Donnerstag, 25. Oktober 2007

Es gibt kein Bier im Meijer III

War heute bei der Campus-Polizei und habe ich mich Service-Schalter erkundigt. Die fünf gerade unbeschäftigt rumstehnden Polizisten und Innen waren sich einig, dass es das Gesetz nicht gibt, dass sich gestern Herr Meijerchef ausgedacht und als Landesgesetz ausgegeben hat.

Allerdings hat jeder lizensierter Alkoholverkäufer das Recht bei Zweifel über die Ausweisung des Kunden den Verkauf zu verweigern. Defacto erklärt er damit aber meinen Ausweis und Pass der
Bundesrepublik Deutschland als unecht.

Soll er nur... Fortsetzung folgt.

Es gibt übrigens noch mehr was man in Lansing darf, als nur Deutschen Bier zu verweigern. Ich sage nur drei Worte, den Rest des Entsetzens muss sich jeder selbst anschauen: youtube, lansing, nsm

Mittwoch, 24. Oktober 2007

Die Bretter, die die Welt bedeuten

Gestern war Konzert, mit mir. Anzug geborgt, Gürtel zum Hose festhalten auch. Schuhe und Hemd gekauft. Wir, die Jazz Band II haben als Vorband zur Jazz Band I gespielt. War glaube ich brauchbar, trotz verschiedener Panikauslasser meinerseits. Achja, und ein hohes B ist irgendwann abgeschmiert. Aber für diese Tonhöhe bin ich ja eigentlich auch nicht zuständig.

Wirklich ein Genuss war dann die zweite Hälfte, ich saß nämlich auf der Empore und hörte der Elitegruppe zu. UNBESCHREIBLICH! Technisch, solistisch und vom Anspruch her einfach mal (unbeschreiblich). Da ist die BB vom HSK oder HfMK einfach mal ein Amateurverein.
Gut, die Trompeten und Saxen klingen an verschiedenen Stellen auch mal unsauber, dabei handelt es sich aber um eine um 2 Oktaven verschiedene Liga, als worüber wir in der TUBB reden.
Die Musik ist definitiv moderner. Die Kompositionen waren alle von Dizzy Gillespie, der hier immer nur "Dizzy" ist, sowie von einem seiner Mitstreiter. Mit G. Gershwin war auch die alte Garde vertreten, zeitgemäß jedoch im Bepop-Stil aufgearbeitet.

Angeblich wurde mitgeschnitten. Ich freu mich drauf!

Video mit mir

Meine Mitstreiter Jens und Markus haben bei einer ihrer letzten Einkaufsfahrten einen sehenswerten Clip produziert, den ich jetzt unverschämterweise mal verlinke. Einmal Appartement zur Bank, weiter zum Aldi, Meijer und wieder zurück. Gleiches steht mir auch einmal die Woche bevor.
Was man sieht sind vor allem gerade Straßen und viele Autos. Das wichtigst wäre damit ja auch schonmal abgedeckt :)

Außerdem bin ich auch auf dem Video zu sehen, und zwar vor dem Aldi. Nein, ich wurde nicht als Statist bezahlt, ich gehe da wirklich gerade zufällig vorbei.

Es gibt kein Bier im Meijer II

Ach, irgendwie gibts immer ne Fortsetzung :)

Heute hat es mich erwischt und so wie es aussieht endgültig. Meijer verkauft uns auf deutschen Ausweis oder Führerschein keinen Alkohol mehr. Das haben die zwar die letzten Jahre so gemacht, aber vor kurzen ist denen wohl eingefallen, dass es in MIchigan angeblich ein Gesetz gibt, dass man AUSSCHLIESSLICH mit einer vom State of MIchigan herausgegebenen Identifikation Alkohol erwerben darf.
Daran sieht man nämlich, dass es den Krümelkackern nicht um das legale Alter geht (21 oder noch nicht?) sondern um Prinzipienreiterei. Mir aber auch.
Deswegen habe ich mit dem Geschäftsleiter gesprochen, der mir zuerst unterstellte, ich es nicht jeden Tag neu probieren müsste. (Zu dumm, er hat mich wohl mit den 7 anderen, identisch aussehenden Deutschen verwechselt).
Außerdem bestätigte er mir, dass mit keinem anderen Dokument als der Michigan ID Alkohol gekauft werden dürfte.

Er impliziert damit, dass sich sämtliche anderen Geschäfte und Clubs in Lansing strafbar machen, wenn sie uns einlassen bzw. Bier verkaufen.
Er impliziert weiterhin, dass Besucher auch den anderen 49 Staaten der USA und den anderen wenigen Ländern auf dieser Welt mit ihrem Pass auch kein Alkohol in Michigan kaufen dürfen.

Das ganze klingt selbst für die konservative USA nach großen Humbug, weshalb ich mich da mal nach der Rechtsgrundlage infomieren werde. Updates folgen.

Die wirklich guten Sachen haben wir uns bisher nämlich im Big10 geholt, ein Schnappsladen in Campusnähe. Der Kollege dort war nämich in der Lage uns nach viel Bemühen Cachaca zu bestellen. Bei nem Schwätzchen fanden wir raus, dass der Alkoholimport in Michigan staatlich reguliert wird und das Angebot deshalb beschränkt ist. Das heisst, wenn Ramazotti nicht auf der Liste steht, gibts in Michigan kein Ramazotti zu kaufen. Punkt.

Dafür gibt es aber 5 Sorten Gin, sowie 20 aromatisierte Gins. 15 Sorten Wodka und 70 Sorten aromatisierten Wodka. 20 Sorten Wiskey, davon 18 Sorten in Kunststoffflaschen...
Man sieht, um die Trinkkultur in diesem Lande ist es nicht gut bestellt.

