Tägliches

Freitag, 2. November 2007

Elementarmathematik: Auflösung

Die Idee zu dieser trivialen Aufgabe kam mir, als wir (3 angehende Ingenieure) von unserer Marketingfrau gebeten wurden, den Ladebereich des Gebäudes auszumessen, welcher für einen Empfang zu einer Veranstaltung eingerichtet werden soll. Stift, Zettel und ein Maßband waren gefunden und es wurde lustig drauf losgemessen. Einige Maße hatten wir nicht, die wir durch Substraktion der bekannten Längen gegenüberliegender WÄnde ermitteln wollten. Und da ging der Spaß los. Nach dreimaligen Nachrechnen gaben wir befriedigt das Blatt ab, was postwendend zurückkam. Es war ein Fehler drin.

Schließlich sind in einem Fuß 12 Zoll. Klar wussten wir dass, aber damit rechnen ist irgenwie echt komisch.
Habe dann unsere Amerikaner vor Ort gefragt, wie sie komplexe Addition und SUbstration ausführen mit diesem System: Sie führen alles auf die kleinste vorhandene EInheit zurück, sodass das Ergebnis ganzzahlig wird. Anschließend wird wieder hochgerechnet.
Ist ja auch ganz einfach. Nochmal zum Mitpinseln....
Eine Meile hat 1760 Yard.
Ein Yard hat 3 Fuß.
Ein Fuß hat 12 Zoll.
Kleinere Einheiten von Zoll werden üblicherweise als 16tel oder 32tel-Bruchteile angegeben. Technisch auch üblich ist das Mikrozoll, auch ein Mil oder Thou genannt. Überraschenderweise ist das ein tausendstel Zoll.

Diese Einheiten, die wir als komisch bezeichnen, nennen die Amerikaner Standard-Units. Was für uns Standard ist, nennen die Amerikaner metrische Einheiten.

Falls es wirklich jemanden interessiert, ich hab folgendes raus: Minus 4 Yard, 1 Fuß, 2 Zoll, 67 Thou/Mil

Ich hab ja mal gehört, dass unser metrisches System darauf beruht, dass wir 10 Finger haben und es sich somit einfacher rechnen lässt. Hatten die Briten früher dann wirklich 12 Finger und 16 Zehen und haben das vielleicht nur weggezüchtet?

Die Lösung für Rätselnuss Nummer eins lautet übrigens FÜNF Stunden. Lansing befindet sich wie der Rest der USA (exklusive Indianerreservate in Arizone) noch in der Sommerzeit. WIr haben nämlich eine Woche länger Sommer. Ätsch. (Abgesehen von den Nachtfrösten....)

Mittwoch, 31. Oktober 2007

Es gibt kein Bier im Meijer IV

Was bisher geschah.... naja, wisst ihr ja.

Heute hab ich nen Beschwerdebrief aufgesetzt, den ich morgen ans Meijer Hauptquartier schicke. Online ging es nicht, das Internetformular würde gerade überarbeitet. Allerdings war das wieder so eine fiese Fehlermeldung die man erst erhält, nachdem man alles fein säuberlich ausgefüllt hat.
Nunja, ich wähle dann den Postweg. Hat den Vorteil dass die acht Praktikanten auch richtig echt unterschreiben konnten. Mal gucken ob was passiert und wir in Zukunft wieder Bier im Meijer einkaufen dürfen.
Es ist nicht so (wie bei Erziehungsberechtigten der Eindruck entstehen könnte), dass ich oder Markus hier täglich Bier kaufen (aber Cola auf Dauer ist ja ungesund). Es geht ja vielmehr ums Prinzip und dass dieser Manager nicht sonderlich nett mit uns umgegangen ist und willkürliche Regeln gegen uns durchsetzt.
(Ein bisschen geht es auch um ein Gutschein oder ein kleines Bierfässchen, was wir hoffen als Entschuldigung abstauben zu können. )

Wie immer: Updates folgen.

Markus kam gerade vom McDonalds zurück, wo er nach seinem Sport am Dienstag noch einen kleinen Gute-Nacht-Hamburger essen wollte. Logischerweise ist er über die Kreuzung gelaufen, da es ja schonmal Fußwege und Ampeln gibt. Obwohl "bis Mitternacht geöffnet" hatte das Restaurant geschlossen, nur der Drive-Through hatte noch offen. Und wollte Markus partout nicht ohne Auto bedienen. Die Bedienung versteckte sich hörig hinter irgendwelchen Anweisungen, deren Grund sie natürlich nicht kannte.
Ende der Story? Ja, Markus hat das Auto geholt und ist durch den Drive-Through gefahren.

