missstände des amerikanischen Transportwesens zurückzukommen. Deshalb die neue Kategorie: (Auto)mobil

Heute aktuell: Spritpreise. Die Tankstelle schräg gegenüber hat die Benzinpreise von heute MIttag von 2,82 $/gal auf 3,09 $/gal angehoben.
Und das lange Wochenende (Sa, So, Mo (Laborday)) ist ein paar Tage noch hin. Schweinerei!

Die hier ebenfalls eigenartigen Preisbildungsmechanismen sorgen auch dafür, dass zum Beispiel der Spirt in Alabama 2,15 kostet und in Utah oder Nevada 3,30.

Donnerstag, 23. August 2007

Car Wash

Heute habe ich zum ersten Mal MEIN Auto gewaschen. Auch wenn nichts weiter gemacht habe, als die Frontscheibe von Innen zu putzen und den Staub aus den Türrahmen zu wischen, den ich unbeabsichtigt, deswegen vermutlich auch illegal, aus dem Pictures Rocks Nationalpark entfernt hatte, war es doch ein befriedigendes Gefühl über so ein eigenes Maschinchen zu wischen, das einen zügig und schnell überall hinbringt. Dabei hab ich eine Entdeckung gemacht. (Nein, nicht die vielen Roststellen). Mein Geo hat Metallic-Lackierung! Von außen sieht man das eigentlich nicht, weil das viele Wintersalz, Sonne und Regen den Lack über Jahre doch arg mitgenommen hat. In den wettergeschützten Türrahmen allerdings ist der originale Zustand unter der Waldwegstaubschicht erhalten geblieben.
Jetzt denke ich sogar über eine Autowäsche nach... wer weiß, vielleicht kommen ja noch verchromte Teile zum Vorschein :)

Ein ganz kleines Bisschen kann ich sogar verstehen, warum viele Deutsche Samstag vormittag so verliebt an ihrem Auto rumputzen, während die Frau Mittagessen kocht. Das rechtfertigt jedoch nicht den Putzzwang unseres entfernten Nachbars auf dem Naunhofer Weg in Dresden der seinen Audi nach JEDER Renternfahrt putzt. Scheiben, Polieren, Aussauge. Amüsant. Vermutlich hat er den Lack durch, bevor er die ersten 100.000km gefahren ist.

Donnerstag, 2. August 2007

Reiseunannehmlichkeiten (oder wie ich nach Lansing, MI kam)

6:00 aufstehen in Dresden, 7:30 Abfahrt nach Berlin, 10:00 Check-In bei Delta nach New York JFK. Eine Stunde Wartezeit. Hinter mir ist die Schlage deutlich länger gewesen. Abschiednehmen *schluchz*.

Mit ner halben Stunde Verspätung gehts 12:30 los. Anfang hatte ich mich auf die Filme gefreut. Doch die Überkopfbildschirme zeigten alle andere Farbstiche und Störschatten. Die Audiobuchse für meinen Platz war kaputt und ging nur links. Das passte, denn mein Kopfhörer war links auch kaputt. Abgesehen davon war der Ton so leise, dass man es gegen den Fluglärm nicht hören konnte. Shrek 3 kam sowie nur auf Englisch und Spanisch.

Hab dann ein bisschen mit meinem Lappie gespielt. Ungünstig ist nur, dass er nicht aufgeklappt auf den Schoß passt. Entweder sieht man nichts auf dem Diplay oder die Tastatur direkt am Bauch. Essen war aber gut und Häagen-Daz Eis gabs auch.

Mit 30 Minunten Verspätung kamen wir dann auch an. Aus meinen 90 Minuten Transferzeit waren 60 geworden. Im Keller, bei der Einwanderungsbehörde standen mindestens tausend Leute, da waren wohl gerade mehrere Flugzeuge angekommen. Die Schlange waren unübersichtlich lang. Nach entlichem Hin und Her, Teilen der Schlagen und Zuweisen an andere Schalter stand ich dann an Schalter 19 in der Schlange. Der Officer dort brauchte 10 Minunten pro Person. Wenn er gerade da war. Nebenan gings mit 5facher Gewindigkeit weiter.

20 Minunten noch bis zum Weiterflug. Ich überredete ein paar Damen mich vorzulassen. Kam dann endlich dran. Der Officer ging weg.
Endlich durch. Bleiben 10 Minunten zum Flug. Boarding ist um diese Zeit meist schon abgeschlossen, aber die HOffnung stirbt zuletzt. Vielleicht ist ja auch dieser Flug zu spät.