Montag, 22. Oktober 2007

Please wait

Gestern war ich mit Charlee, einer Kollegin im Cedar Point Freizeitpark in Ohio. Die anderen hatten keine Lust oder zuviel Angst ;) jedenfalls wollte keiner weiter mit.

Mit 17 Achterbahnen ist der Park Weltrekordhalter in der Kategorie Anzahl und beheimatet auch zahlreiche Achterbahnen, die in vielen Kategorien in den Top3 auf der Welt vertreten sind. Erste Liga also, ganz klar, dass ich da hinwollte. Es war die letzte Chance für diese Saison, das kommende Wochenende haben wir schon verplant. Geöffnet war von 12 bis 12. Anfahrt betrug laut Google Maps 3 Stunden, wir sind also kurz vor 9 losgefahren, schließlich wollten wir pünktlich da sein. Angeblich müsste man immer viel Anstehen, aber erstens war es ja Nachsaison, nicht sondernlich warm und oft wird ja auch übertrieben.
In Missouri im Worlds of Fun wird auch immer über Anstehen geredet, aber während der vier Mal, die ich schon dort war, war das in den schlimmsten Fällen mit 20...30 Minunten bei den großen Fahrgeschäften gegessen.

Wegen Baustellen und einem kurzen Frühstückstopp erreichten wir kurz vor 12 die Autobahnabfahrt. Rückstau. Charlie meinte, das sind bestimmt alles Freizeitpark-Besucher.
Nach 20 Minuten waren wir abgefahren und hatten die Mautstelle passiert. Auf einer 4-spurigenn Straße ging es Richtung Sandusky, ein kleiner Ort am Erie-See. Von dort geht ein Damm auf eine Insel, wo sich der Park befindet. In den Ort kamen wir aber nicht so schnell. Stau. Auf 2 Spuren ging es im Stop and Go in den Ort hinein, passierten viele Ampeln und einmündende Autobahnabfahrten. Irgendwie wurde der Verkehr immer dichter, im Ort musste man dann umständlich mehrere Kurven nehmen, bevor wir dann endlich auf den Damm kamen. Den Rückstau vom Parkplatzeingang hatten wir dann bald erreicht.

Zwei Stunden und 10 Meilen später waren wir dann endlich auf dem Parkplatz. Für 10 Dollar durften wir in Reihe 40 parken. Nach Fußgewaltmarsch über den Megaparkplatz kamen wir zum Eingang und stellten uns an die Ticketschlagen an. Halb drei waren wir drin. Eintritt 42 Dollar.

Nach kurzer Orientierung stellten wir uns auch gleich an einer Achterbahn an. Millenium Force, setzte 2000 den damals neuen Höhenrekord.
100 Meter hoch, 80° geneigte Abfahrt, Topspeed 150km/h. Wartezeit 2 Stunden.
Nach der anstrengenden Fahrt (oder wars doch das Anstehen?) hatten wir ordentlich Hunger. Hotdog 5 Dollar. Ein Toilettengang ist vor dem Anstellen auch empfehlenswert.

Weiter gings zu Mantins. Loopings, Schrauben, nur 50 Meter hoch und nur 100 kmh schnell. Dafür sitzt man nicht, man steht. Zu haben für nur anderhalb Stunden anstehen.

Es war bereits dunkel, als wir die zweite Fahrt beendeten. Als nächstes bekam der Top Thrill Dragster unsere Aufmerksamkeit. Eher Wahnsinnsmaschine als Achterbahn.
Mit hydraulischem Antrieb wird der Wagen auf einer langen Geraden in 3,8 Sekunden auf 192 kmh beschleunigt (1,4g), anschließend geht es eine Wand 120 Meter senkrecht nach oben (1,5 facher Falkenstein) , oben durchfährt man einen halben Looping, allerdings außen. Von 120 Metern Höhe geht es dann auch senkrecht wieder nach unten, wobei noch eine 270° Schraube durchfahren wird, bevor man wieder mit voller Kanne auf der Auslaufgeraden ankommt. Anstehzeit 2 Stunden, Fahrtzeit 17 Sekunden.

Beim Anstehen hat man viel Zeit zum Schwatzen und Nachdenken. Zum Beispiel auszurechnen, wieviele Leute in der Schlagen anstehen und wieviel Umsatz der Park pro Tag macht. Mit meiner Schlangenschätzung war ich verdammt gut, verglichen mit der Website. Immerhin hat man circa 2000 Mitwarter. Angesichts der vielen Fahrgeschäfte, der Schlagen an Hotdogstand, Eisstand, Theaters, Schiessbuden und Klos sollten mindestens 50.000 Besucher im Park sein. Mit Eintritt, Futtern, Parken, Souvenirs kommen da sicherlich mehrer Millionen Umsatz pro Tag zusammen... stattlich. Dabei sind die neuen tollen Achterbahnen schon für 25 Millionen zu haben. Wenn es dann wenigstens jeden Monat eine neue gäbe ;)
Es ist auch kein Zufall, dass man die Schlangen von außen nicht sehen kann. Diese sind meist sorgsam hinter der Bahn versteckt oder so angelegt, dass die erste, sichtbare Reihe höher ist als die 15 Reihen dahinter...