Donnerstag, 25. Oktober 2007

Es gibt kein Bier im Meijer III

War heute bei der Campus-Polizei und habe ich mich Service-Schalter erkundigt. Die fünf gerade unbeschäftigt rumstehnden Polizisten und Innen waren sich einig, dass es das Gesetz nicht gibt, dass sich gestern Herr Meijerchef ausgedacht und als Landesgesetz ausgegeben hat.

Allerdings hat jeder lizensierter Alkoholverkäufer das Recht bei Zweifel über die Ausweisung des Kunden den Verkauf zu verweigern. Defacto erklärt er damit aber meinen Ausweis und Pass der
Bundesrepublik Deutschland als unecht.

Soll er nur... Fortsetzung folgt.

Es gibt übrigens noch mehr was man in Lansing darf, als nur Deutschen Bier zu verweigern. Ich sage nur drei Worte, den Rest des Entsetzens muss sich jeder selbst anschauen: youtube, lansing, nsm

Mittwoch, 24. Oktober 2007

Es gibt kein Bier im Meijer II

Ach, irgendwie gibts immer ne Fortsetzung :)

Heute hat es mich erwischt und so wie es aussieht endgültig. Meijer verkauft uns auf deutschen Ausweis oder Führerschein keinen Alkohol mehr. Das haben die zwar die letzten Jahre so gemacht, aber vor kurzen ist denen wohl eingefallen, dass es in MIchigan angeblich ein Gesetz gibt, dass man AUSSCHLIESSLICH mit einer vom State of MIchigan herausgegebenen Identifikation Alkohol erwerben darf.
Daran sieht man nämlich, dass es den Krümelkackern nicht um das legale Alter geht (21 oder noch nicht?) sondern um Prinzipienreiterei. Mir aber auch.
Deswegen habe ich mit dem Geschäftsleiter gesprochen, der mir zuerst unterstellte, ich es nicht jeden Tag neu probieren müsste. (Zu dumm, er hat mich wohl mit den 7 anderen, identisch aussehenden Deutschen verwechselt).
Außerdem bestätigte er mir, dass mit keinem anderen Dokument als der Michigan ID Alkohol gekauft werden dürfte.

Er impliziert damit, dass sich sämtliche anderen Geschäfte und Clubs in Lansing strafbar machen, wenn sie uns einlassen bzw. Bier verkaufen.
Er impliziert weiterhin, dass Besucher auch den anderen 49 Staaten der USA und den anderen wenigen Ländern auf dieser Welt mit ihrem Pass auch kein Alkohol in Michigan kaufen dürfen.

Das ganze klingt selbst für die konservative USA nach großen Humbug, weshalb ich mich da mal nach der Rechtsgrundlage infomieren werde. Updates folgen.

Die wirklich guten Sachen haben wir uns bisher nämlich im Big10 geholt, ein Schnappsladen in Campusnähe. Der Kollege dort war nämich in der Lage uns nach viel Bemühen Cachaca zu bestellen. Bei nem Schwätzchen fanden wir raus, dass der Alkoholimport in Michigan staatlich reguliert wird und das Angebot deshalb beschränkt ist. Das heisst, wenn Ramazotti nicht auf der Liste steht, gibts in Michigan kein Ramazotti zu kaufen. Punkt.

Dafür gibt es aber 5 Sorten Gin, sowie 20 aromatisierte Gins. 15 Sorten Wodka und 70 Sorten aromatisierten Wodka. 20 Sorten Wiskey, davon 18 Sorten in Kunststoffflaschen...
Man sieht, um die Trinkkultur in diesem Lande ist es nicht gut bestellt.

Samstag, 20. Oktober 2007

Ihr Tornado erreicht Sie in 14 Minunten

Gestern abend war das Wetter wieder etwas unruhig. Es begann mit der ersten Tornadowarnung die ich als solche gar nicht bemerkt habe, sondern nur, im Konzert sitzend, als Störgeräusch wahrgenommen habe. Die zweite Warnung war ne Stunden später, als ich gerade nach Hause fuhr. Auf dem Weg wollte ich noch Einkaufen, da hab ich auch noch nen Platz zum unterstellen.