Jetzt nur noch schnell Koffer holen, Zoll passieren und Koffer wieder aufgeben. Die kämen zwar nicht mehr pünktlich zum Flugzeug, aber die liefern dann ja nach Hause hinterher.
Und siehe da. Die Koffer drehten sich gerade vor mir übers Band. Zoll dauerte 1 Minute. Aber dann....
Um die Ecke erwartet mich eine weitere Schlange. Anstatt wie sonst üblich die Koffer auf ein Band zu stellen, wurden vor dem Förderband ALLE Koffer auf Sprengstoff geprüft. Also Papierchen drumrumreiben, in den Analysator schieben, Test abwarten, erst dann gings weiter. Dauert ne Minute pro Koffer. Für die Hundertschaften der internationalen Passagiere gab es 2 Maschinen mit 2 Mitarbeitern. In Worten ZWEI! Die Leute tobten, so ziemlich alle (auch ich) verpasste damit Ihre Anschlussverflüge. 45 Minuten dauerte das Abenteuer "Kofferwiederabgeben".

Der nächste Flug nach Cinncinati ging erst ca. 2,5 Stunden später. Mittlerweile zeigte meine innere Uhr auf 22:00, war hundemüde.
Eine Etage höher, im Delta-Terminal in JFK ging ich zum Umbuchungsschalter. Zwei Ladies stellten dort neue Tickets aus. 45 Minunten Wartezeit. Als ich mein Problem vortrug, wurde ich darauf hingewiesen, dass ich automatisch auf einen Ersatzflug von New York LaGuardia (der andere New Yorker Flughafen) umgebucht worden war, mit dem ich meinen Anschlussflug in Cinncinati noch bekommen hätte. Sie pampig: Der wäre aber jetzt weg, da hätte ich schon direkt zum Flughafenshutte gehen müssen.

Angeblich hätten Delta-Mitarbeiter unten im Anreisebereich sein müssen, die dort vor Ort dispatchen und solche Änderungen vornehmen und mitteilen. Ich merkte, dass die Frau keine Ahnung hatte, was in der Etage unter ihr gerade vorging....
Selbst hätte es diese Mitarbeiter da unten gegeben, wären sie vom Mob gelyncht worden.

Nach Lansing gings an diesem Abend nicht mehr, höchstens nach Cinncinatti. Einen Hotelgutschein wurde mir verwehrt, da die Verzögerung durch die EInreisebehöre entstanden sei und nicht durch Delta. Mein Argument, dass mit 60 Minunten Transferzeit abzüglich 15 Minunten Laufzeit und 45 Gepäckwiederaufgabe nur 0,0 Minunten für Einwanderungsbehörde und Zoll blieben, wollte sie nicht gelten lassen. Diskutieren war zwecklos. Wie immer. (Hilfloser Blick in den Computer: "Da kann ich nichts machen, es steht im System so drin").

Wollte Emailen und Hotels checken, wozu hat man nen Lappie... WLAN ist im JFK nicht kostenlos und niemand konnte mir sagen, wo man einen Zugang kauft. Alternativ hatte ich schon mehrere Münzgespräche führen wollen, jedesmal ohne Verbindung. Geld trotzdem weg.
Ich hing dann noch bis 7:30 pm Ortszeit (1:30 nachts) rum und konnte wenigstens einen Reisescheck einlösen um ein bisschen Bargeld zu haben (...Taxi usw.). Angerufen hab ich letztendlich mit meinem deutschen Handy. War überrascht, dass es ging.

Boarding war pünktlich, alle saßen in diesen kleinem Miniflugzeug. 30 Minunten Verspätung dann, weil zwei Plätze überbucht waren und noch ausgewürfelt werden muss, wer die Arschkarte kriegt. Weitere 30 Minunten, weil wir dank der verpeilten Tankcrew zuviel Kerosin hatten und kein Fahrzeug kam, um abzutanken. Ne Stunde später gings los. Aber noch nicht in die Luft. Wir verbrachten nämlich noch eine weitere Stunden auf dem Rollfeld bis zur Startfreigabe. 2 Stunden angeschnallt sitzen. Pinkeln gehen verboten.

Im Flugzeug lernte ich dann ne deutsche Familie und ein Mädel aus Berlin kennen, die auf der gleichen Verbindung von Berlin nach Cinncinati reisten und wie ich diesen Flug verpasst hatten. Der deutschen Familie wurde (am gleichen Schalter wo ich auch war!) gesagt, wir bekämen Hotelgutschein dann vor Ort. Die Berlinerin erzählte, wir würden vom Flughafen abgeholt werden. Was auch immer...