Nach 7 Stunden im Park und 3 Achterbahnen konnte es das ja noch nicht gewesen sein. Auf in die nächste Schlange. Wir schafften hinnerhalb von 2 Stunden bis halb 12 ganze drei weitere Achterbahnen, wobei eine der Mamba in Worlds of Fun sehr ähnlich war. Das ist dort die Hauptachterbahn, in Cedar Point läuft sie unter "weitere Achterbahnen", weshalb die Anstehzeiten unterhalb einer Stunden lagen.
Der Besucherstrom ebbte entgegen meiner Erwartung nur sehr langsam ab, auch die ganzen Kiddies waren bis Mitternacht noch mit am Start. Auch die zahlreichen Amerikaner, die in ihrem Hitzewahn den ganzen Tag nur mit T-Shirt im Park verbracht hatten und jetzt bei 13 Grad fürchterlich bibberten blieben eisern. Amerikaner kennen keine Kälte: Ist dir kalt, bis du zu dünn!

Kurz vor Mitternacht klappten uns schon fast die Augen zu. Aber schließlich waren wir zum Achterbahnfahren hier und schleppten uns deshalb nur zur Schlange des Maverick, der neusten Bahn im Park. Anstellzeit betrug hier knapp 2 Stunden.
Passend zur aktuellen Halloweendekoration schleppten sich die Besucher auch nur noch wie Zoombies durch die Gegend, wobei die Versuche unter Zuhilfenahme eines Edelstahlgeländers einzuschlafen meistens recht lustig endeten.
1:45 morgens fuhren wir im vorletzten Wagen des Tages unsere Runde. Und ja, auch diese Achterbahn war es jede Sekunde wert.
Beschleunigt wird mit Linearmotoren, sodass man doch tatsächlich den ersten Hügel hochkatapultiert wird, und die anschließende 95° (=-5°!) Abfahrt gleich doppelt Vergnügen bereiten. Spätestens dort waren wir auch wieder wach und konzentrierten uns auf geeignete Stellen zum Luftholen. Das war aber schwierig, da die Stecke unbeleuchtet war, man sich mit 100kmh bewegte und wegen der üppig verbauten Schrauben und Steilkurven meistens gerade nicht wusste, wie man sich jetzt relativ zum Erdboden befand.
Zu irgendeinem Zeitpunkt fährt man einen komplett dunklen Tunnel, wo man zum Halten kommt. Anschließend schießen einen die Linearmotoren mit Tempo 100 wieder aus dem Tunnel hinaus, worauf sich die zweite Hälfte anschließt.
Krank! Wer sich sowas ausdenkt. Krank, wer sich dafür 2 Stunden anstellt :)

Der Rückweg führte übrigens, trotz der frühen Uhrzeit (2:15), mit Stop-und-Go wieder über den Damm, durch die Stadt auf die Autobahn (3:00), wo sich der Verkehr erst verlor. Die drei Stunden Autofahrt anschließend waren hart, aber irgendwie hab ich mich mit Cola-Infusionen und lauter Musik wachgehalten.

Um 6 war ich dann im Bett... Was für ein Tag!

Samstag, 20. Oktober 2007

Ihr Tornado erreicht Sie in 14 Minunten

Gestern abend war das Wetter wieder etwas unruhig. Es begann mit der ersten Tornadowarnung die ich als solche gar nicht bemerkt habe, sondern nur, im Konzert sitzend, als Störgeräusch wahrgenommen habe. Die zweite Warnung war ne Stunden später, als ich gerade nach Hause fuhr. Auf dem Weg wollte ich noch Einkaufen, da hab ich auch noch nen Platz zum unterstellen.

Was war? Der Laden hatte die Türen zu. Die Kassierer guckten an den Fenstern nach draussen wie die Kunden kamen und an der Türe wieder umdrehten. Ich entschloss mich zum Warten, da ich noch Brot brauchte. Als ich versuchte durch die Scheibe Kontakt zu einem der Manager aufzunehmen, kam er schließlich und öffnete mir die Tür. Wegen der Warnung sei zu, ich könnte
nicht einkaufen. Ich könnte aber gerne reinkommen um Schutz zu suchen. "Wir sind alle hinten in der Schutzzone am Kühlregal (fensterlose Front), da sollte ich mich mit hinbegeben".

Ging also in den Laden und dachte dort kauern 50 Leute mit verschränkten Händen hinterm Kopf auf dem Boden und sagen am Handy ihren Liebsten, wie lieb sie sie haben.... Die Wahrheit war aber, dass natürlich alle weiter ihre Wägen durch den Laden schoben und beim Schutzsuchen eben weiter mal einkauften. Der Unterschied zum normalen Ladenbetrieb war eben nur der, dass man nicht in den Laden reinkommt, und dass die Kassen nicht offen sind.
Nun frage ich mich: Wie um alles in der Welt schützt mich das vor einem Tornado, wenn ich die Türen und Kassen schließe und sämtliche Mitarbeiter am Fenster gaffen lasse?

Als ich dann wieder bezahlen durfte, fuhr ich nach Hause. Mit Markus wollte ich dann noch eine brandaktuelle Folge South Park gucken, die jedoch jäh von einem eingespeistem Wetterwarnbild unterbrochen wurde. Warnung Nummer 3. Langsam wirds unglaubhaft ;)

Man solle die Radios einschalten und Kanal 11 gucken. Nach dem die restlichen 5 Minunten South Park vorbei waren (unter dem Geheul der Sirenen) schalteten wir dann mal auf Kanal 11.
Auf dem Kanal verblieben wir dann für weitere 1,5 Stunden und folgtem gespannt dem Live-Wetterprogram. (Es war das erste Mal Fernsehen ohne Werbung !)
Nicht dass das Radar an sich so spannende Bilder liefern würde, aber das Programm, die Technik und der MOderator war schon ein Erlebnis.
Wir verfolgten dann live (im Fernseher und Balkonfenster) wie eine neue Sturmfront hereinzog und knapp östlich an uns vorbeizog.