Was war? Der Laden hatte die Türen zu. Die Kassierer guckten an den Fenstern nach draussen wie die Kunden kamen und an der Türe wieder umdrehten. Ich entschloss mich zum Warten, da ich noch Brot brauchte. Als ich versuchte durch die Scheibe Kontakt zu einem der Manager aufzunehmen, kam er schließlich und öffnete mir die Tür. Wegen der Warnung sei zu, ich könnte
nicht einkaufen. Ich könnte aber gerne reinkommen um Schutz zu suchen. "Wir sind alle hinten in der Schutzzone am Kühlregal (fensterlose Front), da sollte ich mich mit hinbegeben".

Ging also in den Laden und dachte dort kauern 50 Leute mit verschränkten Händen hinterm Kopf auf dem Boden und sagen am Handy ihren Liebsten, wie lieb sie sie haben.... Die Wahrheit war aber, dass natürlich alle weiter ihre Wägen durch den Laden schoben und beim Schutzsuchen eben weiter mal einkauften. Der Unterschied zum normalen Ladenbetrieb war eben nur der, dass man nicht in den Laden reinkommt, und dass die Kassen nicht offen sind.
Nun frage ich mich: Wie um alles in der Welt schützt mich das vor einem Tornado, wenn ich die Türen und Kassen schließe und sämtliche Mitarbeiter am Fenster gaffen lasse?

Als ich dann wieder bezahlen durfte, fuhr ich nach Hause. Mit Markus wollte ich dann noch eine brandaktuelle Folge South Park gucken, die jedoch jäh von einem eingespeistem Wetterwarnbild unterbrochen wurde. Warnung Nummer 3. Langsam wirds unglaubhaft ;)

Man solle die Radios einschalten und Kanal 11 gucken. Nach dem die restlichen 5 Minunten South Park vorbei waren (unter dem Geheul der Sirenen) schalteten wir dann mal auf Kanal 11.
Auf dem Kanal verblieben wir dann für weitere 1,5 Stunden und folgtem gespannt dem Live-Wetterprogram. (Es war das erste Mal Fernsehen ohne Werbung !)
Nicht dass das Radar an sich so spannende Bilder liefern würde, aber das Programm, die Technik und der MOderator war schon ein Erlebnis.
Wir verfolgten dann live (im Fernseher und Balkonfenster) wie eine neue Sturmfront hereinzog und knapp östlich an uns vorbeizog.

Wir wissen jetzt was ein tornadic system ist, nämlich ein Gebiet lokal hoher Scherwinde, die an Einstülpungen der eigentlichen Kaltfront auftreten. Die Systeme drehen sich mit 130km/h und mehr und haben potenzial jederzeit einen Schlauch zu produzieren.

Wir wissen, dass das Niederschlagsradar eine extrem hohe Auflösung hat und hier im 5 Minuten-Takt neue Bilder liefert.
Dass der Computer dahinter automatisch Geschindigkeit und Richtung bestimmt, dass die irgendwie eine Möglichkeit haben die Windgeschwindigkeiten straßengenau anzuzeigen.
Dass der Moderator mit seiner Maus die ganze Zeit auf dem Bildschirm hin und herfährt, zoomt, verschiebt, lokale Windunterschiede misst und sagen kann welches tornadic system sich gerade abschwächt und welches nicht.
Premium-Feature ist der Tornadofahrplan. Er klickt auf ein tornadic system, worauf der wahrscheinliche Korridor eingeblendet wird und anhand der Geschwindigkeit angezeigt wird, wann er sich in welchen markanten Punkten befinden wird. 11:01 Kreuzung US-127/I-96, 11:03 Meridian Mall, 11:04 Shady Acres Golfkurs, 11: 06 Zentrum von Popelstadt. Faszinierend!

Währenddessen telefoniert er mit den vielen Spottern, die Verrückten, die Versuchen bei regennasser Fahrbahn und Dunkelheit der sich mit 80km/h bewegenden Front mit dem Auto zu folgen um sagen zu können: Tochdown! Oder auch nicht.

Folgende Interview entstehen dann dabei: "Tom, ich stehe hier im Zentrum von Williamston. Es ist dunkel und der Regen hat aufgehört. Ich sehe keine Leute auf der Straße, einen Tornado habe ich nicht gesehen. Ich kann nicht beurteilen ob es Schäden gegeben hat, da es überall dunkel ist. Zurück ins Studio."