Ankunft 11:30p (halb 6 früh) in Cinncinati. Gelangweilte, feierabendgierige Bedienstete lotsten uns mit Bus und Laufband die Kilometer vom Außenterminal zum "richtigen" Termial. Dort war natürlich tote Hose. Nix mehr offen. Aber der Delta Airline Gepäckschalter war noch offen.
Wir hin und Anliegen vorgesprochen. Die deutsche Familie war abhangen gekommen. Auskunft am Schalter.... "nix zu machen"... Direkt am Flugzeug hätte es einen Gate-Agent gegeben, der Hotel angeboten hätte. Jetzt, 15 Minunten später nach 1 Kilometer Fußmarsch weit weg, war da niemand mehr zu erreichen. Und hin kommt man natürich auch nicht mehr.

Ich bitte darum, diesen Gate-Agent erneut anzurufen. Sie tut es genervt. Kurze Zeit später ist sie, der "Agent" zufällig am Schalter. GLeiche Auskunft: Hotels gibts nicht gratis, nur den Standarddeal, also 50 Dollar die Nacht/Zimmer und das wäre schon ein Zugeständnis. Das oder nix.
Ich bohre weiter, weise darauf hin, dass ich für diesen sauteuren Flug wenigstens ne Übernachtung erwarte, wenn es Delta versaubeutelt.
Sie: Der Flug war laut System wegen "Wetter" verspätet.
Ich: Unsinn, Wetter war überall gut. Gepäckaufgabe war überlastet.
Sie: Ich diskutiere mit ihnen nicht rum. 50 Dollar oder sie zahlen alles!
(Das Deja-vue: Disktieren zwecklos)

Wir lassen uns breitschlagen, bevor sie uns rauswirft. Aus Kostengründen lässt sich die Berlinerin und ich einen Voucher für ein Zimmer mit 2 Betten ausstellen. Das macht dann nur 25$ pro Person, dafür verzichten wir gerne auf die Privatspähre.

Das Hotel hat nen Flughafenshuttle, den sie für uns ruft, wir bräuchten dann nur draußen warten. Dort läuft uns die deutsche Familie übern Weg. Sie hat einen Delta-Gutschein für das gleiche Hotel wie wir. OHNE Eigenanteil. Sie hatten tatsächlich direkt nach dem Ausstieg (auf dem dunklen Rollfeld) jemanden angesprochen und sind dann durch Zufall an jenen Gate-Agent gelangt, der ohne Kommentar den Gutschein austellte, der bis auf einen kleinen Code-Unterschied mit unserem identisch war.

Beim Check-In im Hotel ließen wir die deutsche Familie vor. Da wir uns die ganze Zeit unterhielten (auf deutsch) entstand der Eindruck, dass wir wohl zusammengehörten. Als wir an der Reihe waren, reichte ich nur den Gutschein rüber uns sagte "Same for us". Und siehe da. 30 Sekunden hatten wir die schlüssel. OHNE Rechnung.
Mich hätte jetzt echt mal brennend interessiert ob jetzt der Typ an der Rezeption das verpeilt hat oder die Delta-Gepäck-Lady beim Ausstellen. Aber Nachfragen hab ich mir natürlich verkniffen. Jedenfalls binich nach 24,5 h Wachzeit endlich ins Bett gekommen. Tat echt gut!

Als Fazit bleibt:
- Nie wieder JFK als EInreiseflughafen
- Delta ist noch verpeilter als United
- Zahnbürste, Deo und Wechselschlüppi haben sich gelohnt
- Glaub keiner Angestellten was sie sagt, denn sie hat keine Ahnung! Frag 15 Leute und du bekommst 15 falsche Antworten.
- Ich find es toll, wenn man die Leute mir ihren eigenen Waffen schlagen kann. Einfach dumm kommen und es immer wieder neu versuchen :)

Ich hab übrigens schön ausgeschlafen. Meine Zimmergenossin war am morgen dann schon weg. Der Rezeptionist guckte kritisch beim Auschecken, da ich weder mit meiner Reisebekanntschaft auscheckte, die Zimmernummer auswendig konnte noch ihren Nachnamen wusste :)

Das Shuttle war fix am Flughafen. Check-Inn dauerte 10 Minunten. An der Sicherheitsschleuse nahmen sie mich komplett auseinander und untersuchten meine Trompete auf Sprengstoff :) Und die hatte so einen ganz neuen "Puffer". Das ist so ein magisches "Tor", wo du mit Luft abgpustet wirst, welche dann auf Sprengstoff untersucht wird. 10 Minunten später war ich im Außenterminal und hatte noch relaxte 50 Minunten bis zum Boarding. Die 40 Personen-Maschine hob pünktlich ab und ich war zum ersten Mal seit langer Zeit pünktlich auch da. Entgegen meiner Erwartung hatte sogar mein Gepäck die komplizierte Verzögerungs- und Umleitungstaktik überstanden und war in der gleichen Maschine wie ich mitgekommen. Logistische Meisterleisung!

Reisezeit Dresden-Lansing mit Delta Airlines: 34,5 Stunden

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