Wir wissen jetzt was ein tornadic system ist, nämlich ein Gebiet lokal hoher Scherwinde, die an Einstülpungen der eigentlichen Kaltfront auftreten. Die Systeme drehen sich mit 130km/h und mehr und haben potenzial jederzeit einen Schlauch zu produzieren.

Wir wissen, dass das Niederschlagsradar eine extrem hohe Auflösung hat und hier im 5 Minuten-Takt neue Bilder liefert.
Dass der Computer dahinter automatisch Geschindigkeit und Richtung bestimmt, dass die irgendwie eine Möglichkeit haben die Windgeschwindigkeiten straßengenau anzuzeigen.
Dass der Moderator mit seiner Maus die ganze Zeit auf dem Bildschirm hin und herfährt, zoomt, verschiebt, lokale Windunterschiede misst und sagen kann welches tornadic system sich gerade abschwächt und welches nicht.
Premium-Feature ist der Tornadofahrplan. Er klickt auf ein tornadic system, worauf der wahrscheinliche Korridor eingeblendet wird und anhand der Geschwindigkeit angezeigt wird, wann er sich in welchen markanten Punkten befinden wird. 11:01 Kreuzung US-127/I-96, 11:03 Meridian Mall, 11:04 Shady Acres Golfkurs, 11: 06 Zentrum von Popelstadt. Faszinierend!

Währenddessen telefoniert er mit den vielen Spottern, die Verrückten, die Versuchen bei regennasser Fahrbahn und Dunkelheit der sich mit 80km/h bewegenden Front mit dem Auto zu folgen um sagen zu können: Tochdown! Oder auch nicht.

Folgende Interview entstehen dann dabei: "Tom, ich stehe hier im Zentrum von Williamston. Es ist dunkel und der Regen hat aufgehört. Ich sehe keine Leute auf der Straße, einen Tornado habe ich nicht gesehen. Ich kann nicht beurteilen ob es Schäden gegeben hat, da es überall dunkel ist. Zurück ins Studio."

Für den richtigen Pep fehlt das Live-Bild... düfte doch technisch nicht so schwierig sein? Wenn die Leute schon da draussen durch den Regen fahren, sollten doch ein paar Bilder drinnen sein.

Später erfuhren wir dann noch von den Spottern, dass es kurz vor Williamston einen LKW von der Interstate gepustet hat, in Williamston der Strom ausgefallen ist und weiter nördlich das tornadic system zu einem vollwertigen Tornado geworden ist, der sich ein ganzes Weilchen durchs Land gewälzt hat. Irgendwann kam dann auch Warnung Nummer 4, Mitternacht war dann aber Ruhe und alle Fronten waren durch.

Dafür dass unsere Fenster so schon kaum halten und wir unter dem Dach wohnen, und das Haus nach Westen vollständig exponiert ist befindet sich unser Schutzzone definitiv NICHT in unserem Apartement. Aber was sollen wir im Keller? Dort riechts eklig, kein Mensch geht dahin und Fernsehen haben wir auch nicht. Also was sollen wir dort?
Aber mal ehrlich. Wäre wir in der Zugbahn gewesen, dann hätt ich auch nicht mehr am Balkonfenster gestanden...

Jedenfalls will ich nochmal festhalten, dass ich in 14 Monaten in Kansas ("Tornadoalley") eine einzelne Warnung erlebt habe für das Gebiet, in dem ich mich aufhalte, und die haben wir wegen Stromausfall auch noch alle verpasst. Michigan hatte da bisher mehr zu bieten.

Heute früh war ich übrigens (beinahe) in Williamston, dort steht nämlich eine Schlosserei, von der ich mir ein Angebot einholen wollte.
Auf dem Weg dahin sah ich tatsächlich den umgekippten (leeren) LKW, der da noch lag. Und zwar auf dem Mittelstreifen, 10 Meter von der Fahrbahn entfernt. Nur umgekippt war der definitiv nicht. Auch die zahlreichen umgeknickten Bäume in der 100 Meter Schneise zeugten davon. In den Ort rein kam ich nicht. Dienstbeflissene Polizisten hatten den Ort komplett abgesperrt, nur Anwohner kamen rein.
Ich fand die Maßnahmen etwas überzogen, muss aber gestehen, dass ich die Situation unterschätzt hatte. Laut Lansing State Journal gab es dort dann doch schon einen Tornado, darauf hatten sich die Wetterexperten dann am nächsten Morgen anhand der Schadensspuren geeinigt. Bäume entwurzelt, Häuser schwer Beschädigt, Straßen durch Stromleitungen blockiert.
Den Strom hatten sie bis 10 Uhr morgens immer noch nicht hingekriegt, (die müssen ja immer wieder so viele Masten hinstellen).
Es gab auch zwei Tote, ein Ehepaar, deren Trailerhome es zerlegt hatte, in dem sie die erste Nacht übernachteten.

Es ist aber schon makaber, wenn die Technik befähigt ein solches System minuntengenau auf 1000m zu lokalisieren, aber trotzdem Menschen sterben.

Es gibt kein Bier im Meijers

Die Kollegen haben heute im Meijer, unserem Allesladen kein Bier kaufen dürfen. Weder Passkopie, deutscher Personalausweis, Kreditkarten, Bankkarten, MSU-Studentenausweis noch der deutsche Führerschein konnte den Kassier (+und Supervisor) überzeugen, dass es sich um echte Dokumente handelt, die man sich nicht mit dem Farblaserdrucker erstellt hat.