Für den richtigen Pep fehlt das Live-Bild... düfte doch technisch nicht so schwierig sein? Wenn die Leute schon da draussen durch den Regen fahren, sollten doch ein paar Bilder drinnen sein.

Später erfuhren wir dann noch von den Spottern, dass es kurz vor Williamston einen LKW von der Interstate gepustet hat, in Williamston der Strom ausgefallen ist und weiter nördlich das tornadic system zu einem vollwertigen Tornado geworden ist, der sich ein ganzes Weilchen durchs Land gewälzt hat. Irgendwann kam dann auch Warnung Nummer 4, Mitternacht war dann aber Ruhe und alle Fronten waren durch.

Dafür dass unsere Fenster so schon kaum halten und wir unter dem Dach wohnen, und das Haus nach Westen vollständig exponiert ist befindet sich unser Schutzzone definitiv NICHT in unserem Apartement. Aber was sollen wir im Keller? Dort riechts eklig, kein Mensch geht dahin und Fernsehen haben wir auch nicht. Also was sollen wir dort?
Aber mal ehrlich. Wäre wir in der Zugbahn gewesen, dann hätt ich auch nicht mehr am Balkonfenster gestanden...

Jedenfalls will ich nochmal festhalten, dass ich in 14 Monaten in Kansas ("Tornadoalley") eine einzelne Warnung erlebt habe für das Gebiet, in dem ich mich aufhalte, und die haben wir wegen Stromausfall auch noch alle verpasst. Michigan hatte da bisher mehr zu bieten.

Heute früh war ich übrigens (beinahe) in Williamston, dort steht nämlich eine Schlosserei, von der ich mir ein Angebot einholen wollte.
Auf dem Weg dahin sah ich tatsächlich den umgekippten (leeren) LKW, der da noch lag. Und zwar auf dem Mittelstreifen, 10 Meter von der Fahrbahn entfernt. Nur umgekippt war der definitiv nicht. Auch die zahlreichen umgeknickten Bäume in der 100 Meter Schneise zeugten davon. In den Ort rein kam ich nicht. Dienstbeflissene Polizisten hatten den Ort komplett abgesperrt, nur Anwohner kamen rein.
Ich fand die Maßnahmen etwas überzogen, muss aber gestehen, dass ich die Situation unterschätzt hatte. Laut Lansing State Journal gab es dort dann doch schon einen Tornado, darauf hatten sich die Wetterexperten dann am nächsten Morgen anhand der Schadensspuren geeinigt. Bäume entwurzelt, Häuser schwer Beschädigt, Straßen durch Stromleitungen blockiert.
Den Strom hatten sie bis 10 Uhr morgens immer noch nicht hingekriegt, (die müssen ja immer wieder so viele Masten hinstellen).
Es gab auch zwei Tote, ein Ehepaar, deren Trailerhome es zerlegt hatte, in dem sie die erste Nacht übernachteten.

Es ist aber schon makaber, wenn die Technik befähigt ein solches System minuntengenau auf 1000m zu lokalisieren, aber trotzdem Menschen sterben.

Es gibt kein Bier im Meijers

Die Kollegen haben heute im Meijer, unserem Allesladen kein Bier kaufen dürfen. Weder Passkopie, deutscher Personalausweis, Kreditkarten, Bankkarten, MSU-Studentenausweis noch der deutsche Führerschein konnte den Kassier (+und Supervisor) überzeugen, dass es sich um echte Dokumente handelt, die man sich nicht mit dem Farblaserdrucker erstellt hat.

Natürlich wäre die Reglung schon immer so, nur Michigan-Führerschein oder Pass würden akzeptiert. Das widerspricht sich geringfügig mit der Erfahrung, dass seit vielen Generationen Austauschpraktikanten hier im Meijer Bier kaufen, die ich übrigens auch persönlicher Erfahrung untermauern kann :)

Was hätten die Jungs machen sollen? Wieder in den Laden rein, Bier holen und ne offene Kasse 10 Reihen weiter nehmen. Hätte sicherlich funktioniert. Nur doof dass die Meijer-Kassierer nur circa 10 Artikel pro Minute schaffen und sich deshalb Kassierzeiten von 5 Minunten pro Kunden ergeben. Mein persönlicher Warterekord waren 15 Minunten plus 5 Minunten Kassieren.
Da hat man dann doch keine Lust mehr auf Bier.