Natürlich wäre die Reglung schon immer so, nur Michigan-Führerschein oder Pass würden akzeptiert. Das widerspricht sich geringfügig mit der Erfahrung, dass seit vielen Generationen Austauschpraktikanten hier im Meijer Bier kaufen, die ich übrigens auch persönlicher Erfahrung untermauern kann :)

Was hätten die Jungs machen sollen? Wieder in den Laden rein, Bier holen und ne offene Kasse 10 Reihen weiter nehmen. Hätte sicherlich funktioniert. Nur doof dass die Meijer-Kassierer nur circa 10 Artikel pro Minute schaffen und sich deshalb Kassierzeiten von 5 Minunten pro Kunden ergeben. Mein persönlicher Warterekord waren 15 Minunten plus 5 Minunten Kassieren.
Da hat man dann doch keine Lust mehr auf Bier.

Mittwoch, 17. Oktober 2007

Man sind die dick man

Ich hab hier schon wieder echten Stress. Montag ist das erste Konzert der Jazz Band, bis dahin muss ich bühnenfähige Kleidung aufgetrieben haben.
Gefordert ist schwarzer Anzug, weißes Hemd, Krawatte. Zum Glück hängt das alles im Schrank. In Dresden.
Aber Anzüge kann man ja auch mieten, Angebot und Nachfrage sind hier recht groß. In der High School wird mit der Promja für viel Geld die High Society geprobt, die die meisten im Leben später nie wieder sehen.

In einem solchen Laden war ich heute und habe mir zig Maße abnehmen lassen. Für 70 Dollar pro Tag kann ich einen Anzug mieten. Ich dachte erst, es handelt sich um die Anzahlung für die Geschäftsübernahme, nein, um den Mietpreis pro 24h. Rabatt für 3 Konzerte gibt es nicht.
Eine Begründung warum der Mietpreis 1/3 des Kaufpreises eines Anzuges beträgt, konnte mir die Frau nicht glaubhaft verständlich machen. Fest stünde jedoch, dass sie keine Anzüge in meiner Größe zum Verkauf hat, die müssten extra nachbestellt werden. Gauner!

Irgendwie hat auch keiner der Kollegen was passendes im Schrank. Nicht schwarz, zu groß, gestreift...

Weiter gings in die erste Mall. Läden über Läden, zum Glück hatte ich ein Ziel und wenig Zeit.

Der nächste Laden verleiht nur Smoking (Tuxedos). Kaufpreis für Anzüge nicht erschwinglich.

Der übernächste Laden hat 100 Meter Anzüge, 100 Meter Smoking, alle Preisklassen.
Dazwischen der versteckt der Superdeal: 2 Anzüge zum Preis von einem (150 Dollar). Die Auswahl ist in meiner Größe lausig, die Qualität sowieso, Material ist Polyestermischgewebe, und nur einen Anzug für 75 Dollar kriegt man erst recht nicht.
Was soll ich mit zwei schlechten Anzügen nach den Konzerten? Markus meinte für sowenig Schmott würde er den zweiten nehmen, so zum Spass. In seiner Größe, etwas schmaler als ich, gabs dann gar nichts mehr. Plan gescheitert. Vielleicht auch gut so.

Würde ja sogar Geld für was ordentliches investieren, ist an sich ja erschwinglich bei diesen Softdollarkursen. Nur hätte ich in dem Leben nach der Jazz Band gerne was anderes als dunkelschwarz.

Weiter zu JCPenny, dem C&A der USA. Wieder ein Superdeal: Smoking, komplett für 100 Dollar. Alles Wolle, passabel verarbeitet. Preiswerter als jeder Anzug.
Dumm nur: Ich brauch keinen Smoking, sondern Anzug. Meine perfekte Größe 38L gibt es gar nicht, soweit nach unten geht das Spektrum nicht. Das ist so als hätte ich nach ner XS gefragt. Aber die 40R sitzt auch gut. Die passende Hose, Hüftgröße 30 ist nicht auf Lager. Nirgends in Lansing, wo es JCPennys sehr oft gibt. Lieferung kommt "irgendwann".
Was mach ich mit nem Smoking-Oberteil (für 70) ohne Hose (30 Dollar?)

So dünn und groß wie ich sind hier keine Menschen. Das kurze Stöbern in den anderen preiswerten Anzügen blieb ergebnislos. Hosen mit Bundweite 30? Haha. Das war schon am Wochenende deprimierend, als ich mit Markus ein paar Outdoorläden in der Gegend abklapperten. Schicke Freizeitklamotten, North Face, Columbia und ähnliches, alles erschwingliche Preise. Meine Größe (hier S, in Deutschland M) gibts hier aber fast nirgends. Ich kann hier die tollen Klamotten nicht kaufen, wie frustrierend!