Dienstag, 16. Oktober 2007

Spätherbst in 3 Tagen

Kaum schreib ich ein paar Tage nicht, bekomme ich Beschwerden. Nunja, ich nehme es als Kompliment :)
Was war los? Parties, Konzerte nach Feierabend. Außerdem war ja Wochenende und die waren bisher noch nicht zum Erholen oder Rumhängen da.

Bis auf letzten Sonntag. Ich habe lange überlegt ob ich es den mit meinem Gewissen vereinbaren kann, euch zu erzählen, dass Sonntag vor einer Woche, Anfang Oktober, noch bei 30 Grad (ja, Celcius...) wieder am Lake Michigan lag am Sandstrand lag. Wie die milde Brise mir ums Gesicht wehte und die Sonnenstrahlen an meiner Spätsommerbräune arbeiteten. Wie wir an einem einsamen Strand kalte Cola und Snickers-Riegel aus der Kühlbox holten, Frisbee spielten, draußen im Lake Michigan schwammen und hinterher Sandburgen bauten.
Aber ja, ich kann es mit meinem Gewissen vereinbaren.

Zum Trost sei erwähnt, dass Mitte der Woche der Spätherbst hereinbrach. Die einsetztende Laubfärbung wurde von Morgenneben und nahezu Nachtfrösten wirkungsvoll unterstützt. Bei 8 Grad Höchsttemperatur habe ich sogar die ersten beiden völlig verregneten Tage hier in Michigan seit 10 Wochen erlebt.

Leider fiel diesem kühlen Wetter meine Wochenendplanung zum Opfer. Vorgesehen war meinerseits ein 2 Tagesausflug nach Ohio mit dem Hauptziel Cedar Point. Das ist der meiste, beste und vielste Achterbahnpark wo gibt. 17 Achterbahnen, bis 100 Meter hoch, 140kmh Geschwindigkeit und ach was weiss ich für Superlative. Auf jeden Fall will ich dahin. Ich muss dahin!
Da dieser Park im Sommer völlig überlaufen ist, war der Samstag optimal. Feucht, ohne Regen, kalt. Ist zumal das vorletzte geöffnete Wochenende gewesen. Es gab doch aber tatsächlich niemanden meiner sieben Mitstreiter, die zu motivieren waren. Die letzten beiden Weggefährten erklärten mir Freitag Spätabend dass wenn es so kalt ist, und wenn die Karten so teuer, was dann wäre wenn es regnet, und so schnelle Sachen mögen sie nicht so.... Weicheier
Ich ertränkte mir den Abendfrust mit einem leckerem Caipi (desse Hauptrohstoff ich mir extra bestellen musste, da hier kein Mensch Cachaca kennt und trinkt, dabei sie die Limetten und der Zucker sehr billig ;) und einer Folge Stromberg. Übrigens ist der hochpreisig verkaufte Pitu in Europa Abwaschwasser dagegen, was man hier für wenig Geld bekommt. Mhh.. lecker

Der Samstag endete nach Pancakefrühstück und einem sehr schönem Herbstspaziergang (die meisten waren aber doch Shoppen) unerwartet mit einem Gelange in der 4er WG. Alle Praktikanten waren da, zwei deutsche AuPairs inklusive. Der ursprüngliche Plan auf eine Party zu gehen scheiterte an der allgemeinen Trägheit sowie der Tatsache, dass niemand von einer Party wusste, auf der man sich (wie immer unverschämterweise) einschleusen konnte. Stattdessen wurde die Flasche Cachaca wirkungsvoll dem Allgemeinbefinden geopfert. Folgende Spiele enthielten Sätze wie Hummelpummel eins mit vier Hummeln ruft Hummelpummel acht mit zwei Hummeln oder auch Der Scheitschleißer Weise schleißt wohgeschlissene Schleißenscheite. Noch Fragen?
In allem ein sehr gelungener Abend, da man mit den Leuten hier wirklich viel Spass haben kann.

Mittwoch, 10. Oktober 2007

Anspruch und Wirklichkeit - Teil 2

Dovers Crossing ist eine Sozialwohnanlage am Südostrand von Lansing, unweit vom Autobahnkreuz US127/I-96. Für 700 Dollar erhält man eine 3-Raumwohnung (Wohnküche + 2 Zimmer) in dreigeschossigen Holzrahmenhäusern mit Gipskartonwänden und Flachdach. Ein Alteingesessener erzählte mir, dass die Häuser schon seit über 50 Jahren hier stehen und damit der Lebenserwartung eines amerikanischen Hauses doch schon sehr nahe kommt. Kürzlich wurden erst die Balkonabstützungen getauscht. Wer mit mehr als 6 Leuten auf den Balkon geht tut es auf eigene Gefahr.

Der allgemeine Zustand der Häuser ist ziemlich desolat. Steckdosen hängen aus der Wand, Wasserschläuche werden durch Löcher in der Wand geführt, in den FLuren fehlen Lampen, sämtliche Zimmerdecken in der obersten Etage (auch wir) haben Wasserflecken aus früheren Zeiten. Die Haustür wird nie abgeschlossen. Die Wohnungstüren bestehen aus Pressspan und schließen so mit +/-5mm Toleranz ab. Da mit der Faust durchzuschlagen würde sich allerdings nicht lohnen, da die Schlösser aus Blech beim Hingucken vor Schreck aufgehen. Zumal alle Türen Dreknäufe haben. Innen und Außen. Da mit 7 vollen Einkaufstüten schnell mal mit Ellenbogen Tür aufmachen geht nicht. Ich weiß nicht, warum die Drehknäufe hier überall so in sind.

Als ich mich schon mal eher im Blog über die einfachverglasten Fenster beschwert hatte, war ich voreilig. Sie sind doppel verglast. Man merkt es daran, dass die Scheiben beim aufschieben klappern, wenn die verbogenen Alurahmen sich in der Schiene festfressen, und auch daran, dass sich morgentlich Kondensat zwischen den Scheiben bildet, abgesehen von den vielen Fliegen, die dort ihr Grab gefunden haben. Vermutlich kann man die Fenster nur schieben, weil die Rahmen aus der Wand fallen würden, wenn man ein Fenster dranhängen würde.
Ein echter Bonus ergibt sich jedoch aus diesen schäbigen Klapperdingern: Auch wenn die Dinger noch so dreckig sind, man kommt nicht in Versuchung sie zu putzen. Es geht nicht. Außen kommt man nicht dran, da permanentes Fliegengitter und Verdeckung beim Aufschieben, und dazwischen rein auch nicht.

Die Balkontür hat ebenfalls Funktionseinschränkungen geometrischer Art. Die Tür ist rechteckig, der Rahmen trapezförmig. Entweder ich krieg sie unten oder an der Seite dicht. Man kann nicht alles haben.
Bisher störte das alles nicht, es war ja Sommer. Anfangs hatte ich auch das Bedürfnis bei Abwesenheit die Balkontüre zu verschließen. Ich dachte mir dann aber, dass es dieser popelige verbogene Alu-Stift, der sozusagen das Schloss an der vollverglasten Scheibe darstellte, es nicht Wert ist, dass man mit viel Kraft die Türe auf die Ecke stellt.
Sorgen macht mir der kommende, angeblich so bitterharsche Michigan-Winter. Wenn es bei -20 Grad durch die Balkontüre rein und durch die WOhnungstüre wieder herauszieht, wird es ungemütlich. Als Heizung stehen Elektroheizkörper zur Verfügung, die zentral über ein Thermostat gesteuert werden. Darin ist eine Quecksilberlibelle, die über eine Bimetall-Sprialfeder (Der eigentliche Regler ist eine Vorspannfeder zum Bimetall) gekippt wird. Bei entsprechender Temperatur kippt das Quecksilber an die eine Wand der Libelle und schließt einen Stromkreis. EIn schönes antiques Korisoum, von dem es auch mal Bilder geben wird.

Einige Wohnungen werden hier ganz preiswert an Sozialfälle vermietet, das ist so eine Abmachung mit der Stadt. Hab manchmal aber das Gefühl, da hier stattdessen einige Wohnungen an rechtschaffende Menschen vermietet werden. Mit unserem Nachbarn Jake haben wir allerdings keinen Ärger. Er ist so ein Typ, den man hier auf Court-TV sehen würde. Verschiedene Kinder von verschiedenen Frauen. Ständig jemand anderes da. Zum Glück ist er kein Alkoholiker, sondern Kiffer. Macht also keinen Lärm und er grüßt sogar, wenn er high ist. Seine Kids hängen oft im Treppenraus rum und erschrecken mich, wenn ich durch die Türe gehe. Vermutlich sind sie auch diejenigen, die es schaffen verschiedensten Müll, Tüten und Soßen regelmäßig auf dem komplett mit Teppich versehenen Flur zu verteilen, kurz nachdem die Reinigung durch ist.
Mmmmmh.. das gibt jede WOche ein anderes Aroma. Die Flure sind jeweils durch selbstschließende, brandbeschleunigende Holztüren nahzu zugdicht abgetrennt. Fenster gibt es zwar, aber keine Flügel zum Öffnen. Zusammen mit der nachmittaglich einfallenden Sonne ergibt sich da tagtäglich ein neuer warmer, stickiger Siff...