Dienstag, 16. Oktober 2007

Cotscast

So ähnlich hieß glaube ich mein Internetanbieter..
Hier die neusten Stories. Als ich den Vertrag von meinem Vorbewohner hatte auf mich umschreiben lassen (Mitte September), wurde uns klipp und klar gesagt, dass der im vorraus bezahlte Zeitraum abläuft (Ende September), bevor ich dann als neuer Kunde eigdie Rechnungen auf mich ausgestellt werden. Im Gegenzug hatte ich mit Fritjof vereinbart, dass ich seine Hälfte Strom für diesen Monat bezahlte.
Was passiert natürlich? Ich bekomme eine Rechnung ab Mitte des Monats und Fritjof per Post an die alte Adresse(!), 3 Wochen nach Abreise, einen Scheck für den ungenutzten Monatsrest.
Fest steht, dass dieser Scheck niemanden nützt. Ersten nicht dem eignetlichen Empfänger in Deutschland, zweitens nicht mir, ist ja personengebunden. Also hin zu Comcast, Problem vorgetragen. Stellt euch vor, es kommt jemand mit einem fremden Scheck zu euch und will euch klar machen, dass ihm das Geld zusteht. Aber probieren kostet nichts. Mildred will sich drum kümmern, erklärt mir aber, dass das immer so sei, wenn man ein Neukunde wird. Ich erkläre dass ich kein Neukunde sei, sondern wie vorgeschlagen den Vertrag übernommen habe. So stünde es bei ihr aber nicht im Computer.
Da war wohl wieder dieser Esstehtsoimsystemdakannichleiderüberhauptnichtsmachen-Geist involviert, der hier heimtückisch und regelmäßig IT-Systeme manipuliert. Meingott, und diese Nation nennt sich Weltmacht :)

Mildred bietet an mich zurückzurufen. Meine Telefonnummer hab ich im Auto, will sie schnell holen. Es ist 5 vor 5 Uhr, Ladenschluss 6 Uhr. Sonst! Heute wäre aber Meeting, unangekündigt, sie machen eher zu und ich käme nicht mehr rein. Ich drehe mich um und sehe, dass ein Sicherheits-Bimbo an der Tür steht und mir zugrinst.
Ich: Ich brauch doch nur 30 Sekunden, mein Auto steht direkt vor der Tür.
Sie: Er wird sie nicht mehr reinlassen.
Bimbo, Gespräch verfolgend, guckt wichtig.
Ich: Na dann sagen Sie ihm doch, dass er mich wieder reinlassen soll.
Sie: Das darf ich nicht.
Ich (von den Comcast Internstrukturen schockiert) zu Bimbo: Ich geh nur schnell mal was aus dem Auto holen.
Bimbo (das Spiel mit Spaß verfolgend): Ich kann sie nicht mehr reinlassen.
Ich (angepisst): Sie sehen doch, dass ich hier bereits bedient werde. Soll ich jetzt deswegen hier unverrichteter Dinge weggehen?
Bimbo (genüsslich): Ich kann sie nicht mehr hereinlassen, ich habe meine Anweisungen

Ich war so geschockt von dieser sinnlosen, arroganten Kundenabwehr von Dumm-Wie-Brot-Bimbo, dass es mir die Sprache verschlagen hat. An dieser Stelle sollte man eigentlich viel öfters die I want to talk to the manager right now Karte ausspielen.
Ein derartiges Gehabe wäre in Deutschland fast undenkbar, das Säbelrasseln deswegen meist auch arrogant und überheblich.
In dieser Kunden-ohne-Platinum-Karte-sind-der-letzte-Dreck-Gesellschaft werd ich es mir in Zukunft angewöhnen müssen.

Ich habe meine Nummer dann aufgeschrieben und dem Bimbo vor der Tür gegeben, der sie bei Mildred auf dem Platz legen sollte. Angerufen hat mich heute niemand.

Übrigens bricht meine Modemverbindung regelmäßig zusammen. Einfach so. Als Abhilfe bisher krabble ich dann unters Sofa, ziehe den Netzstecker des Modems, stöpsle wieder ein und hab dann ne 50:50 Wahrscheinlichkeit, dass es wieder verbindet. Der Sinn einer Kabellosverbindung wird damit etwas in Frage gestellt, aber ich hab keinen Bock auf Comcast-Mitarbeiter. So weit sind sie schon.

Ein letzte Story habe ich noch: Chase. Letzte Woche waren zwei der neuen in der Filiale und wollten Konto eröffnen, ging nicht. Man brächte angeblich 3 verschiedene IDs und ohne Anschriftennachweis und Sozialversicherungsnummer geht sowieso nichts. Ist natürlich Unfung, denn anders hab ich mein Konto auch nicht eröffnet. Jedenfalls mussten die beiden wieder abziehen. Heute war Olliver in der Filiale, wo eine Aushilfe einer anderen Filiale da war, aber eine mit Ahnung. Sie eröffnete das Konto in 15 Minunten (statt der üblichen 45...60), brauchte keine Nummern und tausend Ausweise und war sogar in der Lage zu erklären, wie das Online-Banking funktioniert.

Spätherbst in 3 Tagen

Kaum schreib ich ein paar Tage nicht, bekomme ich Beschwerden. Nunja, ich nehme es als Kompliment :)
Was war los? Parties, Konzerte nach Feierabend. Außerdem war ja Wochenende und die waren bisher noch nicht zum Erholen oder Rumhängen da.

Bis auf letzten Sonntag. Ich habe lange überlegt ob ich es den mit meinem Gewissen vereinbaren kann, euch zu erzählen, dass Sonntag vor einer Woche, Anfang Oktober, noch bei 30 Grad (ja, Celcius...) wieder am Lake Michigan lag am Sandstrand lag. Wie die milde Brise mir ums Gesicht wehte und die Sonnenstrahlen an meiner Spätsommerbräune arbeiteten. Wie wir an einem einsamen Strand kalte Cola und Snickers-Riegel aus der Kühlbox holten, Frisbee spielten, draußen im Lake Michigan schwammen und hinterher Sandburgen bauten.
Aber ja, ich kann es mit meinem Gewissen vereinbaren.