Letzte Woche fanden wir sogar einen Zettel unter der Tür durchgeschoben: You will die. Wie nett! Die Schrift war so krakelig, dass ich auf Kinder oder Analphabeten schließe. Die Chance steht in diesem Haus 50:50. Ich hoffe, es waren die Gören von nebenan.

Teil 3 gibts später.

Samstag, 6. Oktober 2007

I'm gonna send you a signal

Heute morgen, mitten in einer familären Skype-Konversation war mein Internet tot. Dachte erst, es liegt am WLAN-Router. Fehlanzeige. Das Kabelmodem blinkte hilftlos umher und die wichtigste LED, die online-LED war nicht an. Verdammt, die Leitung ist schon wieder tot.

Ein kurzer Check am Fernseher sagte mir, dass die physikalische Verbindung noch da war. (Ich glaube ich hatte nicht erwähnt, dass der Comcast-Mechaniker wie auch vor 6 Monaten auch das Kabelfernsehen wieder aktiviert hatte. Also schnorren wir wieder für 40 Dollar im Monat Kabelfernsehen und werden dafür von den anderen sehr beneidet. Offenbar geht es technisch nicht zu realisieren, dass Fernsehen und Internet getrennt eingespeist werden, was ja zumindest für den Kabelanbieter von finanziellem Interesse sein müsste.
Zumindest weiß ich, dass wenn der Vermieter mal wieder routinemäßig die Kabelleitungen kappt, mein Internet mit 100%iger Wahrscheinlichkeit wieder ausgeht.)

Auf Arbeit dann klickte ich mich durch die Comcast-Website auf der Suche nach Statusanzeige für Netzwerkprobleme. Fehlanzeige. Stattdessen: 1-800-COMCAST. It's not complex, it's Comcast!
Es gibt aber auch noch den Service-Chat. Fand ich nett, spart mir eine mühsame Konversation mit Mexikaner oder Asiaten, die gerade Englisch lernen. Und es spart mit 30 Minunten Warteschleife.
Jedenfalls war ich ziemlich schnell dran und die Mitarbeiter machte das, was JEDESMAL gemacht wird, wenn es irgendein Problem gibt. Sie piepst über den Comcast-Server mein Kabelmodem zu Hause an und sagt mir, dass ich nun better performace habe.
Dem Kunden gibt es ein gutes Gefühl und sie hat ihre Ruhe. Wie genau dieser Zauberpieps funktioniert ist mir rätselhaft. Vielleicht ist das auch nur ein IT-Placebo für DAUs.
Heute abend gings jedenfalls wieder, obwohl das Modem sich angeblich letztmalig vor 3 Tagen neu eingewählt hat.

Ich will es aber auch gar nicht verstehen :)

Montag, 1. Oktober 2007

Juhu, Michigan ist (fast) pleite

Alles hat eine gute und eine schlechte Seite.
Zum positiven: Das Michigan State Capitol in Lansing Downtown ist ein imposantes Gebäude ähnlich dem Capitol in Washington und soll von innen sehr schön sein. Das Problem ist, dass es am Wochenende aus Geldgründen für Besucher geschlossen ist, da ja auch kein Politikbetrieb darin herscht. Mit anderen Worten, es wäre für uns unmöglich gewesen mal hineinzukommen.
Der Zufall wollte aber gerade, dass Michigan desaströse Schulden hat, keinen ausgeglichenen Haushalt und sich der Senat und das Repräsentantenhaus sowie die Gouvaneurin bisher noch keinen neuen Haushalt zustande bekommen haben. Also sprach Frau Gouvaneurin: Wenns bis Montag keinen gescheiten Haushalt gibt, erkläre ich Michigan bankrott.
Deswegen saßen die beiden Kammern jetzt Überstunden, und zwar das ganze Wochenende durch. Und da wenn Politik gemacht wird, bei einer ordentlichen Demokratie ja alles nachvollziehbar sein soll, war das Capitol offen, als wir gerade nichtsahnend mit den 3 neuen Praktikanten eine kleine Stadttour machen wollten.