Zum Trost sei erwähnt, dass Mitte der Woche der Spätherbst hereinbrach. Die einsetztende Laubfärbung wurde von Morgenneben und nahezu Nachtfrösten wirkungsvoll unterstützt. Bei 8 Grad Höchsttemperatur habe ich sogar die ersten beiden völlig verregneten Tage hier in Michigan seit 10 Wochen erlebt.

Leider fiel diesem kühlen Wetter meine Wochenendplanung zum Opfer. Vorgesehen war meinerseits ein 2 Tagesausflug nach Ohio mit dem Hauptziel Cedar Point. Das ist der meiste, beste und vielste Achterbahnpark wo gibt. 17 Achterbahnen, bis 100 Meter hoch, 140kmh Geschwindigkeit und ach was weiss ich für Superlative. Auf jeden Fall will ich dahin. Ich muss dahin!
Da dieser Park im Sommer völlig überlaufen ist, war der Samstag optimal. Feucht, ohne Regen, kalt. Ist zumal das vorletzte geöffnete Wochenende gewesen. Es gab doch aber tatsächlich niemanden meiner sieben Mitstreiter, die zu motivieren waren. Die letzten beiden Weggefährten erklärten mir Freitag Spätabend dass wenn es so kalt ist, und wenn die Karten so teuer, was dann wäre wenn es regnet, und so schnelle Sachen mögen sie nicht so.... Weicheier
Ich ertränkte mir den Abendfrust mit einem leckerem Caipi (desse Hauptrohstoff ich mir extra bestellen musste, da hier kein Mensch Cachaca kennt und trinkt, dabei sie die Limetten und der Zucker sehr billig ;) und einer Folge Stromberg. Übrigens ist der hochpreisig verkaufte Pitu in Europa Abwaschwasser dagegen, was man hier für wenig Geld bekommt. Mhh.. lecker

Der Samstag endete nach Pancakefrühstück und einem sehr schönem Herbstspaziergang (die meisten waren aber doch Shoppen) unerwartet mit einem Gelange in der 4er WG. Alle Praktikanten waren da, zwei deutsche AuPairs inklusive. Der ursprüngliche Plan auf eine Party zu gehen scheiterte an der allgemeinen Trägheit sowie der Tatsache, dass niemand von einer Party wusste, auf der man sich (wie immer unverschämterweise) einschleusen konnte. Stattdessen wurde die Flasche Cachaca wirkungsvoll dem Allgemeinbefinden geopfert. Folgende Spiele enthielten Sätze wie Hummelpummel eins mit vier Hummeln ruft Hummelpummel acht mit zwei Hummeln oder auch Der Scheitschleißer Weise schleißt wohgeschlissene Schleißenscheite. Noch Fragen?
In allem ein sehr gelungener Abend, da man mit den Leuten hier wirklich viel Spass haben kann.

Mittwoch, 10. Oktober 2007

Anspruch und Wirklichkeit - Teil 2

Dovers Crossing ist eine Sozialwohnanlage am Südostrand von Lansing, unweit vom Autobahnkreuz US127/I-96. Für 700 Dollar erhält man eine 3-Raumwohnung (Wohnküche + 2 Zimmer) in dreigeschossigen Holzrahmenhäusern mit Gipskartonwänden und Flachdach. Ein Alteingesessener erzählte mir, dass die Häuser schon seit über 50 Jahren hier stehen und damit der Lebenserwartung eines amerikanischen Hauses doch schon sehr nahe kommt. Kürzlich wurden erst die Balkonabstützungen getauscht. Wer mit mehr als 6 Leuten auf den Balkon geht tut es auf eigene Gefahr.

Der allgemeine Zustand der Häuser ist ziemlich desolat. Steckdosen hängen aus der Wand, Wasserschläuche werden durch Löcher in der Wand geführt, in den FLuren fehlen Lampen, sämtliche Zimmerdecken in der obersten Etage (auch wir) haben Wasserflecken aus früheren Zeiten. Die Haustür wird nie abgeschlossen. Die Wohnungstüren bestehen aus Pressspan und schließen so mit +/-5mm Toleranz ab. Da mit der Faust durchzuschlagen würde sich allerdings nicht lohnen, da die Schlösser aus Blech beim Hingucken vor Schreck aufgehen. Zumal alle Türen Dreknäufe haben. Innen und Außen. Da mit 7 vollen Einkaufstüten schnell mal mit Ellenbogen Tür aufmachen geht nicht. Ich weiß nicht, warum die Drehknäufe hier überall so in sind.

Als ich mich schon mal eher im Blog über die einfachverglasten Fenster beschwert hatte, war ich voreilig. Sie sind doppel verglast. Man merkt es daran, dass die Scheiben beim aufschieben klappern, wenn die verbogenen Alurahmen sich in der Schiene festfressen, und auch daran, dass sich morgentlich Kondensat zwischen den Scheiben bildet, abgesehen von den vielen Fliegen, die dort ihr Grab gefunden haben. Vermutlich kann man die Fenster nur schieben, weil die Rahmen aus der Wand fallen würden, wenn man ein Fenster dranhängen würde.
Ein echter Bonus ergibt sich jedoch aus diesen schäbigen Klapperdingern: Auch wenn die Dinger noch so dreckig sind, man kommt nicht in Versuchung sie zu putzen. Es geht nicht. Außen kommt man nicht dran, da permanentes Fliegengitter und Verdeckung beim Aufschieben, und dazwischen rein auch nicht.