Die Chefin für den Gästeservice im Capitol kam uns am Vorplatz entgegen und rief uns (als Touristen erkennend) zu, dass wir doch unbedingt reingehen sollten, da heute ausnahmsweise offen sei.
Auf eine Nachfrage von mir kam bei ihr die Gästeführerin durch und gab uns, obwohl auf dem Nachhauseweg, eine 15-minütige Einweisung ins Capitol, Michigans Haushaltsgeschichte und den aktuellen Vorgängen in der Politik.

Besonders letztes war durchaus interessant, was aber hier in der Öffentlichkeit kaum Beachtung findet. Zumindest war das in meinen letzten 8 Wochen nicht einmal Thema. Beim Durchzappen ist mir aufgefallen, dass an jenem Samstag gestern zwar auf 8 Kanälen Football lief, aber die so bedrohliche Finanzkrise ist mir nicht bewusst geworden.
Es schimpfen alle, dass alle Politiker doof sind und am liebsten, so meinte sie, möchte jeder die Politiker bestrafen. Das Problem sei aber das Gesetz, dass die Abgeordneten nur eine gewisse Amtszeit dienen dürfen, die sich so auf 6..8 Jahre beschränkt. Momentan seien die Politiker alle sehr jung und unerfahren und haben deswegen den Haushalt total versemmelt, zumal noch so populäre Maßnahmen wir EInkommenssteuersenkung durchgesetzt wurden. Wenn man weiß, dass den Laden sowie nur ein paar Jahre schmeißt, fallen solche Maßnahmen ja auch nicht schwer.
Jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen.

Drinnen wars sehr imposant, wir waren auch in den beiden Kammern, nur dass jedesmal gerade Pause war. Kein Wunder dass die nicht vorankommen ;) Alles sah ein bisschen nach LAN-Party für Erwachsene aus. Pizzaschachteln und Kissen. Die haben wohl geahnt, dass das lange Nächte werden.

Momentan (noch 25 Minunten bis Mitternacht) stehts auf der Kippe. Ich verfolge gerade die Breaking News auf der Website des Lansing State Journals. Von einem Notbudget ist die Rede, welches für 30 Tage gelten soll. Und vom Anheben der Einkommenssteuer von 3,9% auf riesige 4,35% .
Außerdem soll die Mehrwertsteuer von 6% auf zahlreiche Dienstleistungen ausgedehnt werden, die bisher nicht betroffen waren wir Taxi, Beratungen, Handwerkerleistungen usw.
Die Republiker finden diese Vorschläge natürlich unerhört. Mal schauen was sie hinkriegen.

Auf jeden Fall wirds morgen wohl etwas chaotisch, da vielen Mitarbeitern heute Mittag gesagt wurde, dass morgen erstmal Zig ist und selbst im Falle eines Notbudgets die Mitarbeiter nicht mehr erreicht werden können.
Alle Dienstleistungen des Staates werden bis auf höchst lebensnotwendige Dinge ausgesetzt. Führerscheinstelle, KfZ-Amt, Lotterie, Alkoholvertrieb und State Parks werden geschlossen. 1000 Camper mussten heute Abend die Zeltplätze räumen. Gefängnisse uns die State Police fahren nur noch mit Minimalbesetzung.
Betroffen wären 35000 von 55000 Mitarbeitern, die ab morgen vorerst arbeitslos wären.

Und, so erfuhren wir noch der schlauen Madam vom Capitol, keinem Staat gehts so dreckig wie Michigan. Die höchste Arbeitslosigkeit (7,4%), die höchsten Nebenkosten, teure Versicherungen, hohe Armutsrate, schlechte Straßen, Dauerumsatzflaute für Detroits Autoindustrie... und keiner scheint zu fragen, warum das so ist.
Aber um ehrlich zu sein: Das kriegt man nicht mit, solange es keinem erzählt wird. Das Leben läuft voran und so richtig dreckig gehts der Mehrheit nicht.

In Deutschland wird ja auch viel gejammert, wobei die Gründe da noch eher berechtigt sind, wenn Steuern und Arbeitslosigkeit zweistellig sind. Irgendwie bricht deswegen die Staatsregierung aber nicht ein.
Vielleicht ein vorsichtiger Pluspunkt für unsere Gesellschaft und Politik?

Update: Nix passiert. Kein neuer Haushalt. Govaneurin erklärt Michigan für bankrott.
Gute Nacht.

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