Die Balkontür hat ebenfalls Funktionseinschränkungen geometrischer Art. Die Tür ist rechteckig, der Rahmen trapezförmig. Entweder ich krieg sie unten oder an der Seite dicht. Man kann nicht alles haben.
Bisher störte das alles nicht, es war ja Sommer. Anfangs hatte ich auch das Bedürfnis bei Abwesenheit die Balkontüre zu verschließen. Ich dachte mir dann aber, dass es dieser popelige verbogene Alu-Stift, der sozusagen das Schloss an der vollverglasten Scheibe darstellte, es nicht Wert ist, dass man mit viel Kraft die Türe auf die Ecke stellt.
Sorgen macht mir der kommende, angeblich so bitterharsche Michigan-Winter. Wenn es bei -20 Grad durch die Balkontüre rein und durch die WOhnungstüre wieder herauszieht, wird es ungemütlich. Als Heizung stehen Elektroheizkörper zur Verfügung, die zentral über ein Thermostat gesteuert werden. Darin ist eine Quecksilberlibelle, die über eine Bimetall-Sprialfeder (Der eigentliche Regler ist eine Vorspannfeder zum Bimetall) gekippt wird. Bei entsprechender Temperatur kippt das Quecksilber an die eine Wand der Libelle und schließt einen Stromkreis. EIn schönes antiques Korisoum, von dem es auch mal Bilder geben wird.

Einige Wohnungen werden hier ganz preiswert an Sozialfälle vermietet, das ist so eine Abmachung mit der Stadt. Hab manchmal aber das Gefühl, da hier stattdessen einige Wohnungen an rechtschaffende Menschen vermietet werden. Mit unserem Nachbarn Jake haben wir allerdings keinen Ärger. Er ist so ein Typ, den man hier auf Court-TV sehen würde. Verschiedene Kinder von verschiedenen Frauen. Ständig jemand anderes da. Zum Glück ist er kein Alkoholiker, sondern Kiffer. Macht also keinen Lärm und er grüßt sogar, wenn er high ist. Seine Kids hängen oft im Treppenraus rum und erschrecken mich, wenn ich durch die Türe gehe. Vermutlich sind sie auch diejenigen, die es schaffen verschiedensten Müll, Tüten und Soßen regelmäßig auf dem komplett mit Teppich versehenen Flur zu verteilen, kurz nachdem die Reinigung durch ist.
Mmmmmh.. das gibt jede WOche ein anderes Aroma. Die Flure sind jeweils durch selbstschließende, brandbeschleunigende Holztüren nahzu zugdicht abgetrennt. Fenster gibt es zwar, aber keine Flügel zum Öffnen. Zusammen mit der nachmittaglich einfallenden Sonne ergibt sich da tagtäglich ein neuer warmer, stickiger Siff...

Letzte Woche fanden wir sogar einen Zettel unter der Tür durchgeschoben: You will die. Wie nett! Die Schrift war so krakelig, dass ich auf Kinder oder Analphabeten schließe. Die Chance steht in diesem Haus 50:50. Ich hoffe, es waren die Gören von nebenan.

Teil 3 gibts später.

Montag, 8. Oktober 2007

Gestatten, Flärke

Seit Samstag habe ich einen neuen Mitbewohner in meinem Zimmer. Er heißt Flärke, kommt aus Schweden und sorgt dafür, dass nicht so viel Zeug auf meinem Fußboden herumliegt. Genau, es handelt sich um ein IKEA-Regal.
Nachdem das (hier unbenannte) Institut Stellung bezogen hat und im Gegensatz zu mir nicht der Meinung ist, dass die zur Verfügung gestellten Wohnungen die wichtigste Möbilierung aufweisen sollte, habe ich mir nun selbst ein Regal gekauft.
Ok, die bisherigen Studenten haben es die letzten Jahren auch ohne Regal ausgehalten, aber für ein paar Monate Aufenthalt wollte ich mir den Luxus gönnen. Da hier in den WGs auch dringend Gläser und andere Küchenutensilien gebraucht werden, bot sich ein Ausflug zu IKEA an.

Seit ein paar Jahren gibt es ja tatsächlich IKEA auch in den USA, wenn auch nur in den ganz großen Ballungszentren, wie auch Detroit. Das wäre dann aber auch schon der einzige IKEA weit und breit. Das Angebot ist nahezu identisch, die Preise entsprechend den Werten in Euro. Damit ist IKEA hier die totale Ausnahme was Wohnungsausstattung angeht. Erstens haben Amerikaner einen sehr rustikalen, konservativ verkitschten Einrichtungsstil, zweitens kosten die Möbel sehr viel Geld.
Die Konsequenz ist natürlich, dass es im IKEA deswegen zugeht wie bei der Eröffnung des ersten McDonalds in Ostberlin. Es ist rammelvoll, staunende Gesichter, Kaufrausch. Amerikaner sind allerdings zu artig und eitel die Bleistifte tütenweise einzupacken.
Die Hotdogs kosten nur 50ct, allerdings gibts es nur Ketchup und Senf, keine Röstzwiebeln und saure Gurken. Dafür sitzen oben im Restaurant die Geizigen und Armen und essen Köttbullar für ganz wenig Geld.

Es ist faszinierend, wie IKEA wie zum Beispiel auch Aldi sein Konzept stur umsetzt. Die Märkte sehen exakt so aus wie in Deutschland. Vertraute Einteilung, vertraute Gerüche, vertraute Farben. Spätestens als ich vor dem IVAR-Regal stand war mir klar: Es gibt doch eine gewisse Kontinuität auf dieser Welt. Gut so!

Seit vorhin nun ist Flärke aufgebaut. Für 20 Dollar bekam ich ein 1,8m hohes Regal, Pressholz, Birkeimitat, Papprückwand. Und nichts muss mehr auf dem Boden liegen.

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